Ex-HRE-Chef Georg Funke:Der Skandalbanker kassiert

Unter der Leitung von Georg Funke kollabierte die Hypo Real Estate, doch sein Gehalt wollte er auch nach der Kündigung beziehen. Nun entschied ein Gericht: Der Banker hat einen Anspruch auf eine Nachzahlung von 150.000 Euro. Aber Funke will noch mehr Geld.

"Münchens größter Gierhals" - solche und ähnliche Einschätzungen musste der frühere Chef der verstaatlichten Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE), Georg Funke, über sich lesen, als er nach seiner Kündigung auf die Fortzahlung seines Gehaltes pochte. Doch was moralisch stets fragwürdig erschien, ist zumindest teilweise juristisch legitim: Das Landgericht München entschied nun, dass die HRE Funke rund 150.000 Euro Gehalt nachzahlen muss.

Funke kämpft vor Gericht um Millionen

Der frühere HRE-Chef Georg Funke hat einen kleinen juristsichen Teilerfolg errungen.

(Foto: dpa)

Funke und weitere frühere HRE-Vorstände hatten wegen der Beinahe-Pleite des Immobilienfinanzierers im Herbst 2008 ihre Posten räumen müssen und gegen ihre fristlosen Kündigungen geklagt. Das Gericht gab der Klage in dem sogenannten Urkundsprozess zunächst statt, da Funke das Geld aufgrund seines Arbeitsvertrags zustehe. Ob das Geld tatsächlich fließen wird, ist aber ungewiss, da in einem weiteren Verfahren noch über die Rechtmäßigkeit der Kündigung entschieden werden muss. Die Bank will gegen die Entscheidung vorgehen. "Wir werden nicht zahlen und das Urteil nicht akzeptieren", sagte Harald Pospischil aus der Rechtsabteilung des einstigen Dax-Konzerns.

Die HRE hatte die Kündigung immer wieder verteidigt. Unter Funkes Führung war die HRE fast kollabiert und musste mit Hilfen von zeitweise mehr als 140 Milliarden Euro gerettet werden. Inzwischen ist sie vollständig im Staatsbesitz. Insgesamt geht es in dem Verfahren um millionenschwere Gehalts- und Pensionsforderungen. Im ersten Schritt wurde aber nur über einen Teil der Forderungen entschieden. Ob Funke auch Anspruch auf das Wiederinkrafttreten seines ursprünglich bis 2013 laufenden Vertrages und damit eine Millionensumme hat, soll ab dem kommenden Jahr geklärt werden.

Die Haltung von Georg Funke war stets, dass er damals ohne eigenes Verschulden entlassen worden sei. Den Niedergang des Immobilienfinanzierers will er nicht zu verantworten haben. Schuldig seien die Ratingagenturen, der Kollaps der US-Bank Lehman Brothers und überhaupt die Finanzkrise. Sich selbst sieht Funke als "Opfer der internationalen Finanzmärkte" - so hat es zumindest einer seiner Anwälte einmal formuliert.

Zum Prozessauftakt vor einigen Monaten hatte der zuständige Richter erklärt, dass es im Kern um die Frage gehe, ob sich Funke Pflichtverletzungen schuldig gemacht habe, beispielsweise im Zuge des Übernahmeprozesses für die in Irland ansässige Pfandbriefbank Depfa, beim Risikomanagement oder bei der Refinanzierungsstrategie für die HRE.

Die HRE wirft dem ehemaligen Konzernchef vor, er sei verantwortlich für eine "grob mangelhafte Vorbereitung" des 2007 erfolgten Kaufs der Depfa. Außerdem habe er "Pflichtverletzungen" bei Risikosteuerung und Risikokontrolle begangen und die gefährliche Strategie des Unternehmens nicht geändert.

Das Geschäftsmodell der Depfa sah vor, langfristige Darlehen mit kurzfristigen Krediten gegenzufinanzieren. Aus dem Zinsgefälle wollte die Pfandbriefbank Profit machen. Als im September 2008 jedoch Lehman Brothers kollabierte, schwand das Vertrauen der Banken untereinander, die Kredite flossen nicht mehr - und das Geschäftsmodell der Depfa brach in sich zusammen.

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