Expo Real:Weiter so

Die Teilnehmer der Münchner Messe rechnen mit guten Geschäften. Trotz möglicher Handelskriege und der Aussicht auf steigende Zinsen ist die Stimmung in der internationalen Baubranche ungetrübt.

Von Andreas Remien

So manche Aussteller standen noch unter Schock, als sie vor zehn Jahren auf der Expo Real an ihren Ständen über die Zukunft der Immobilienbranche sinnierten. Kurz vor der Messe war die Investmentbank Lehman Brothers pleite gegangen und hatte damit den Beginn einer Finanzkrise ausgelöst, die in der erfolgsverwöhnten Branche kaum jemand für möglich gehalten hatte. Manche Unternehmen, die zuvor Jahre Stammgäste auf der Messe waren, gab es plötzlich nicht mehr. Zehn Jahre später ist die Branche von Trübsal weit entfernt. Die Geschäfte laufen bestens, auch die Messe boomt. Denn: Kaum jemand hat so von den Folgen der Finanzkrise profitiert wie die Immobilienbranche.

Die Messe München meldet bei der Anzahl der Aussteller sogar einen neuen Rekordwert. Mögliche Handelskriege, politische Risiken oder die Aussicht auf steigende Zinsen scheinen die Stimmung nicht zu trüben. Eine Umfrage der Messe unter Immobilien-Profis zeigt, dass zwei Drittel der Befragten von weiterhin positiven Verhältnissen ausgehen. "Ein Großteil der Befragten rechnet sogar mit steigenden Investmentsummen in Deutschland", sagt Klaus Dittrich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München. Das Muster der vergangenen Jahren setzt sich fort: Je unsicherer die geopolitische Lage, desto mehr drängen die Investoren in die vermeintlich sicheren Standorte in Deutschland. Die Nachfrage ist hoch, die Preise für Immobilien steigen. Die Krisen "festigen den Status Deutschlands als sicherer Anlagehafen", sagt Matthias Leube, Deutschland-Chef der Immobilienberatung Colliers International. "Gleichzeitig zementiert die bis spätestens Herbst 2019 fortgesetzte Nullzinspolitik der EZB den Liquiditätsdruck bei den institutionellen Anlegern", sagt Leube. Weil Investoren wie Versicherungen auf den Finanzmärkten nur schwer höhere Renditen erzielen können, verdienen sie vermehrt ihr Geld mit Einkaufszentren, Büros oder Mietshäusern. So rechnet Colliers International damit, dass Investoren für Gewerbeimmobilien etwa so viel Geld ausgeben wie 2017. Große Deals könnten dafür sorgen, dass in Deutschland der Vorjahresrekord von 57,3 Milliarden Euro sogar überboten wird.

Steigende Preise und Mieten, niedrige Zinsen, hohe Nachfrage: Kurz vor Beginn dieser Expo Real scheint alles so zu sein wie in den vergangenen Jahren auch. Und wie in jedem Jahr schwebt über der Leitmesse die Frage, wie lange das noch gut gehen kann. Die meisten Investoren rechnen, wenn überhaupt, mit einer "sanften Landung". Ein abruptes Ende hält indes kaum jemand für möglich. Das war vor gut zehn Jahren allerdings auch so.

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