Finanzen kompakt:Kaldemorgen geht - aber nur ein bisschen

Klaus Kaldemorgen, Vorstandssprecher der Fondsgesellschaft DWS, gibt sein Amt auf. Außerdem: Der Handel befürchtet einen Kleingeld-Engpass. Das Wichtigste in Kürze.

Die Fondsgesellschaft DWS erhält eine komplett neue Führungsriege. Der bisherige Vorstandssprecher Klaus Kaldemorgen gibt sein Amt auf und wird sich künftig ausschließlich auf das Fondsmanagement konzentrieren, wie die Deutsche-Bank-Tochter, für die seit diesem Jahr der frühere Fußball-Nationaltorwart Oliver Kahn wirbt, mitteilte.

Kaldemorgen wird neuer DWS-Chef

Der bisherige DWS-Vorstandssprecher Klaus Kaldemorgen gibt sein Amt auf und wird sich künftig ausschließlich auf das Fondsmanagement konzentrieren.

(Foto: ddp)

Neuer Vorstandschef werde Wolfgang Matis, zuletzt bei der Deutschen Bank der Leiter Global Markets Deutschland. Asoka Wöhrmann bleibt in der Geschäftsführung und wird künftig das Geschäft mit Aktien, Anleihen und Multi-Asset verantworten.

Ingo Gefeke scheidet aus der Geschäftsführung aus und übernimmt neue Aufgaben bei der ebenfalls zur Deutschen Bank gehörenden Deutschen Asset Management in New York. Axel Schwarzer verlässt die DWS, "um neuen Aufgaben außerhalb des Unternehmens nachzugehen", hieß es.

Einzelhandel bangt um Bargeldversorgung

Nach dem glänzenden Weihnachtsgeschäft sorgt sich der Einzelhandel in Deutschland um seine Bargeldversorgung. Schon zum Jahreswechsel könne das Münzgeld in kleineren Geschäften knapp werden, warnte der Präsident des Handelsverbands Deutschland (HDE), Josef Sanktjohanser, auf bild.de. Viele Händler bekämen von ihrer Hausbank kein Münzgeld mehr, weil immer mehr Filialen diesen Service einstellten.

Hintergrund ist offenbar, dass die Bundesbank die Münzgeldversorgung der Banken schrittweise auf große Norm-Container umstelle, in denen beispielsweise 75.000 Ein-Euro-Münzen seien. Banken oder Geldtransportunternehmen, die Münzen für den Handel beschaffen und nur kleinere Mengen brauchen, hätten hohe Gebühren zu tragen, die an den Handel weitergereicht würden, sofern die Geldbeschaffung nicht per langfristigem Vertrag geregelt sei.

Dementsprechend hätten kleinere Händler statt bisher sieben oder acht Cent pro Rolle künftig vier bis sechs Cent mehr zu zahlen. Laut HDE forderten Banken vereinzelt sogar schon 25 Cent pro Rolle, was bei einer Rolle mit 50 Ein-Cent-Münzen der Hälfte des Gesamtwerts der Münzrolle entspreche. "Die Bargeldbeschaffung verteuert sich im Extremfall um bis zu 300 Prozent", sagte Sanktjohanser. Die höheren Kosten würden zumindest teilweise auf die Verbraucher umgelegt.

Verdi meutert gegen verdeckte Ermittler

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat von der Bundesregierung den Verzicht auf die geplante Kontrolle von Bankberatern durch verdeckte Ermittler gefordert. Die Entscheidung für solche Kontrollen sei "falsch", Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) solle sie "unverzüglich zurücknehmen", erklärte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Uwe Foullong.

Die Bundesregierung müsse Banken und deren Manager als tatsächlich Verantwortliche ins Visier nehmen, nicht aber die Kundenberater. Stärkere Regulierung von Banken sei richtig. Dabei müssten aber die Vertriebssysteme der Banken unter die Lupe genommen werden.

Umfragen von Verdi im Bankgewerbe zeigten, dass Bankberater kundenorientiert beraten und die Interessen von Verbrauchern bedienen wollten, teilte die Gewerkschaft mit. Bankberater würden aber häufig von ihren Arbeitgebern unter Androhung negativer Folgen unter Druck gesetzt, Vorgaben des Vertriebs zu erfüllen. Der Einsatz verdeckter Ermittler würde Bankberater "doppelt unter Druck setzen" - auf der einen Seite von der Bank, auf der anderen Seite vom Staat, kritisierte Foullong. Mit dem Einsatz der Ermittler gehe die Regierung deswegen "einen völlig falschen Weg", der keine Verbesserungen bringe.

