Finanzbranche:Wenn Banker baggern gehen

Geld macht bekanntlich sexy - also gibt es in New York spezielle Kuppelpartys, die Finanzjongleure und Topmodels zusammenbringen sollen. Doch die Protzerei macht die Partys zum Gespött.

Moritz Koch

Der Mann ganz vorne in der Schlange hat ein Faible für Farblosigkeit. Das Sakko, die Hose, das Hemd - alles an ihm ist grau. In Feierlaune ist er trotzdem. "Kommt vorbei!", schreit er in sein Handy. "Ich bin auf dieser Party, auf der wir Banker unser Geld für Models ausgeben können." Die Erwartung der Gäste, die an diesem Donnerstag vor der New Yorker Bar Basque anstehen, lässt sich präziser kaum beschreiben. "Fashion meets Finance" lautete das Motto der Veranstaltung. Das lässt Bankerherzen höher schlagen.

Finanzbranche: In New York sollen spezielle Kuppelpartys Spitzenbanker und Topmodels zusammenbringen.

In New York sollen spezielle Kuppelpartys Spitzenbanker und Topmodels zusammenbringen.

(Foto: iStockphoto.com)

Die Frauen kommen in kurzen Kleidern und engen Kostümen. Zwar sind die meisten keine Models, aber sie arbeiten in der Modeindustrie. Immerhin. Auf hohen Schuhen stöckeln sie über einen roten Teppich in die Bar. Auch die Banker haben sich in Schale geworfen. Mit aufgefrischten Gelfrisuren, polierten Schuhen und teuren Armbanduhren versuchen sie, die Blicke der Frauen einzufangen.

Geld macht sexy - auf dieser Hoffnung beruht der ganze Abend. Die große Krise, der Wall-Street-Koller, die schwere Rezession? Alles längst vergessen. Die Banker haben ihre Boni zurück, ihr "Mojo", wie mancher hier sagt. Und damit scheint selbst dem blassesten Zahlenakrobaten der Traum vom Topmodel an seiner Seite wieder realistisch.

Beth Newill versucht, die Erwartungen der Herren etwas zu dämpfen. Die 29-Jährige hat sich die Partyidee ausgedacht und will weg vom Kuppelimage, das sie sich mit früheren Partys eingehandelt hat. "Im New Yorker Nachtleben sind Banker die Löwen und Modemädchen die Trophäen" - mit solchen Sprüchen ist "Fashion meets Finance" berühmt geworden. Auf der Website konnten die Männer ihr Einkommen angeben, ganz im Sinne der Markttransparenz.

Die Protzerei machte die Partys zum Gespött. Also soll es maßvoller zugehen in diesem Jahr."Wir wollen einfach zusammenbringen, was unsere Stadt ausmacht", sagt Newill. "Und das sind nun mal die Banken und die Modelabels."

Vor vier Jahren feierte "Fashion meets Finance" Premiere, seither steigt die Party alle paar Monate. Während der Finanzkrise dachte Newill daran, die Sache sein zu lassen: "Wer wollte sich schon noch mit einem Banker blicken lassen!" Doch dankenswerterweise spendierte Washington ein paar hundert Milliarden Dollar, um die Finanzindustrie zu retten - und so den Bankern ihre Millionengehälter zu sichern.

"Es ist viel zu offensichtlich, was hier ablaufen soll"

"Fashion meets Finance" ist inzwischen wieder so erfolgreich, dass es in anderen Städten Nachahmer gibt. Pikiert berichtet Newill von einer Feier in Hongkong, die sich "Babes and Bankers" nannte: "Das ist doch geschmacklos." Geschmacklos oder einfach ehrlich? Auch an diesem Abend in Manhattan ist ziemlich klar, worum es den meisten der 800 Gäste geht: Geld und Sex.

Staffan Hallardt ist zum ersten Mal auf einer von Newills Partys und will eigentlich schon wieder weg. "Es ist viel zu offensichtlich, was hier ablaufen soll", sagt der Schwede, der für die skandinavische Bank Nordea mit Währungen handelt. Hallardt steht ziemlich verloren im Gedränge und nippt an seinem Drink. Um ihn herum bilden sich die ersten Pärchen und bemühen sich redlich, einen Small Talk aufzuziehen. Die weniger wagemutigen Finanzjongleure flankieren die Wände und ziehen im Minutentakt ihr Blackberry aus der Tasche.

Hallardt hat genug gesehen. "Mich stößt die Show hier ziemlich ab", grummelt er und spült seinen Drink herunter. Wozu das Ganze, fragt er sich: "Irgendeine Frau kennenzulernen, ist leicht in New York." Dazu bedarf es keiner Kuppelpartys. "Die Richtige zu finden, das ist das Problem."

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