Juncker lästert:"Deutschland denkt da ein bisschen simpel"

Berlin intervenierte flugs: Nein, Euro-Bonds dürfe es zur Krisenbewältigung nicht geben. Jetzt keilt der Ideengeber, Eurogruppen-Chef Juncker, gegen Kanzlerin Merkel - und geißelt die "sehr uneuropäische Art".

Wenn es nach dem Chef der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, gegangen wäre, hätte es einen relativ einfachen Weg gegeben, um die Eurokrise, die längst zu einer Staatenkrise geworden ist, in den Griff zu bekommen: Euro-Bonds. Doch die wird es nicht geben - weil die Bundesregierung flugs intervenierte. Nun keilt Ideengeber Juncker zurück.

Angela Merkel hat den Vorschlag von Jean-Claude Juncker, Chef der Eurogruppe, torpediert. Euro-Bonds wird es mit ihr nicht geben. (Foto: dpa)

Juncker attackierte die Bundesregierung ungewöhnlich scharf - wegen ihrer Ablehnung seines Vorschlags für gemeinsame Euro-Anleihen aller Länder. "Deutschland denkt da ein bisschen simpel", sagte der luxemburgische Ministerpräsident der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit.

Seine Begründung: Die Bundesregierung habe seinen Vorschlag nicht genau geprüft. Er führe nicht zu einem einheitlichen Zinssatz bei Schuldenaufnahmen für alle Euroländer, betonte Juncker. "Diese Art, in Europa Tabuzonen zu errichten und sich gar nicht mit den Ideen anderer zu beschäftigen, ist eine sehr uneuropäische Art europäische Geschäfte zu erledigen", warf er Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble vor. Beide hatten Junckers Vorstoß für die Einführung sogenannter Euro-Bonds umgehend strikt abgelehnt.

Juncker will damit dauerhaft Spekulationen an den Finanzmärkten gegen den Euro stoppen. Nach seiner Ansicht könnte mit Euro-Bonds ein Teil der nationalen Schulden auf europäischer Ebene gebündelt und mit Euro-Anleihen bedient werden. Der größte Teil der Schulden würde aber nach wie vor zu nationalen Zinssätzen verzinst.

Deutschland bekräftigte nach Junckers Vorwurf allerdings die Ablehnung von gemeinsamen europäischen Anleihen. Hier gebe es "ökonomische und rechtliche Probleme", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Auch setzten solche Euro-Bonds ein anderes Europa voraus.

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