Vor wenigen Tagen hatte Verbraucherschutzministerin Aigner angekündigt, ab 2011 Bankberater durch verdeckte Ermittler kontrollieren und dadurch Falschberatung eindämmen zu wollen. Dafür soll die Finanzaufsicht Bafin Testkunden in Bankfilialen schicken.

Brüderle unter Strom

Angesichts der Preiserhöhungen bei Hunderten von Stromversorgern zum neuen Jahr hat Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) die Verbraucher zum Anbieterwechsel aufgerufen. "Wettbewerb kann nur funktionieren, wenn die Verbraucher ihre Rolle als Marktteilnehmer aktiv wahrnehmen", sagte Brüderle.

Im Falle von Preiserhöhungen bedeute dies, über einen Anbieterwechsel nachzudenken. Verbraucher könnten dadurch nicht nur Geld sparen, sondern gäben auch dem Wettbewerb einen Schub.

Nach Angaben des Verbraucherportals Verivox erhöhen zum 1. Januar 500 Stromversorger die Preise um durchschnittlich sieben Prozent. Betroffen davon ist demnach die Hälfte der deutschen Haushalte. Im Februar wollen mehr als 40 weitere Anbieter nachziehen.

Die Unternehmen reagieren damit eigenen Angaben zufolge auf die 2011 steigende Abgabe für den Ausbau erneuerbarer Energien, die alle Stromkunden über ihre Rechnung mitbezahlen müssen. Kritikern zufolge haben sich für die Stromkonzerne allerdings in den vergangenen Jahren deutliche Einsparungen ergeben, etwa beim Stromeinkauf.

Citibank-Mitarbeiter unter Verdacht

In Indien werden Mitarbeiter der Citibank des Millionenbetrugs verdächtigt. Die indische Polizei teilte mit, dass sie gegen Angestellte der Bank in Gurgaon, einer boomenden Vorstadt von Neu Delhi, wegen Betrugs ermittle.

Einem Bericht der Zeitung Economic Times zufolge sollen die Citibank-Beschäftigten mit gefälschten Briefen etwa 40 wohlhabende Kunden dazu gebracht haben, umgerechnet insgesamt etwa 67 Millionen Euro in einen fingierten Investitionsplan zu stecken. Die Polizei selbst wollte keine Details aus den laufenden Ermittlungen nennen.

Die Citibank erklärte, dass sie ihrerseits "verdächtige Transaktionen" ausgemacht habe und jetzt untersuche. Die bisherigen Erkenntnisse seien unverzüglich an die Behörden weitergeleitet worden. In Gurgaon sind zahlreiche ausländische Unternehmen angesiedelt.

Blackstone liebäugelt mit Centro

Der US-Finanzinvestor Blackstone hat einem Medienbericht zufolge ein Auge auf die 600 US-Immobilien des australischen Shopping-Center-Betreibers Centro geworfen. Blackstone sei in den Bieterwettbewerb eingestiegen, berichtete das Wall Street Journal unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Mitte des Jahres habe Centro seinen amerikanischen Besitz mit rund 9,5 Milliarden Dollar bewertet.

Die Australier verwalten Shopping-Center in den USA, Australien und Neuseeland mit einem Gesamtwert von 18,8 Milliarden Dollar. Wegen seiner Schulden, die fast die Höhe des Besitzes erreichen, hat Centro einen Teil seiner Anlagen zum Verkauf angeboten.

Nach Angaben der Gruppe haben unter anderem das auf Einkaufszentren spezialisierte Immobilienunternehmen Westfield und Lend Lease Interesse signalisiert. Es seien mehrere Gebote für die Immobilien in den USA und Australien eingegangen, hieß es in der vergangenen Woche.

Blackrock gründet eigene Handelssparte

Der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock will künftig einen erheblichen Teil seiner Wertpapieraufträge selbst abwickeln. Sie sollen nicht mehr wie bisher an Investmentbanken vergeben werden. Zu diesem Zweck habe Blackrock eine hauseigene Handelssparte gegründet, sagte Mitgründer und Vorstandsmitglied Rob Kapito in einem Interview mit der Financial Times. Die Sparte soll 2011 die Arbeit aufnehmen, der US-Konzern kaufe dafür bereits Spezialisten ein.

