Ex-Notenbankchef:Greenspan warnt vor weiteren Banken-Crashs

Lesezeit: 1 min

Die Finanzmärkte stecken in einer Jahrhundertkrise, sagt Alan Greenspan. Der frühere US-Notenbankchef warnt dennoch vor einem Eingreifen des Staates.

Angesichts der schweren Finanzmarktkrise sind weitere Bankenzusammenbrüche nach Einschätzung des früheren US-Notenbank-Chefs Alan Greenspan nicht auszuschließen.

Warnt vor einer Einschränkung des freien Wettbewerbs: Ex-Notenbankchef Alan Greenspan. (Foto: Foto: AP)

"Es kann sein, dass eine Reihe von Banken und anderen Finanzinstitutionen am Rande der Zahlungsunfähigkeit von den Regierungen gerettet werden", schrieb Greenspan in einem Kommentar in der Financial Times.

Eine Jahrhundertkrise

Die aktuelle Krise sei ein Ereignis, wie es ein- oder zweimal pro Jahrhundert auftauche und das sich von wirtschaftlichen Schwächephasen der jüngsten Vergangenheit unterscheide. Sie fuße vor allem auf der Angst vor dem Zusammenbruch großer Finanzinstitutionen.

Greenspan wies aber auch darauf hin, dass sich die Unternehmen außerhalb des Finanzsektors bisher überraschend gut gehalten hätten. "Sie haben einen Strom von Gewinnen geliefert, der half, den angespannten Aktienmarkt zu stützen", schrieb Greenspan.

Zwar seien die Aktienkurse von ihrem Höchststand im Oktober 2007 um ein Fünftel gefallen. Sie bewegten sich aber immer noch auf einem Niveau wie zuletzt 2006.

Der US-Häusermarkt muss sich stabilisieren

Laut Greenspan wird die Finanzkrise erst dann ein Ende finden, wenn sich die Häuserpreise in den USA stabilisieren und dadurch die entsprechenden forderungsbesicherten Wertpapiere gestützt werden.

Der Wert des privaten Wohneigentums werde sich aber erst dann erholen, wenn sich der immense Angebotsüberhang an Einfamilienhäusern infolge des Immobilienbooms weiter abbaue. Der US-Häusermarkt gilt als Ausgangspunkt der Hypothekenkrise und damit der internationalen Finanzmarktkrise.

Zugleich warnte der frühere US-Notenbank-Chef vor einer Einschränkung des freien Wettbewerbs durch ein zu starkes Eingreifen des Staates. Regulierung sei bei der Bekämpfung von Krisen noch nie ein erfolgreiches Mittel gewesen, sagte Greenspan.

Globalisierung dürfe nicht zurückgedrängt werden

"Die Gefahr besteht darin, dass einige Regierungen, frustriert und bedrängt von inflationären Kräften, versuchen, ihren Zugriff auf die Wirtschaft zurückzuerlangen."

Breite sich diese Tendenz aus, könnte die Globalisierung zurückgedrängt werden - mit einem horrenden Preis, warnte Greenspan.

© sueddeutsche.de/dpa/AP/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: