Finanzen kompakt:Dreiste Abzocke per Telefon

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Ein Anbieter verspricht Gewinne und zockt Arglose per Telefonrechnung ab, die Bundesbank ordnet die Commerzbank als nicht systemrelevant ein. Das Wichtigste in Kürze.

Verbraucherschützer warnen vor einer neuen Abzock-Masche: Der Anbieter Win-Finder verspricht die Teilnahme an 200 Gewinnspielen. Unter "Beiträge anderer Anbieter" tauchen dann später uminöse Kosten in der Gesprächsliste auf. Die Abrechnung erfolgt über die Deutsche Telekom. Verbraucherschützer raten Telefonrechnungen regelmäßig und genau zu überprüfen - insbesondere Onlinerechnungen.

Der Anbieter Win-Finder organisiert Gewinnspiele und lässt sich seine Dienste verdeckt über die Telefonrechnung bezahlen. (Foto: dpa)

Vor allem ältere Verbraucher berichten, ihnen sei in Anrufen von angeblichen Gewinnen berichtet worden und gaben personenbezogene Daten preis. Per Telefonrechnung habe Win-Finder den Angerufenen dann vermeintliche Leistungen in Rechnung gestellt. In einem solchen Fall ist es möglich, nur den unstrittigen Betrag der Telefonrechnung zu bezahlen und der Telekom den Grund dafür mitzuteilen. Bei einer Mahnung sollten Betroffene vom Anbieter einen Nachweis über einen Vertrag fordern und ihn vorsorglich widerrufen.

Die Bundesbank will die Commerzbank als nicht systemrelevant einstufen. Für die Comerzbank hätte das die positive Folge weniger strengen Kapitalanforderungen zu unterliegen. Bundesbank-Vize Christoph Zeitler sagte dem Handelsblatt, dass bei der Großbanken-Frage global aktive Institute im Vordergrund stünden. Nationale Aufseher gingen dabei von gleichen Maßstäben aus.

Die Commerzbank sollte zuerst auf einer Liste des Financial Stability Board (FSB) stehen, die rund 30 systemrelevante Finanzkonzerne umfasst. Auch die Deutsche Bank und die Allianz waren als systemrelevant eingestuft worden. Falls die Commerzbank diesen Status erhalten sollte, bräuchte sie deutlich mehr Eigenkapital als Sicherheitspuffer. Mit 18,2 Milliarden Schulden beim Bund ist das für die Commerzbank nicht zu leisten. Die Commerzbank hat zwar mit 900 Milliarden Euro Bilanzsumme eine enorme Größe, wirtschaftet allerdings überwiegend in Deutschland. Damit fällt sie nicht in die Kategorie global tätiger Häuser.

Nicht einmal jeder Zweite legt in Deutschland jeden Monat Geld zur Seite. Regelmäßig sparen nur 41 Prozent der Bürger, wie aus einer von der Postbank veröffentlichten repräsentativen Emnid-Umfrage hervorgeht.

Im Westen sind es demnach immerhin 44 Prozent, im Osten dagegen nur 30 Prozent. Gut ein Viertel spart unregelmäßig bei Sondereinnahmen wie Weihnachtsgeld oder Steuerrückzahlungen. 16 Prozent der Befragten gaben an, sie könnten überhaupt nichts sparen. Die große Mehrheit der Deutschen (87 Prozent) findet Sparen aber wichtig. Im Osten geben sogar 90 Prozent der Menschen an, dass ihnen Sparen wichtig oder sehr wichtig ist. Bei den Westdeutschen sind es 86 Prozent. Auch zwischen den Geschlechtern gibt es Unterschiede: Frauen finden es mit 94 Prozent bedeutsamer als Männer mit 79 Prozent.

Wenige Tage vor dem EU-Gipfel regt sich Widerstand gegen die deutsch-französische Forderung nach einer erneuten EU-Vertragsänderung. Luxemburg und Tschechien übten am Montag am Rande des EU-Außenministertreffens in Luxemburg Kritik an dem Plan. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der französische Präsident Nicolas Sarkozy wollen damit den Euro-Stabilitätspakt verschärfen und einen ständigen Hilfsfonds für schwächelnde EU-Länder schaffen. Deutschland und Frankreich wollen auf dem EU-Gipfel ab Donnerstag in Brüssel ein Mandat für eine Vertragsänderung erhalten, welche Einstimmigkeit erfordert.

Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn sagte, die deutsch-französische Forderung hinterlasse bei den europäischen Partnern "ein sehr schlechtes Gefühl". Es drohe die Gefahr, dass sich die EU erneut Monate und Jahre mit sich selbst beschäftige. Der Lissabon-Vertrag war nach jahrelangem Tauziehen erst vor elf Monaten in Kraft getreten. Auch Tschechiens Chefdiplomat Karel Schwarzenberg bewertete die Möglichkeit einer Vertragsänderung mit großer Skepsis: "Möglich ist alles auf dieser Welt, aber wahrscheinlich ist es nicht", sagte Schwarzenberg.

EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark fordert die Überwachung des EU-Stabilitätspaktes durch ein unabhängiges Gremium und harte Strafen gegen Defizitsünder. "Solange Europas potentielle Sünder weiter seine tatsächlichen Sünden beurteilen, wird der Gruppendruck nicht funktionieren", schrieb Stark in einem am Montag veröffentlichten Beitrag für die Financial Times Deutschland. Gebraucht werde daher eine entpolitisierte Überwachung - "am besten durch ein unabhängiges Gremium".

Stark forderte auch ein rechtzeitiges Vorgehen bei Fehlentwicklungen. "Um glaubhaft zu bleiben, müssen Sanktionen greifen, lange bevor ein Land in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät." Die Strafmaßnahmen sollten bereits eingeleitet werden, wenn die Regierungen die Mindestanforderungen zur Erreichung der mittelfristigen Ziele nicht mehr erfüllen. "Sie sollten stufenweise verschärft werden, je länger die Regelverstöße andauern und je schwerwiegender sie sind", forderte Stark.

Der Stabilitätspakt sieht eine Grenze für die jährliche Neuverschuldung von drei Prozent und ein Limit für die Gesamtverschuldung von 60 Prozent des Bruttoinlandsproduktes vor. Nur wenige Länder erfüllen derzeit die Vorgaben. Kritiker fürchten, dass dies über kurz oder lang den Euro schwächen wird.

Die Bank of America hat einem Zeitungsbericht zufolge Unregelmäßigkeiten in ihren Unterlagen zu Zwangsvollstreckungen überschuldeter Häuser eingeräumt. Die Bank habe bislang Fehler in zehn bis 25 Fällen gefunden, schrieb das Wall Street Journal. Anfang vergangener Woche habe die größte US-Bank mit der Durchsicht von insgesamt 102.000 Fällen begonnen, weil sie Gerichten in 23 Bundesstaaten Unterlagen erneut vorlegen wolle. Bei den Fehlern handele es sich um unvollständige Unterlagen oder fehlende Unterschriften.

Das Institut habe erklärt, es handele sich lediglich um kleinere Mängel. Hinweise für fehlerhafte Zwangsversteigerungen seien nicht gefunden worden. Alle 50 US-Bundesstaaten untersuchen derzeit in einer gemeinsamen Aktion die Hypotheken-Branche. Im Fokus steht dabei die Frage, ob die Banken über Jahre hinweg nachlässig im Umgang mit Unterlagen bei der Vorbereitung von Zwangs-Räumungen und -Versteigerungen waren. Ein Sprecher der Bank of America sagte, die Bank bemühe sich, die Vorgänge korrekt hinzubekommen und die Kunden fair zu behandeln.

Die Börsenbetreiber von Singapur und Australien wollen fusionieren und damit eine der größten Börsen der Welt schaffen. Das kündigten die SGX in Singapur und die ASX in Sydney an. "Singapore Exchange Limited und ASX Limited kombinieren ihre Geschäfte, um die beste Börse im Asien-Pazifik-Raum zu schaffen - dem Herzen des Weltwirtschaftswachstums", teilte SGX mit.

Der Deal muss von den Aufsichtsbehörden genehmigt werden. Nach Angaben von SGX wäre die kombinierte ASX-SGX Ltd der fünftgrößte Börsenbetreiber der Welt. Gelistet würden 2700 Unternehmen aus 20 Ländern, darunter 200 aus China und Hongkong. Zusammen hätten die beiden Plätze einen gemeinsamen Börsenwert von 8,8 Milliarden Euro.

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