EU in der Krise:Wuchtige Ohrfeige für Griechenland

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Kann Griechenland je seine Schulden zurückzahlen? Die Ratingagentur Moody's hat da wohl massive Zweifel - und stuft die ohnehin längst als Ramsch bewertete Staatsanleihen nochmals drastisch herab. Athen ist empört.

Was sind griechische Anleihen noch wert? Geht es nach der Ratingagentur Moody's, dann sollten Anleger zumindest extreme Vorsicht walten lassen. Das Unternehmen hat die Kreditwürdigkeit des hochverschuldeten Eurostaats Griechenland jedenfalls kräftig um gleich drei Noten herabgestuft - von "Ba1" auf "B1". Und: Moody's setzte den Ausblick für das Rating auf "negativ", was auf weitere Herabstufungen hindeutet.

Die Reaktion Athens auf die Herabstufung der Kreditwürdigkeit fällt scharf aus: Zeitpunkt und Ausmaß der Herabstufung seien "merkwürdig". (Foto: dpa)

In Athen löste der Schritt Empörung aus: Moody's liefere "keine objektive und ausgeglichene Schätzung der Situation", erklärte das griechische Finanzministerium. Bereits Ende 2010 hatte Moody's angekündigt, die Kreditwürdigkeit Griechenlands abermals prüfen zu wollen. Der jetzige Schritt könnte die Finanzierung Athens über Staatsanleihen erneut verteuern.

Drei Gründe für Herabstufung

Die Ratingagentur begründet die spürbare Herabstufung mit drei Faktoren: Zum einen bezweifelt Moody's, dass Griechenland seine "sehr ambitionierten" Konsolidierungsmaßnahmen tatsächlich umsetzen kann, auch wenn Athen bislang große Fortschritte erzielt habe. Zudem sieht die Agentur strukturelle Probleme auf der Einnahmenseite des Staates. Darüber hinaus verweist Moody's auf Unwägbarkeiten beim neuen europäischen Rettungsschirm nach 2013 und nennt das Risiko, dass die bestehenden griechischen Kredite umgeschuldet werden könnten.

Die Reaktion Athens fiel scharf aus: Zeitpunkt und Ausmaß der Herabstufung seien "merkwürdig", hieß es im Athener Finanzministerium. Moody's habe in seine Analyse offenbar nur Risiken einfließen lassen und jüngste Konsolidierungsfortschritte und Reformen nicht gewürdigt.

Die von Moody's genannten Argumente seien nicht neu. Athen verwies zudem auf das griechische Reformpaket, das von der EU, dem IWF und der EZB streng kontrolliert werde. Demnach sei das griechische Programm auf der Spur. Der ungerechtfertigte Schritt liefere ein weiteres Argument für eine schärfere Regulierung von Ratingagenturen, erklärte die Regierung.

Die Wirtschaftskrise 2008 hätten die Agenturen nicht voraussagen können - "jetzt konkurrieren sie miteinander darum, welche die Erste sein wird, die Gefahren identifiziert, welche zur nächsten Krise führen könnten".

Griechenland hat mit der Eurozone und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ein dreijähriges Hilfsprogramm vereinbart und sich im Gegenzug zu durchgreifenden Reformen verpflichtet.

Das Land ist der größte Schuldensünder im Euroraum und musste im Frühjahr 2010 mit Hilfskrediten gerettet werden. Bei allen drei großen Ratingagenturen haben die Staatsschulden Athens inzwischen "Ramschstatus". Neben Moody's zählen Standard & Poor's (S&P) und Fitch zu den weltweit größten Agenturen.

© sueddeutsche.de/dpa/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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