Finanzen kompakt:Razzia bei der Deutschen Bank in Moskau

Die Deutsche Bank hat Scherereien mit den russischen Behörden. Diese ermitteln offenbar gegen einen Kunden des Geldhauses. Außerdem: Die US-Börsen befinden sich im Aufwind. Das Wichtigste in Kürze.

Die Deutsche Bank hat Ärger in Moskau: Einheiten des russischen Innenministeriums durchsuchten Räume des größten deutschen Geldhauses in der russischen Hauptstadt. Grund für die Razzia seien Ermittlungen gegen einen Geschäftsmann wegen eines mutmaßlichen Betrugs von 63,6 Millionen Euro bei der Sanierung eines Luxushotels.

Deutsche Bank office was searched in Moscow

Die Niederlassung der Deutschen Bank in Moskau: Das Institut soll unbestätigten Berichten nach angeforderte Papiere nicht herausgegeben haben.

(Foto: dpa)

Das sagte der Sprecher der nationalen Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin, nach Angaben der Agentur Interfax.

Einer namentlich nicht genannten Quelle zufolge soll die Deutsche Bank angeforderte Dokumente nicht herausgegeben haben.

Die Zentrale in Frankfurt kommentierte die Razzia zunächst nicht und verwies auf die russischen Behörden. Nach Angaben Markins richten sich die Ermittlungen gegen den Geschäftsmann Vitali Gogochija, einen Referenten des Duma-Abgeordneten Aschot Jegiasarjan. Der Parlamentarier wird mit einem internationalen Haftbefehl gesucht. Er soll unter anderem illegale Firmenübernahmen organisiert haben.

An den Börsen in den USA geht es aufwärts: Der US-Leitindex Dow Jones stieg zum ersten Mal seit dem Juni 2008 auf über 12.000 Punkte. Den Anstieg erklären Analysten mit nachlassenden Sorgen über die Lage im Nahen Osten, guten Unternehmenszahlen und positiven Signalen aus der US-Industrie.

Insgesamt kletterte der Dow Jones um 1,25 Prozent auf 12.040,16 Punkte. Die Zwölftausender-Marke gilt als psychologisch wichtig.

Zu dem guten Ergebnis trugen unter anderem die Bilanzen von Pfizer und United Parcel Service. Der Pharmakonzern Pfizer profitierte von den guten Ergebnissen des vierten Quartals, die den Kurs um 5,5 Prozent auf 19,22 Dollar hoben. Das vierte Quartal fiel auch bei dem Logistiker United Parcel Service (UPS) überaus positiv aus - die UPS-Aktie sprang um 4,2 Prozent auf 74,59 Dollar. Konzernchef Scott Davis hatte einen Rekordgewinn für das Jahr 2011 versprochen.

Der breiter gefasste S&P-500-Index zog noch stärker an: Er ging mit einem Plus von 1,7 Prozent bei 1307,59 Punkten aus dem Handel.

KfW schafft Rekordgewinn

Dank des Aufschwungs im Jahr 2010 fällt der Gewinn der Förderbank KfW so hoch aus wie noch nie. Für das gesamte Jahr erwartet der Vorstandsvorsitzende der KfW-Bankengruppe Ulrich Schröder ein Rekordergebnis. Die genauen sollen im April veröffentlicht werden.

"Das vierte Quartal hat sich entgegen unseren Erwartungen besser entwickelt als der Durchschnitt der Vorquartale", sagte Schröder. Dabei war die Bank 2010 schon nach neun Monaten deutlich im Aufschwung und hatte ihren Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 781 Millionen auf 1,48 Milliarden Euro verdoppelt.

Laut Schröder stützen sich die Rekordzahlen jedoch auf starke Bewertungseffekte und können deshalb nicht einfach in die Zukunft fortgeschrieben werden.

Rohstoffe sind für die Weiterverarbeitung und den Konsum da, nicht zum Spekulieren - dieser Logik folg die EU-Kommission und will Geschäftemacherei mit Rohstoffen, wie etwa Getreide, eindämmen. Ziel ist es, den Markt transparenter zu gestalten und strenger zu regeln.

Spekulationen am Rohstoffmarkt werden unter anderem für den Anstieg der Lebensmittelpreise im Jahr 2008 verantwortlich gemacht, die zu Unruhen in Afrika und Asien führten.

