Fernbus-Reisen:Hin und weg

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Fernbusse: Günstig, und manchmal sogar komfortabel (Foto: Catherina Hess)

Seit einem Jahr ist der Markt für Reisen mit dem Fernbus liberalisiert - das Angebot hat sich seither vervielfacht. Meist sind die Fahrten billiger als die Bahn oder das Flugzeug. Und manchmal sogar komfortabel.

Von Berrit Gräber

Zum Skifahren in den Süden, Weihnachtsbesuch bei Verwandten in Frankfurt, Party machen mit Freunden in Berlin: Wer innerhalb Deutschlands verreisen will, kann das während der diesjährigen Feiertage erstmals mit einer der neuen Fernbuslinien tun. Und das preiswert: Frühbucher-Tickets gibt es oft schon ab acht Euro. Billiger geht's kaum.

Je nach Anbieter variieren allerdings Komfort und Infotainment-Angebote. Die einen locken mit Zeitungen und Getränken, die anderen mit Gratis-Wlan, Snacks und modernem Unterhaltungssystem wie im Flugzeug. Vom Münchner Zentralen Omnibus-Bahnhof aus starten beispielsweise täglich Dutzende Busse in die meisten großen Städte, zum Bodensee oder zum Flughafen Memmingen im Allgäu. Überraschend flott geht die Reise meist auch noch, wie die Stiftung Warentest bei Stichproben herausfand.

Ein Überblick, was Reisende erwartet und für wen sich der Bus lohnt.

Die Anbieter

Zu Jahresbeginn waren es erst drei, jetzt sind es schon über zehn Anbieter, die täglich die meisten deutschen Großstädte miteinander verbinden, aber auch abgelegenere Ziele ansteuern. Das Netz der deutschen "Greyhounds" wächst rasant: Ein Jahr nach der Öffnung des Marktes für Fernbusse hat sich das Reiseangebot verdreifacht. Jede Woche werden 5100 Fahrten angeboten, ein Plus von 230 Prozent im Vergleich zum Januar. Das geht aus einer Studie des Iges-Instituts hervor.

Wer von Metropolen wie München, Hamburg oder Berlin aus weg will, hat bereits die Qual der Wahl. Dein Bus schickt beispielsweise mehrmals täglich Reisebusse nonstop aus München nach Stuttgart, Tübingen, Frankfurt, Regensburg bis nach Prag. Mit Mein Fernbus kommen Reisende täglich nach Berlin, Freiburg, Konstanz. Der Anbieter City2City verbindet unter anderem München mit Köln. Dieselbe Strecke wird auch von Eurolines, dem Eurobus und der Deutschen Touring befahren.

Auch Aldi hat seit Mitte des Jahres mehrmals täglich Reisebusse am Start, unter anderem nach Berlin. Seit 1. November bietet der ADAC zusammen mit der Deutschen Post Fernbuslinien an. Die über 60 gelb-schwarzen ADAC Postbusse fahren allein von München aus sechsmal täglich nach Dortmund über Frankfurt, Bonn, Köln und Düsseldorf.

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Die Preise

Wie beim Buchen von Flugtickets helfen auch bei der Suche nach der günstigsten Busfahrt Suchmaschinen im Internet. Zum Beispiel busticket.de, busliniensuche.de oder bussuche24.de. Sie versprechen, unter Hunderten Angeboten die Linie mit der kürzesten Fahrtdauer und dem besten Preis herauszufiltern. Der Kunde bucht dann direkt online beim Veranstalter. Oder persönlich in Reisebüros, Post- und ADAC-Filialen.

Vor Feiertagen heißt es besonders frühzeitig planen. Denn: Je früher eine Route gebucht wird, desto größer ist die Chance auf Schnäppchen-Preise. Da kommt die Bahn nicht mit. Das eigene Auto, Mitfahrbörsen oder der Flieger sind allemal teurer. Wie für Zug oder Flugzeug gibt es Sonderkontingente zu Sparpreisen. Je näher der Abfahrtstermin, desto teurer wird es. Wer etwa mit Mein Fernbus von München nach Stuttgart will und schon Wochen vorher online reserviert, zahlt den Bestpreis von acht Euro. Später werden circa 19 Euro fällig, kurz vor Abfahrt 21 Euro, zahlbar beim Fahrer. Auch der ADAC Postbus lockt mit Frühbuchertickets ab elf Euro, etwa von München nach Stuttgart. Die Route Frankfurt - Dortmund gibt es ab 18 Euro, Köln - Berlin ab 28 Euro. Zum Vergleich: Sparpreise der Bahn rangieren von 29 bis 55 Euro und sind um Feiertage oft Mangelware.

