EZB kauft Staatsanleihen:Draghi lehnt dauerhafte Retterrolle ab

"Und am Ende hilft uns die EZB": Nach diesem Motto drängen viele Politiker die Europäische Zentralbank, immer mehr Staatsanleihen der Krisenländer aufzukaufen. Doch nicht nur Deutschland sträubt sich - auch EZB-Chef Draghi wehrt sich gegen zu große Erwartungen an seine Institution.

Wer soll Europa aus der Schuldenkrise führen? Auf diese Frage gibt es immer wieder dieselbe Antwort: die Europäische Zentralbank (EZB). Sei es mit ihrem umstrittenen Einsatz als "Big Bazooka", die Staatsanleihen kriselnder Staaten aufkauft. Sei es auf eher herkömmliche Art so wie am Mittwoch, als sie die Finanzmärkte mit Milliarden flutete.

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Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank, bei seinem ersten Auftritt im Europaparlament in Straßburg.

(Foto: AFP)

Doch nun dämpft der neue EZB-Chef Mario Draghi die Erwartungen an die EZB in der Schuldenkrise. Seine Institution werde nicht dauerhaft den Retter spielen. Die unkonventionellen Maßnahmen der EZB zur Bekämpfung der Krise seien begrenzt, sagte der Italiener bei seinem ersten Auftritt im Straßburger Europaparlament, als er den EZB-Jahresbericht 2010 vorstellte.

Die EZB hat bereits für mehr als 200 Milliarden Euro Staatsanleihen von Schuldenstaaten aufgekauft. Sie stützt damit die Märkte, und drückt de facto auch die Zinslast der betroffenen Staaten. Viele Euro-Staaten, angeführt von Frankreich, wollen, dass die EZB noch viel mehr Staatsanleihen aufsaugt. Widerstand kommt vor allem aus Deutschland. Die Zentralbank sei sich der "andauernden Schwierigkeiten der Banken" bewusst, sagte Draghi in Straßburg.

Diese Äußerungen von Draghi belasteten Börsianern zufolge den Euro und den Dax. Die Gemeinschaftswährung verbilligte sich auf 1,3425 Dollar, nachdem sie zuvor um die Marke von 1,3450 Dollar gependelt war. Der deutsche Leitindex notierte zwischenzeitlich 0,7 Prozent schwächer als am Vortag, erholte sich aber wieder auf minus 0,2 Prozent. Am Vortag hatte er noch um fast fünf Prozent zugelegt.

Die EZB, die US-Notenbank Fed und weitere wichtige Notenbanken hatten am Mittwoch in einer konzertierten Aktion beschlossen, die Banken mit Dollar-Liquidität zu günstigen Konditionen zu versorgen. Hintergrund ist, dass viele Banken wegen der Krise Dollars horten und damit im System zu wenig der Welt-Leitwährung zur Verfügung steht. Einige europäische Banken hatten zuletzt Probleme gehabt, sich günstig Dollar-Kredite zu besorgen.

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