Finanzen kompakt:Hilflos im Geld-Boom

China kommt mit dem Druck von Banknoten nicht mehr nach - die Nachfrage nach Bargeld ist zu groß. Außerdem: Die britische Regierung knickt im Streit um die Begrenzung der Boni-Zahlungen ein. Das Wichtigste in Kürze.

Mittlerweile sind 30.000 Menschen in China mit dem Drucken von Geldscheinen beschäftigt. Doch es reicht nicht: China kommt mit dem Gelddrucken nicht mehr nach. Der Bedarf an Yuan-Scheinen wachse schneller als die Kapazität der Druckereien, erklärte der Vizechef der chinesischen Zentralbank, Ma Delun. Die Bargeldnachfrage nimmt nach seinen Angaben jährlich um 20 Prozent zu.

Yuan banknotes are seen in this picture illustration taken in Beijing

Der Bedarf an Yuan-Scheinen wachse schneller als die Kapazität der Druckereien, erklärte der Vizechef der chinesischen Zentralbank, Ma Delun.

(Foto: REUTERS)

In China waren offiziellen Angaben zufolge Ende November 4,23 Billionen Yuan (494 Milliarden Euro) Bargeld im Umlauf - das waren fast 80 Prozent mehr als die 2,4 Billionen Yuan, die die Zentralbank Ende 2005 zählte.

Gründe für die wachsende Geldmenge sind etwa das massive Konjunkturprogramm der Regierung und die lockere Kreditvergabe während der Finanzkrise, wachsende Investitionen ausländischer Unternehmen in der Volksrepublik und die steigende Nachfrage nach chinesischen Exporten.

Die chinesische Zentralbank tauscht fremde Währungen, die ins Land kommen, zwangsweise in Yuan um, so dass der Staat die eigene Währung besser kontrollieren kann. So steigen die Devisenreserven und der Yuan-Umlauf im eigenen Land, was die Inflation treibt.

Boni? Unbedingt!

Erst drohte die britische Regierung mit höheren Steuern, sollten die Banken weiter "ungerechtfertigt" hohe Boni zahlen. Dann plädierten sie in schon etwas zurückhaltenderen Worten für mehr "Feingefühl". Am Ende sieht es so aus, als seien die Banker mal wieder die Sieger.

Aufschrei in Londons ´City" über Bonisteuer

Ein Blick auf das Londoner Geschäfts- und Bankenviertel Canary Wharf: Die Banker drüfen sich wohl weiter über unbesteuerte Boni freuen.

(Foto: dpa)

Denn nach monatelangen Ausdeinandersetzungen gab die britische Regierung jetzt offenbar ihren Versuch auf, die Banken zu einer Begrenzung ihrer Bonuszahlungen zu zwingen, berichtet das Handelsblatt. Konkrete Vorgaben soll es nicht geben. Dafür will Premierminister David Cameron die Banken verpflichten, mehr Kredite an Unternehmen zu vergeben.

In den vergangenen Tagen empörte sich die britische Öffentlichkeit über einen Bericht, demzufolge der Chef der Royal Bank of Scotland (RBS), Stephen Hester, einen Bonus von umgerechnet drei Millionen Euro erhält. Das gesamte Gehalt von Hester bezifferte das Blatt auf 8,4 Millionen Euro. Die Regierung war der angeschlagenen RBS in der Finanzkrise zur Seite gesprungen und hatte mehr als 80 Prozent der Anteile übernommen. Die RBS erklärte, es sei noch keine Entscheidung über Hesters Bonus getroffen worden.

Euro: Überlegungen über noch größeren Rettungsfonds

Die Euro-Staaten wollen nach Informationen aus EU-Kreisen das Kreditvolumen des Euro-Rettungsschirms vergrößern. Das Thema werde bei der Sitzung der Finanzminister der Euro-Länder auf den Tisch kommen, sagte eine mit den Vorbereitungen vertraute Person. Mit einer endgültigen Entscheidung sei aber noch nicht zu rechnen.

Ein anderer Insider erklärte, es sei umstritten, ob der Garantierahmen von ursprünglich 440 Milliarden Euro erhöht werden soll. "Einige Mitgliedstaaten wollen den Schirm am liebsten verdoppeln oder verdreifachen, andere Mitgliedstaaten wollen über die 440 Milliarden Euro nicht hinausgehen." Zu diesen gehöre Deutschland als größter Garantiegeber, aber auch die Niederlande, Finnland und die Slowakei hätten damit Probleme, weil sie eine solche Änderung durch ihre Parlamente bringen müssten.

Der Euro-Rettungsfonds, der offiziell Europäische Finanzstabilitätsfazilität (EFSF) heißt, wurde im Mai als Reaktion auf die Schuldenkrise Griechenlands geschaffen. Der auf drei Jahre befristete Garantierahmen der Euro-Staaten umfasste ursprünglich 440 Milliarden.

Doch um von den Ratingagenturen die Bestnote "AAA" zu erhalten, mussten einige Bedingungen erfüllt werden, die das verfügbare Kreditvolumen nach Angaben aus den Kreisen auf etwa 250 Milliarden Euro reduzierten. Irland wird als erstes Land Kredite über insgesamt 22,5 Milliarden Euro in Anspruch nehmen. Trotz offizieller Dementis rechnen die Euro-Länder damit, dass Portugal als nächstes versorgt werden muss.

Steuer auf Stückzinsen fällig

Anleger, die in den Jahren 2009 und 2010 sogenannte Stückzinsen kassiert haben, müssen diese nach Zeitungsinformationen nachträglich versteuern. Die Financial Times Deutschland berichtete, das habe das Bundesfinanzministerium in einem aktuellen Verwaltungserlass angeordnet. Nach internen Schätzungen gehe es um eine Nachzahlung von bis zu einer Milliarde Euro.

Stückzinsen zahlt der Käufer einer Anleihe an den Verkäufer, wenn er das Papier zwischen den Zinszahlungsterminen erwirbt. Der Käufer kassiert die vollen Jahreszinsen und entschädigt den Verkäufer anteilig für die Zeit, in der dieser das Papier gehalten hat.

Die Zeitung schrieb, die Banken würden jetzt verpflichtet, ihren Kunden nachträglich eigene Steuerbescheinigungen über die Stückzinsen auszustellen. Dafür werde ihnen eine Frist bis 30. April gesetzt. Die Banken hätten das Schreiben des Ministeriums akzeptiert.

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