Finanzen kompakt:"Abwarten und Tee trinken"

Die Deutsche Börse will zwar mit ihrem New Yorker Pendant fusionieren, doch einen Bieterstreit mit der Nasdaq scheut sie vorerst. Außerdem: Die GfK drängt auf den Anleihenmarkt. Das Wichtigste in Kürze.

Die Deutsche Börse bewahrt ein Pokerface: Bezüglich ihrer Strategie bei der Übernahme der New Yorker Börse Nyse Euronext lassen sich die Deutschen nicht in die Karten schauen. Nachdem der amerikanische Konkurrent Nasdaq OMX ein Gegenangebot vorgelegt hat, ist es offen, ob die Deutschen in einen Bieterkampf einsteigen. Zwar habe eine mit den Vorgängen vertraute Person der Zeitung Die Welt gesagt, man werde nicht in einen Bieterwettstreit einsteigen.

Finanzen kompakt: Die Deutsche Börse betrachtet sich selbst für eine Fusion mit der Nyse Euronext als die beste Partie. In einen Bieterstreit mit der US-Konkurrentin Nasdaq OMX will sie aber nicht treten.

Die Deutsche Börse betrachtet sich selbst für eine Fusion mit der Nyse Euronext als die beste Partie. In einen Bieterstreit mit der US-Konkurrentin Nasdaq OMX will sie aber nicht treten.

(Foto: AP)

Andere Insider schilderten der Nachrichtenagentur Reuters eine offenere Lage. "Abwarten und Tee trinken heißt die Devise", sagte eine mit den Überlegungen vertraute Person. "Es ist zu früh, heute schon über einen möglichen nächsten Schritt der Deutsche Börse zu sprechen", sagte ein weiterer Insider. Noch habe der Nyse-Vorstand gegenüber den Aktionären keine Empfehlung abgegeben. Zudem stehe die Entscheidung der Ratingagenturen zu dem Gegengebot noch aus. All das werde die Deutsche Börse noch abwarten.

Die US-Technologiebörse Nasdaq OMX und die Rohstoffbörse ICE hatten am Freitag eine Offerte über 11,3 Milliarden Dollar für die Börse an der Wall Street abgegeben, die Deutsche Börse bietet 10,2 Milliarden Dollar. Ein Sprecher des deutschen Börsenbetreibers verwies auf die Mitteilung von Freitag, wonach man den Zusammenschluss mit der Nyse als die bestmögliche Fusion bezeichnet.

Die unklaren Erfolgsaussichten der Fusion drückten die Aktien der Deutschen Börse am Montag allerdings erneut ins Minus. Mit einem Verlust von 1,1 Prozent auf 52,23 Euro waren die Papiere größter Verlierer im Dax.

GfK will erstmals Anleihen ausgeben

Deutschlands größter Marktforscher GfK erwägt, erstmals eine Anleihe an den Markt zu bringen. Deutsche Bank und UniCredit seien beauftragt worden, die Emission vorzubereiten, teilte die Nürnberger GfK mit. "Die mit der geplanten Anleihe-Emission eingenommenen Mittel sollen vor allem für die Ablösung bestehender Verbindlichkeiten verwendet werden."

Ein Sprecher ergänzte, kurzfristige Verbindlichkeiten sollten gestreckt werden. Die Anleihe dürfte eine Laufzeit von fünf Jahren haben. Bis Mitte der Woche will die GfK - bekannt für ihren monatlichen Konsumklima-Index und die Erhebung der TV-Einschaltquoten - europäische Investoren treffen und sich einen Überblick über den Markt verschaffen. Danach soll entschieden werden, ob und zu welchen Konditionen die Anleihe es die Anleihe geben wird. Zum Volumen wollte sich das Unternehmen noch nicht äußern.

Steuerschulden können Gewerbeerlaubnis kosten

Bei hohen Steuerschulden kann eine Gewerbeerlaubnis entzogen werden. Das entschied das Oberverwaltungsgericht (OVG) Rheinland-Pfalz in Koblenz. Demnach erweist sich in diesem Fall der Gewerbetreibende als unzuverlässig und erfüllt damit einen der wesentlichen Untersagungsgründe, welche die Gewerbeordnung auflistet (Az.: 6 A 10676/10).

Das Gericht wies mit seinem Urteil die Klage eines ehemaligen Gastwirtes ab. Dieser hatte erhebliche Steuerschulden angehäuft, musste Insolvenz anmelden, wollte gleichzeitig aber seine Schankerlaubnis behalten. Als ihm diese jedoch entzogen wurde, erhob er Klage: Er sei nicht unzuverlässig, sondern habe nur wirtschaftliche Schwierigkeiten.

Das OVG ließ diesen Einwand nicht gelten. Wirtschaftlich ungeordnete Verhältnisse seien jedenfalls dann auch gewerberechtlich relevant, wenn der Betroffene sich nicht rechtstreu verhalte. Das sei bei hohen Steuerschulden stets der Fall.

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