Finanzen kompakt:FBI verhaftet Disney-Betrügerin

Dagoberts Glückszehner ist wieder sicher: Eine Disney-Angestellte ist auf frischer Tat ertappt worden, wie sie Geschäftszahlen des Medienkonzerns zum Verkauf anbot - nun ist sie inhaftiert. Außerdem: Lehman verklagt JP Morgan.

Das FBI hat in Los Angeles eine Sekretärin der Disney-Kommunikationschefin Zenia Mucha wegen Verdachts auf Insiderhandel verhaftet. Die 33-Jährige soll zusammen mit ihrem 29-jährigen Freund Mails an rund 20 Hedge Funds in Europa und den USA verschickt und darin Informationen über die Zahlen des zweiten Geschäftsquartals angeboten haben, bevor diese öffentlich werden.

Finanzen kompakt: Ein Heißluftballon über dem Disneyland in Paris. Wegen Verdachts auf Insiderhandel hat das FBI eine Sekretärin der Disney-Kommunikationschefin Zenia Mucha verhaftet.

Ein Heißluftballon über dem Disneyland in Paris. Wegen Verdachts auf Insiderhandel hat das FBI eine Sekretärin der Disney-Kommunikationschefin Zenia Mucha verhaftet.

(Foto: Sylvain Cambon/AP)

Auf diese Weise entstand auch das Gerücht, dass Disneys TV-Kanal ABC zum Verkauf stehe, was der Medienkonzern nun offiziell dementiert hat. Das kriminelle Pärchen ist von verdeckten Ermittlern des FBI, die sich als Hedge-Fund-Händler ausgaben, auf frischer Tat ertappt worden.

Die Strafbehörden wurden von einigen der Hedge Funds, die diese Mails erhalten hatten, auf das Duo aufmerksam gemacht. Den beiden drohen bis zu 20 Jahre Gefängnis.

Lehman verklagt JPMorgan

Die Lehman Brothers Holding hat die zweitgrößte US-Bank JP Morgan Chase auf Schadenersatz verklagt. Der Grund der Klage: In den Tagen vor dem Zusammenbruch von Lehman soll JP Morgan kurzfristig fünf Milliarden Dollar zurückverlangt haben. In der beim Konkursgericht in Manhattan eingereichten Klage wirft Lehman JPMorgan vor, Kenntnisse von Interna der Investmentbank ausgenutzt zu haben, um das Geld abzuschöpfen.

Allein in den vier Geschäftstagen vor dem Zusammenbruch von Lehman habe JP Morgan 8,6 Milliarden Dollar als Sicherheit abgezogen. JP Morgan habe Lehman finanziell die Pistole auf die Brust gesetzt, heißt es in der Klageschrift.

Durch die engen Geschäftsbeziehungen habe JP Morgan gewusst, dass Lehmans Überlebensfähigkeit von Tag zu Tag mehr gefährdet gewesen sei. Die Clearing-Bank habe daraufhin gedroht, notwendige Abrechnungsdienste nicht mehr zu erbringen, wenn nicht Milliarden an Sicherheit hinterlegt würden.

Die Entscheidung über die Sicherheits-Forderungen seien von der JP-Morgan-Spitze getroffen worden, nachdem sie aus Besprechungen mit Notenbankchef Ben Bernanke und dem damaligen Finanzminister Henry Paulson die Gewissheit gezogen hätten, dass die Regierung Lehman nicht vor dem Konkurs retten würde.

JP-Morgan-Sprecher Joe Evangelisti nannte die Klage haltlos und kündigte an, dagegen vorzugehen. Der durch die Hypothekenkrise und andere riskante Geschäfte ausgelöste Konkurs von Lehman war die größte Firmenpleite in der Geschichte der USA und löste 2008 die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise aus.

Commerzbank: Neuer Fonds für den Mittelstand

Die teilstaatliche Commerzbank und die staatliche Förderbank KfW wollen einem Zeitungsbericht zufolge einen eigenen Fonds für den deutschen Mittelstand auflegen. Die Financial Times Deutschland meldete, sie verfüge über Informationen, wonach das Volumen des Fonds 300 bis 500 Millionen Euro betragen solle.

Firmen sollten mit Eigenkapital versorgt werden und auf diese Weise in die Lage versetzt werden, ihr Wachstum zu finanzieren, hieß es demnach. Der Verwaltungsrat der KfW solle am 10. Juni über die Pläne abstimmen. KfW und Commerzbank lehnten dem Bericht nach eine Stellungnahme ab.

Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums sagte der Zeitung: "Wir sehen es positiv, weil damit eine Lücke in der Mittelstandsfinanzierung geschlossen würde." In informierten Kreisen hieß es dem Bericht zufolge, der neue Fonds von KfW und Commerzbank sei kein Konkurrenzprodukt zum Fonds der Deutschen Bank. Er sei anders konstruiert.

Ein Unterschied zwischen dem Fonds der Deutschen Bank und dem der KfW und Commerzbank werde die Größe der Zielkunden sein, berichtete die Zeitung. Der Deutsche-Bank-Fonds richte sich an Mittelständler mit einem Umsatz von maximal 100 Millionen Euro, der neue Fonds dagegen nach derzeitiger Planung an Unternehmen mit einem Umsatz von 50 bis 500 Millionen Euro.

Die KfW solle etwa 150 bis 250 Millionen Euro in den Fonds geben, die Commerzbank voraussichtlich den Rest. Allerdings seien die Institute offen für weitere interessierte Investoren.

US-Regierung treibt Ausstieg bei Citigroup voran

Die US-Regierung trennt sich von weiteren Aktien der Citigroup. Das Finanzministerium teilte mit, 1,5 Milliarden Aktien des Geldhauses zum Verkauf zu stellen. Die Veräußerung einer ersten, im April angebotenen Tranche im gleichen Volumen sei abgeschlossen und habe einen Bruttoertrag von 6,2 Milliarden Dollar eingebracht, erklärte das Ministerium.

Dies entspricht einem durchschnittlichen Aktienpreis von 4,13 Dollar und dürfte dem Staat somit einen Gewinn von etwa 1,3 Milliarden Dollar in die Kassen gespült haben. Die US-Regierung hatte dem einst größten Finanzinstitut der Welt insgesamt 7,7 Milliarden Aktien oder 27 Prozent des Gesamtkapitals zu einem Preis von 3,25 Dollar je Anteilsschein abgenommen.

Ein Citigroup-Sprecher erklärte, die Bank freue sich, dass das Finanzministerium beim gewinnbringenden Verkauf der Aktien vorankomme. In den vergangenen beiden Jahren half der Staat der in der Finanzkrise taumelnden Bank mit insgesamt 45 Milliarden Dollar aus.

Dow Jones rutscht unter 10.000 Punkte

An der New Yorker Börse hat der Dow-Jones-Index erstmals seit Februar unter der psychologisch wichtigen Marke von 10.000 Punkten geschlossen. Der Leitindex fiel zu Börsenschluss am Mittwoch auf 9974,45 Punkte, der tiefste Stand seit dem 8. Februar.

Der Dow Jones verlor 0,68 Prozent, der Technologieindex Nasdaq sank um 0,68 Prozent auf 2195,88 Punkte. Ursache war Analysten zufolge die Euro-Schwäche. Die Gemeinschaftswährung wurde in New York für 1,22 Dollar gehandelt und näherte sich damit ihrem Tiefststand aus der vergangenen Woche an.

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