Finanzen kompakt:Chinas Banken fehlen 52 Millarden Euro

Die Banken in China haben großzügig Kredite vergeben, nun brauchen sie Geld. Außerdem: China und die USA streiten wegen des schwachen Yuans.

Nach ihrer großzügigen Kreditvergabe im Vorjahr wird bei Chinas Banken nach eigener Aussage das Geld knapp. Die vier größten Institute des Landes könnten in den kommenden fünf Jahren der Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) zufolge umgerechnet rund 52 Milliarden Euro (480 Milliarden Yuan) benötigen.

Es sei schwierig, diese Summe ausschließlich am Kapitalmarkt aufzubringen, erklärte ICBC-Chef Yang Kaisheng. Analysten zufolge könnte die Regierung gezwungen sein, den Banken mit Finanzspritzen zur Seite zu springen.

Nach Angaben Yangs ergibt sich die Summe aus einer geforderten weiteren Erhöhung der Kreditvergabe von 15 Prozent, einer Eigenkapitalquote von 11,5 Prozent sowie einer angestrebten Steigerung des Nettogewinns von zwölf Prozent.

Drei der Institute - ICBC, Bank of China und Bank of Communications - hatten in den vergangenen Monaten Kapitalerhöhungen angekündigt. Die China Construction Bank, der zweitgrößte Kreditgeber nach Marktkapitalisierung, hatte erklärt, über Möglichkeiten zur Stärkung der Kapitaldecke nachzudenken.

Auf den Bilanzen der Geldhäuser lastet vor allem, dass sie die heimische Wirtschaft im Vorjahr mit Krediten in Höhe von rund einer Billion Euro (9,6 Billionen Yuan) versorgt hatten. Die Maßnahme hatte den Aufschwung in China kräftig angekurbelt und die Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftskrise abgeschwächt.

China stößt Obama vor den Kopf

Noch vergangene Woche deutet sich eine Annäherung im Währungsstreit zwischen den USA und China an: US-Finanzminister Timothy Geithner war spontan nach Peking gereist, und es galt als sicher, dass die Währungsfrage im Mittelpunkt seiner Gespräche stand. Beobachter erkannten auf beiden Seiten Signale der Kompromissbereitschaft.

Doch eine knappe Woche später scheint das Schnee von gestern zu sein. Denn nun will China beim Wechselkurs des Yuan doch seinen eigenen Weg gehen. Daran halte das Land strikt fest, betonte Präsident Hu Jintao in einem Gespräch mit US-Präsident Barack Obama in Washington einer Meldung der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge.

Der Wechselkurs zwischen dem Dollar und dem Yuan ist eine bedeutende Größe für die Wettbewerbsposition der USA - und vieler weiterer Länder. Denn wertet der Yuan auf, werden Chinas Produkte auf den Weltmärkten teurer.

Bleibt Chinas Währung aber so günstig wie derzeit, sind auch die Exporte aus dem Reich der Mitte künstlich billig. Die USA setzen sich daher für eine Aufwertung des Yuan ein. Obama hat sich zum Ziel gesetzt, die amerikanischen Ausfuhren deutlich zu erhöhen und das gewaltige US-Handelsdefizit abzubauen.

Allerdings hat Peking seit 2008 als Antwort auf die Finanzkrise die eigene Währung fest an den Dollar gekoppelt, zum Kurs von 6,80 Yuan pro Dollar. Fachleute halten den Yuan damit für unterbewertet, und zwar um bis zu 40 Prozent. Chinas Exportwirtschaft werde damit ein unfairer Wettbewerbsvorteil eingeräumt.

Zwischen den beiden Ländern könnte es noch einen weiteren Streitpunkt in Handelsfragen geben. Denn Hu erklärte außerdem, dass China seine Importe aus den USA steigern wolle. Das dürften die USA zwar begrüßen, doch Hu rief die Amerikaner auch auf, ihre Exportkontrollen für High-Tech-Produkte zu lockern. Dieser Appell dürfte in den USA wenig Begeisterung auslösen, denn es steht die Befürchtung im Raum, mit amerikanischen Hightech-Produkten auch technisches Know-how nach China auszuführen. China gilt als Eldorado für Plagiate.

Der Exportweltmeister China hatte Ende vergangener Woche bekannt gegeben, erstmals seit knapp sechs Jahren einen Monat mit einem Außenhandelsdefizit abgeschlossen zu haben. Im März gab es einen Überschuss bei den Einfuhren von 7,24 Milliarden Dollar (5,41 Milliarden Euro ). Zuletzt hatte China im April 2004 ein Außenhandelsdefizit verbucht.

Commerzbank verkauft sich schlank

Die Commerzbank veräußert ihre Tochtergesellschaft Allianz Dresdner Bauspar an die Wüstenrot Bausparkasse. Zudem vereinbarten die Commerzbank und Wüstenrot eine langfristige Vertriebskooperation für Bausparprodukte. Informationen zum Kaufpreis gab es nicht.

"Die Produkte der Wüstenrot sind für unsere Kunden attraktiv und stärken unsere Position am Markt. Deshalb haben wir uns entschieden, im Bereich Bausparen langfristig mit diesem Partner zu kooperieren", erklärte Privatkundenvorstand Achim Kassow in der Mitteilung.

Die Allianz Dresdner Bauspar hatte nach Angaben der Commerzbank Ende 2009 etwa 670.000 Kunden und 21 Milliarden Euro Bausparsumme. Das Unternehmen beschäftigte zum Jahresende etwa 350 Mitarbeiter.

Die EU-Kommission hatte die Commerzbank als Auflage für die staatliche Milliardenhilfe verpflichtet, sich zu verschlanken. Im vergangenen Jahr trennte sich der Dax-Konzern daraufhin von Randgeschäften und verringert so die Bilanzsumme auf 844 Milliarden Euro.

Damit wurde die EU-Auflage bereits erfüllt, bis 2012 die Bilanzsumme einschließlich der Immobilientochter Eurohypo auf unter 900 Milliarden Euro zu reduzieren. Auch die Eurohypo muss aber noch verkauft werden.

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