Europäische Schuldenkrise:Griechisches Defizit lässt Börsen abstürzen

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Griechenland spart nicht genug - und das macht die Märkte weltweit nervös. In Asien schließen alle wichtigen Börsen mit deutlichen Verlusten, den Dax zieht es zeitweise mehr als drei Prozent nach unten. Und der Euro fällt auf den tiefsten Stand seit acht Monaten.

Griechenlands Defizit erschüttert die Märkte: Die wichtigsten Börsenbarometer lagen am Montag deutlich im Minus. Der Dax verlor im frühen Handel bis zu vier Prozent, pendelte sich im Laufe des Tages aber zwischen zwei und drei Prozent ein.

Ein Investor im taiwanesischen Taipeh beobachtet beunruhigt den Kursverlauf. (Foto: AFP)

In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 1,8 Prozent tiefer mit 8545 Zählern. Der breiter gefasste Topix-Index verlor 1,9 Prozent auf 747 Punkte. Die von dem vielbeachteten Tankan-Index signalisierte Aufhellung des japanischen Geschäftsklimas konnte den Markt nur wenig stützen. Der Hangseng-Index verlor sogar 4,7 Prozent.

An den Devisenmärkten fiel der Euro auf den tiefsten Stand seit acht Monaten. Die europäische Gemeinschaftswährung kostete 1,3320 Dollar nach einem New Yorker Schlusskurs von 1,3384 Dollar am Freitag. Händler und Analysten sagten, der Euro werde wohl in den kommenden Tagen weiter an Boden verlieren, da die Euro-Zone in der Krise gespalten sei und die Gefahr eines griechischen Zahlungsausfalls größer sei als je zuvor.

Griechenland hatte am Sonntag eingeräumt, die mit den internationalen Geldgebern vereinbarten Defizitziele in diesem Jahr zu verpassen. Das Kabinett billigte am Sonntagabend den Haushaltsentwurf für 2012, der ein Minus von 8,5 Prozent der Wirtschaftsleistung für das laufende Jahr vorsieht. Im Gegenzug für internationale Hilfen hatte die Regierung in Athen einem Defizitziel von 7,6 Prozent zugestimmt. Für das kommende Jahr rechnet Griechenland mit einem Defizit von 6,8 Prozent - statt der vereinbarten 6,5 Prozent.

Auch bei der Entwicklung der Wirtschaftsleistung dürfte Griechenland schlechter abschneiden als zunächst angenommen. Die Regierung rechnet mit einem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um 5,5 Prozent in diesem und 2,0 bis 2,5 Prozent im kommenden Jahr. Dies deckt sich zwar mit den im September veröffentlichten Weltwirtschaftsprognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF). In den Verhandlungen über das Rettungspaket im Juli war jedoch ein Wachstum für 2012 einkalkuliert worden.

Durch das Verpassen der Haushaltsziele dürfte Griechenland fast zwei Milliarden Euro zusätzlich benötigen, um seine Ausgaben allein in diesem Jahr zu decken. Die griechische Regierung sieht den Einbruch der Wirtschaft als maßgeblichen Grund für das Verpassen der Defizitziele. Den Geldgebern zufolge ist die Regierung durch eine mangelnde Umsetzung von Strukturreformen aber ebenso verantwortlich.

Treffen im Zeichen der Eurokrise

Das Kabinett stimmte nach Angaben eines Teilnehmers zudem Plänen für einen Personalabbau im öffentlichen Dienst zu. Die Regierung hatte vor knapp zwei Wochen beschlossen, rund 30.000 Mitarbeiter in "Reserve" zu schicken. Dort sollen ihnen nur noch 60 Prozent ihres Gehalts ausgezahlt werden. Sie haben ein Jahr Zeit, sich im öffentlichen Sektor eine neue Stelle zu suchen, sonst verlieren sie ihren Arbeitsplatz. Die Verkleinerung des aufgeblähten Staatsdienstes ist Bedingung für die Auszahlung der nächsten Tranche von acht Milliarden Euro.

Ganz im Zeichen der Euro-Schuldenkrise steht auch das Treffen der Finanzminister der 17 Euro-Länder am heutigen Montag in Luxemburg. Über die Auszahlung der acht Milliarden Euro Kredittranche an Griechenland wird die Ministerrunde jedoch noch keine Entscheidung treffen, dafür ist ein Sondertreffen am 13. Oktober geplant. Umstritten ist aber auch noch immer die Forderung Finnlands nach Extra-Garantien für Kredite an Griechenland. Athen kann die Löhne der Staatsbediensteten und Rentner nur noch für diesen Oktober zahlen. Danach wäre das Land pleite.

Zentrales Thema des Luxemburger Treffens wird die Ausweitung des Krisenfonds für wackelnde Euro-Staaten EFSF sein. Die Finanzminister dürften sich dabei über Spekulationen zu einer effektiveren Verwendung der EFSF-Mittel durch die Mobilisierung von Fremdkapital (Hebelwirkung) austauschen. Der Krisenfonds EFSF kann derzeit 440 Milliarden Euro Notkredite vergeben. An dem Treffen nimmt Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) teil.

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