Blackrock hält als Fonds- und Indexfonds-Anbieter auch Anteile an diversen deutschen Dax-Konzernen. Mit diesem Schritt will sich das Unternehmen unabhängig machen von der Preismacht der Wall-Street-Banken: "Handelskosten sind signifikante Ausgaben für unsere Kunden, und wir glauben, dass es Platz für eine interne Plattform gibt, mit der wir einen Beitrag zu Kundenerträgen leisten", sagte Kapito.

Für die US-Investmentbanken, die einen hohen Teil ihrer Umsätze und Gewinne im Handel erzielen, ist die Gründung einer eigenen Plattform ein doppelter Schlag: Blackrock ist schon heute der mit Abstand weltgrößte Vermögensverwalter. Außerdem ist der Finanzdienstleister über die Tochterfirma Blackrock Solutions für das Risikomanagement im Auftrag externer Kunden verantwortlich. Beides macht Blackrock zu einem der wichtigsten Kunden der Investmentbanken.

Deutsche Bank: Auflagen in Japan

Der Deutschen Bank drohen in Japan einem Bericht zufolge neue Kapital-Auflagen. Die Regulierungsbehörden hätten das Geldhaus auf den ersten Rang einer Liste mit systemrelevanten Instituten gesetzt, berichtete die japanische Zeitung Mainichi. Dahinter würden Goldman Sachs und JPMorgan Chase folgen. Die Liste sei von der Agentur für Finanzdienstleitungen und der Bank of Japan zusammengestellt worden.

Die japanischen Behörden haben dem Bericht nach ihre Einschätzung bereits dem Finanzstabilitätsrat (FSB) vorgelegt. Dieser soll bis Mitte 2010 entscheiden, welche Institute als eindeutig global systemrelevant eingestuft werden. Nach dem Willen der FSB müssen diese mehr Eigenkapital im Verhältnis zu ihrer Bilanzsumme vorhalten als andere, um Verluste besser auffangen zu können und in einer neuen Finanzkrise nicht wieder dem Steuerzahler zur Last zu fallen.

Über die Auflagen können die Aufseher in den einzelnen Länder aber weitgehend selbst entscheiden. Große Banken stehen im Verdacht, in dem Bewusstsein, im Notfall vom Staat gerettet zu werden ("too big to fail"), zu hohe Risiken auf sich genommen zu haben.

Weniger Immobilien zwangsversteigert

Die Zahl der Zwangsversteigerungen von Immobilien an deutschen Amtsgerichten ist 2010 erneut zurückgegangen. 82.208 Gerichtstermine listet der Ratinger Fachverlag Argetra für das ablaufende Jahr auf - 5,1 Prozent weniger als 2009. Die Summe der Verkehrswerte fiel demnach um 9,8 Prozent auf 13,62 Milliarden Euro. Auch im nächsten Jahr rechnet Argetra-Sprecher Winfried Aufterbeck bei anhaltend guter Konjunktur mit einer weiteren Normalisierung: "Ein Rückgang der Arbeitslosigkeit geht einher mit dem Rückgang der Zwangsversteigerungen."

Vor acht Jahren - nach dem Platzen der Internetblase - waren die Termine erstmals von knapp 80.000 (2001) auf fast 88.000 hochgeschnellt. Höhepunkt war 2005 mit mehr als 92.500 Ansetzungen. 73 Prozent der Immobilien kamen 2010 erstmals unter den Hammer, rund 27 Prozent wurden zum wiederholten Mal angeboten. Zu jeweils einem Drittel wurden Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Eigentumswohnungen aufgerufen, 26 Prozent waren Gewerbe oder Geschäftshäuser, der Rest Grundstücke und Garagen. Die zeitliche Spanne zwischen der Beschlagnahme eines Objektes und der Veröffentlichung des ersten Versteigerungstermins betrage zwischen 347 und 586 Tagen, teilte der Verlag mit.

Die Termine gingen in den Bundesländern Schleswig-Holstein (minus 12,6 Prozent), Niedersachsen (minus 10,2 Prozent), Bayern (minus 11,5 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (minus 10,5 Prozent) um mehr als ein Zehntel zurück. Den Rückgang in Hamburg um 42 Prozent auf 411 Termine begründete der Verlag mit einem Großobjekt, dessen Wohnungen 2009 zum Teil einzeln angeboten worden waren. Er registrierte lediglich in Bremen (plus 28,4 Prozent) und im Saarland (plus 4,9 Prozent) mehr Gerichtstermine als 2009.

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