Das Angebot

Alle Anbieter versprechen Reisekomfort und bequeme Sitze. Der Autoclub "Mobil in Deutschland" hat nachgemessen: Am meisten Beinfreiheit bieten Flixbus (83 Zentimeter Abstand) und City2City (82) gefolgt von DeinBus.de (79), Aldi hingegen nur 72 Zentimeter. Der ADAC verspricht 80 Zentimeter Platz zum Vordermann. Zum Vergleich: Der IC der Bahn bietet 87 bis 92 Zentimeter Sitzabstand.

Fast alle Fernbusse stellen ihren Passagieren kostenlose Wlan-Internetverbindungen zur Verfügung, einige auch Gratis-Zeitungen und Leihbücher. Bei manchen gibt es kostenlose Platzreservierung, Studentenrabatt oder Ermäßigung für Schwerbehinderte. Getränke werden fast überall ab 1,50 Euro angeboten, da kommen Bahn-Speisewagen oder Autobahnraststätte nicht mit. Nur bei City2City und Deutsche Touring muss man bislang selbst etwas zu Trinken mitbringen. Toiletten sind in allen Bussen an Bord. Der ADAC hat auf manchen Strecken wie Bremen - Berlin behindertengerechte Fahrzeuge im Einsatz.

Handgepäck und Koffer sind immer frei an Bord, erst der zweite Koffer kostet meist ein paar Euro Aufpreis. Auch das Fahrrad, die Skier oder die Gitarre dürfen mit auf Tour, oft für neun bis zehn Euro. Selbst Sperriges wird von einigen Anbietern nach Voranmeldung mitgenommen. Bis 24 Stunden vor Abfahrt lassen sich online gebuchte Tickets in der Regel kostenfrei stornieren.

Die Fahrtzeiten

Fernbusse sind günstig, brauchen auf den meisten Routen aber länger. Beispiel: Von München bis Frankfurt dauert es mit dem Auto knapp vier Stunden. Der ICE braucht etwas mehr als drei Stunden, der Fernbus fünfeinhalb Stunden. Bei dichtem Berufsverkehr oder Stau kann es natürlich länger dauern. Wer mitfährt, sollte es nicht eilig haben oder auf Pünktlichkeit bestehen.

Auf manchen Nebenstrecken sind Fernbusse allerdings überraschend flott am Ziel, wie Stiftung Warentest herausfand. Auf den Routen an die Ost- und Nordsee müssen Fahrgäste nicht umsteigen wie bei der Bahn und kommen so schneller ans Ziel. Das gilt auch für die Fahrt von München nach Friedrichshafen am Bodensee: Mit der Bahn dauert sie zweieinhalb Stunden bei einmal Umsteigen zum Bestpreis von 29 Euro. Mit Mein Fernbus geht es 15 Minuten schneller, auf direktem Weg, inklusive Sitzplatzgarantie für 13 Euro.

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Die Zielgruppe

Wer günstig verreisen will und genügend Zeit mitbringt, ist im Fernbus gut aufgehoben. Hauptzielgruppe sind junge Leute, Studenten und Senioren. Für Kinder bis 15 Jahren gibt es meist Sonderpreise, in vielen Bussen können allein reisende Kinder von sechs Jahren an mitfahren.

Die Verspätung

Fernbus-Kunden haben auf Fahrten von mehr als 250 Kilometern Anspruch auf Entschädigung: Verspätet sich der Bus um mehr als zwei Stunden, ist er überbucht oder sogar ganz gestrichen, muss der Anbieter den vollen Fahrpreis erstatten. Verzögert sich die Abfahrt bei Routen von mehr als drei Stunden um 90 Minuten, muss es Imbisse und notfalls Unterkünfte geben.

© SZ vom 21.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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