EU: Großprojekte:Kühne Pläne in Europa

Kein Geld in der Kasse - aber trotzdem bauen wollen: Brüssel hat eine Idee, wie das gehen könnte. Die Europäische Union will für private Anleihen haften. Aus Mitgliedsstaaten hagelt es Kritik.

Trotz der Kritik aus vielen Staaten will die EU-Kommission mit speziellen Anleihen milliardenschwere Großprojekte in Europa anstoßen. Diese Schuldverschreibungen könnten ein neues Segment auf dem Anleihenmarkt werden, sagte EU-Währungskommissar Olli Rehn in Brüssel bei der Vorstellung des Konzepts.

Europaflagge vor dem Bundestag

Deutschland ist gegen die Pläne Brüssels.

(Foto: dpa)

Nach den Plänen sollen dabei aber nicht die EU, sondern private Unternehmen die Anleihen zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten ausgeben. Dann würde die EU-Kommission gemeinsam mit der Europäischen Investitionsbank EIB einen Teil des Risikos übernehmen, zum Beispiel durch Garantien oder Kredite.

"Keine Euro-Bonds"

Mögliche Verluste aus einzelnen Projekten würden sich die EU und die EIB teilen. Ein gutes Rating werde die Anleihen für Anleger wie Pensionsfonds oder Versicherungen interessant machen. EU-Anleihen werden von vielen Regierungen abgelehnt, weil sie der Kommission und damit der EU eine eigene Rolle auf den Finanzmärkten verschaffen könnten.

"Der Vorschlag sollte nicht mit Euro-Bonds verwechselt werden", betonte Rehn. Bei den Euro-Bonds handelt es sich um die höchst umstrittenen gemeinsamen Anleihen aller Euro-Staaten, mit denen die EU-Staaten ihre Schuldenaufnahme bündeln könnten.

Insbesondere Deutschland ist dagegen, weil es die Schuldenaufnahme verteuern würde. Laut EU-Kommission gibt es einen enormen Investitionsbedarf in Europa. Die EU-Länder müssten in den nächsten zehn Jahren zwischen 1,5 und 2 Billionen Euro in Straßen, Bahnstrecken und Energienetze investieren.

"In Zeiten knapper Haushaltskassen müssen wir pfiffigere Wege finden, um in Projekte zu investieren", sagte Rehn, der den Plan gemeinsam mit EIB-Präsident Philippe Maystadt vorstellte. Nun beginnen die Konsultationen mit den nationalen Regierungen, danach will die Kommission einen Vorschlag präsentieren.

Bereits im vergangenen September hatte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso das Konzept angekündigt und war damit auf Kollisionskurs zu den Regierungen gegangen.

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