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hatte das Thema bereits zu einem Schwerpunkt seiner G20-Präsidentschaft gemacht. Seine Forderungen gehen dabei weiter als die der Kommission.

Zapatero nimmt Deutschland in die Pflicht

Deutschland muss mehr Initiative bei der Bekämpfung der Schuldenkrise übernehmen - das fordert Spaniens Regierungschef Jose Luis Rodriguez Zapatero in einem Interview in mehreren deutschen Zeitungen, so auch der Süddeutschen Zeitung. Er zielt dabei nicht auf die Aufstockung des Euro-Rettungsfonds ab, sondern auf einen Wettbewerbspakt.

Zapatero warnte außerdem vor kleinkariertem Verhalten in der Krise. Man dürfe nicht ständig aufrechnen, wer gewinnt und wer verliert. Ein gemeinsamer Markt nütze allen.

Die wirtschaftliche Situation im eigenen Land schätzte Zapatero positiv ein: "Spanien ist stark, Spanien ist solvent und macht seine Hausaufgaben und Reformen." Am Donnerstag trifft der Spanische Regierungschef mit Kanzlerin Angela Merkel zusammen.

Rückschlag im Kampf gegen die Euro-Krise: Das Europäische Parlament stoppte vorerst den Aufbau einer gemeinsamen Finanzaufsicht der EU.

Wegen zu niedriger Gehälter gebe es nicht genug Bewerber, die Altersgrenze von 60 Jahren sei unangemessen und es gebe außerdem zu wenig Frauen, hieß es aus dem Wirtschaftsausschuss des Parlaments. Die Abgeordneten beschwerten sich auch darüber, nicht an der Vorauswahl der Kandidaten beteiligt gewesen zu sein.

Zahlreiche EU-Parlamentarier zweifeln daran, ob die Finanzaufsicht ihre Aufgaben angemessen erfüllen kann, da sowohl Personal als auch an Haushaltsmittel fehlten. Die Finanzaufsicht sollte ursprünglich als Kontrollsystem für Börsen, Banken und Versicherungen installiert werden. In Krisenfällen sollten so Maßnahmen über die nationalen Regierungen hinweg beschlossen werden können.

Fed verlängert Einkaufszettel

Die US-Notenbank Fed könnte zusätzliche Staatsanleihen aufkaufen - das sagte Fed-Präsident von Kansas City, Thomas Hoenig. Über diesen Schritt könnte nachgedacht werden, falls die Konjunkturzahlen enttäuschend ausfallen, sagte der Geldpolitiker in einem Interview mit Market News International.

Die Fed hatte im November beschlossen, bis Mitte 2011 Anleihen in Höhe von 600 Milliarden Dollar aufzukaufen, um die Konjunktur zu beleben. Bis jetzt war die Strategie erfolgreich: Das Konsumklima in den USA hat sich im Januar überraschend deutlich aufgehellt und den höchsten Stand seit 2010 erreicht. Auch auf dem Immobilienmarkt gab es einen positiven Trend.

Türkischer Medienkonzern hat neuen Eigentümer

Der türkische Medienkonzern Dogan Yayin hat offenbar einen neuen Eigentümer. Der Finanzinvestor KKR Kreisen soll sich mit einem türkischen Partner auf ein gemeinsames Angebot für das Medienunternehmen geeinigt haben.

Das berichtete eine Quelle der Nachrichtenagentur Reuters, ohne den zweiten Bieter namentlich zu nennen. Die Aktien von Dogan Yayin stiegen daraufhin um zwei Prozent.

Russische Börsen fusionieren

Bewegung auf dem russischen Aktienmarkt: Die Aktienbörsen Micex und RTS sollen fusionieren, teilte die russische Zentralbank mit, die selbst mit knapp 30 Prozent an Micex beteiligt ist. Demnach soll Micex eine Kontrollmehrheit an RTS erwerben im Tausch für eigenes Bargeld und Aktien.

Die Transaktion bewerte Micex mit 3,45 Milliarden Dollar und RTS mit 1,15 Milliarden Dollar. Bis Mitte April soll die Fusion auch rechtlich abgewickelt werden. Langfristig will Russland seine Kapitalmärkte besser aufstellen und Moskau zu einem weltweit bedeutenden Finanzzentrum machen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: