Finanz-Newcomer:Number26 - oder wenn der Kunde zu teuer wird

LG Electronics Inc. Launch G5 Smartphone

Mehr und mehr Menschen nutzen ihr Handy für Bezahldienste

(Foto: Chris Ratcliffe/Bloomberg)

Die Berliner Start-up-Bank hat jetzt bekannt gegeben, was hinter den Massenkündigungen steckt.

Von Heinz-Roger Dohms, Hamburg

Am Mittwoch wollte die Start-up-Bank Number26 gar nichts sagen. Am Donnerstag wurde dann hinter vorgehaltener Hand über "betrügerische Muster" und über "Geldwäsche" geraunt. Erst am Wochenende räumte der Berliner Finanz-Newcomer schließlich ein, was in vielen Fällen wirklich hinter den Massenkündigungen von vergangener Woche steht - nämlich "sehr häufige Bargeldabhebungen", wie es in einer Pressemitteilung heißt. Genau das hatten Experten und Betroffene bereits gemutmaßt, auch wenn Number26 die Spekulationen zunächst versuchte zu zerstreuen.

In der Mitteilung heißt es nun, die betroffenen Kunden seien durchschnittlich 15 mal im Monat zum Bankautomaten gegangen - in Einzelfällen sogar mehr als 30 mal. Mag sein, dass diese Zahlen ein bisschen aufgeblasen wurden, um den Eindruck zu vermitteln, dass es sich bei den rausgeworfenen Kunden ausschließlich um extreme Fälle handelt. Doch wo auch immer die Schwelle in Wirklichkeit gelegen haben mag: Der Fall zeigt, wie stark Number26, aber auch viele normale Banken ihre Girokonten im Kampf um den Kunden mittlerweile subventionieren.

1,50 bis 2,00 Euro pro Abhebung - das summiert sich

1,50 bis 2,00 Euro zahlt Number26 pro Abhebung an den Betreiber der Automaten - berechnet seiner eigenen Klientel für den Service aber gar nichts. Geht der Kunde also fünf mal im Monat an die Geldmaschine, was einer Bundesbank-Studie zufolge durchaus im Rahmen liegt, dann kostet dieser Kunden das Start-up allein durch das Geldabheben zwischen 7,50 und zehn Euro im Monat. Und für die in der Pressemitteilung beschriebene Extremklientel, die es angeblich quasi täglich an den Automaten zieht, fallen sogar 50 Euro und mehr im Monat an.

Für Number26 ist das kostenlose Girokonto - genau wie für viele klassische Finanzinstitute - in erster Linie ein Lockmittel. Banken wie die ING Diba haben vorgemacht, dass man mit den einmal gewonnenen Kunden an anderer Stelle tatsächlich gutes Geld verdienen kann, etwa in der Baufinanzierung oder im Wertpapiergeschäft. Nach solch einem Geschäftsmodell sucht Number26 noch. Auch wenn das Start-up mittlerweile stolze 160 000 Kunden zählt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: