5. Mit Anleihen ist hier wie dort nichts zu gewinnen
Am Rentenmarkt ist seit Monaten ein Tauziehen zwischen zwei unterschiedlichen Kräften zu beobachten: der Angst vor anhaltend hoher Inflation und der Befürchtung, eine Rezession sei unausweichlich.
Zuletzt haben die Sorgen um die Konjunktur die Oberhand gewonnen und die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen auf beiden Seiten des Atlantiks gedrückt. Das Thema Inflation gerät dagegen in den Hintergrund.
"Ich gehe davon aus, dass der Ölpreis 2009 unter 100 Dollar liegen wird", sagt Traud. Derzeit sind es 114 Dollar. Moderatere Rohstoffpreise, so die Hoffnung der Volkswirte, dämpfen den Preisauftrieb.
Traud rechnet damit, dass die Inflation im Euroraum von 3,6 Prozent 2008 auf 2,6 Prozent 2009 sinken wird; in den USA könnte die Teuerung noch dramatischer von 4,6 auf 2,5Prozent zurückgehen. Derzeit sind Anleihen ein schlechtes Geschäft.
In den USA rentieren zehnjährige Papiere mit 3,8 Prozent, in Europa mit 4,1 Prozent. "In Amerika bleibt nach Abzug der Inflation nichts übrig, in Europa nur sehr wenig", sagt Holschuh. "Wenn ein Anleger noch Steuern auf den Kupon zahlen muss, schrumpft die Kaufkraft seines Geldes."
Eine Anlage in Renten ist deshalb in beiden Märkten unattraktiv. Hinzu kommt, dass die erwartete Zinserhöhung der US-Notenbank zum Jahresende den US-Anleihenmarkt belasten dürfte - Europa kann sich dem erfahrungsgemäß nicht entziehen.
"Anleger fahren in Europa mit Tagesgeld besser als mit lang laufenden Anleihen", glaubt Traud. Die USA sind nur attraktiv, wenn Anleger auf eine Aufwertung des Dollar wetten wollen. Aber die Wechselkurskarte spielen Sparer wohl besser am Aktienmarkt.
Grafiken: SZ, Text: Catherine Hoffmann