Süddeutsche Zeitung

Finanzen kompakt:Beichte in New York

Der Druck auf die Hedgefonds-Managerin Danielle Chiesi wurde zu hoch: Im größten US-Insiderskandal aller Zeiten gibt es ein weiteres Geständnis. Und in der Causa WestLB verklagt der Sparkassenverband Westfalen-Lippe die EU-Kommission. Das Wichtigste in Kürze.

Im Insiderskandal um den Börsenmakler und Hedgefonds-Gründer Raj Rajaratnam hat es ein weiteres Geständnis gegeben: Die frühere Hedge-Fonds-Managerin Danielle Chiesi bekannte sich in den Anklagepunkten Betrug und Insiderhandel schuldig. Im Gegenzug einigten sich Anklage und auf Verteidigung auf einen Strafrahmen von 37 bis 46 Monaten Haft für die 45-Jährige. Der endgültige Urteilsspruch wird für den 13. Mai 2011 erwartet.

Konkret räumte Chiesi ein, Insider-Informationen über die Technologiefirmen IBM, Sun Microsystems und AMD an verschiedene Empfänger weitergeleitet zu haben. Darunter sei auch ihr früherer Chef Mark Kurland bei dem Hedgefonds New Castle Funds gewesen. Die Anklage bezifferte den Schaden aus der Weitergabe dieser Informationen mit 1,7 Millionen US-Dollar.

Die Verfahren gegen Chiesi ist Teil eines Mammutprozesses, in dessen Zentrum der Gründer des Galleon-Hedgefonds Raj Rajaratnam steht. Börsenhandlern, hochrangigen Managern und Anwälten wird vorgeworfen, untereinander börsenrelevante Informationen ausgetauscht zu haben und dadurch früher von Quartalsberichten oder Fusionsplänen erfahren zu haben. Wie aus mitgeschnittenen Telefonaten in den Prozessunterlagen hervorgeht, haben Chiesi und Rajaratnam häufig miteinander gesprochen. Dabei sollen auch Insider-Informationen ausgetauscht worden sein.

Rajaratnam selbst bekennt sich nicht schuldig. Er wird sich wohl ab dem 28. Februar vor Gericht verantworten müssen.

Die US-Börsenaufsicht SEC hatte im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen Galleon weitere Zivilklagen eingereicht. Dem Mitbegründer des Trivium-Fonds, Robert Feinblatt, wird vorgeworfen, vertrauliche Hinweise von der Galleon-Kronzeugin Roomy Khan erhalten zu haben, wie aus der SEC-Klage hervorgeht. Die frühere Intel-Mitarbeiterin Khan hatte als Beraterin für Feinblatt gearbeitet. Im Galleon-Prozess ist sie eine Hauptzeugin. Sie hat sich selbst schuldig bekannt und kooperiert nun mit den Behörden.

Feinblatt hatte seinen 900 Millionen Dollar schweren Hedgefonds Trivium Capital Management 2002 gegründet und Ende 2008 geschlossen.

Der westfälische Sparkassenverband hat die EU- Kommission wegen der kurzen Verkaufsfristen für die WestLB- Immobilientochter WestImmo verklagt. Ein Pressesprecher des Verbandes bestätigte einen entsprechenden Bericht der WAZ- Mediengruppe. "Wir haben Klage eingereicht beim Europäischen Gericht gegen die sehr knappe Fristverlängerung der EU-Kommission für den Verkauf der WestImmo", wurde eine Verbandssprecher zitiert.

Brüssel hatte der WestLB für die Immobilientochter eine Frist bis zum 15. Februar gesetzt. Bis zu diesem Datum muss die angeschlagene Landesbank der Behörde außerdem ein nachgebessertes Konzept zum Umbau der Bank vorlegen. Die Sparkassen, die neben dem Land NRW zu den wichtigsten Eigentümern der WestLB zählen, hatten sich eine Fristverlängerung bis Ende 2013 erhofft. Angesichts eines übereilten Verkaufs sieht der Sparkassenverband die Gefahr von "Vermögensschäden", schrieb die Zeitung weiter.

Die Übernahme der traditionsreichen Münchner Privatbank Merck Finck durch die indische Hinduja-Gruppe wird nach Aussage des Bankchefs durch die Aufsichtsbehörden verzögert. Die Prüfungen der Behörden seien langwierig, "das haben wir vielleicht etwas unterschätzt", sagte Merck-Finck-Chef Michael Krume der Börsen-Zeitung. Seiner Ansicht nach könnte der Verkauf bis Ende des ersten Quartals abgeschlossen werden.

Ursprünglich war der Abschluss für das dritte Quartal 2010 geplant. Die Verzögerungen seien auch durch die Struktur der beteiligten Unternehmen zu begründen, sagte Krume. Da sei zum einen die Hinduja- Gruppe, die als Familienunternehmen keinen konsolidierten Abschluss zeige oder ihr Vermögen nenne. Zum anderen sei Merck-Finck eine Bankengruppe, die aus zehn Einzelunternehmen in verschiedenen europäischen Ländern bestehe.

Die Zentralbanken der betroffenen Länder hätten wiederum alle unterschiedliche Genehmigungsverfahren. Der belgische Bankkonzern KBC hatte im Mai 2010 seine Privatbanktochter KBL epb, zu der MerckFinck seit rund zehn Jahren gehörte, an Hinduja Group verkauft. Für die Übernahme zahlten die Inder 1,35 Milliarden Euro. Die 140 Jahre alte Traditionsbank Merck Finck betreut an 20 Standorten in Deutschland reiche Privatkunden.

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