Erstaunliche Erkenntnis:Verschwendung mit Hochdruck

Dachreinigungen und nachträgliche Beschichtungen sind umstritten - und fast immer überflüssig.

Auf jedem Dach bildet sich wegen verschiedener Umwelteinflüsse im Laufe der Jahre eine Patina. Manche Hausbesitzer empfinden diesen natürlichen Prozess nicht nur als unschön, sie befürchten auch, dass durch die Ablagerungen die Lebensdauer und der Schutz der Eindeckung leidet. Sie liebäugeln dann mit der Möglichkeit, das Dach mit Hochdruck reinigen und nachträglich beschichten zu lassen.

dachreinigung; schierenbeck/dpa

Ist keineswegs immer ein Muss: die Dachreinigung

(Foto: Foto: Schierenbeck/dpa)

Solche Arbeiten sind aber bei Experten umstritten. Zudem ist Vorsicht geboten, wenn die Reinigung und Beschichtung als Haustürgeschäft angeboten werden.

,,Patina und Moos beeinträchtigen die Funktion und Lebensdauer der Dachdeckung nicht'', sagt Dirk Petersen von der Verbraucherzentrale in Hamburg. Ihr Wachstum auf dem Dach sei vielmehr ein Zeichen für gute Umweltbedingungen. Flechten beispielsweise wüchsen nicht in schadstoffbelasteter Luft.

Die Verbraucherzentrale rät von einer Reinigung mit Hochdruck und einer nachträglichen Beschichtung des Daches ab. Denn diese Arbeiten hätten nur einen optischen Effekt. ,,Moos, Algen und Flechten auf Dachdeckungen sind ein rein kosmetisches Problem'', sagt auch Gabriele Krüner vom Dachsysteme-Hersteller Lafarge in Oberursel (Hessen). Um die schützende Funktion des Daches zu erhalten, seien eine Reinigung und Beschichtung nicht nötig.

Wenn schon, dann richtig

Wer dennoch sein Dach aus optischen Gründen mit Hochdruckreinigern säubern lassen will, sollte vorsichtig sein. Wird die Arbeit unsachgemäß ausgeführt, entstehen leicht Schäden an der Dacheindeckung.

Keinesfalls sollte der Hausbesitzer - auch wegen der Unfallgefahr - selbst mit einem Hochdruckreiniger auf das Dach steigen.

,,Einige Dächer dürfen wegen der gesetzlichen Bestimmungen auf keinen Fall mit Hochdruck gereinigt werden'', sagt Josef Rühle vom Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) in Köln. Dies sei etwa bei Dächern der Fall, deren Deckung Asbest enthält.

Auch eine nachträgliche Dachbeschichtung zur Verschönerung von älteren Dächern ist problematisch. ,,Schon beim notwendigen vorangehenden Hochdruckreinigen kann gelöster Schmutz in die Falze der Dachpfannen eindringen'', sagt Rühle. Unter Umständen leide dadurch der Regenschutz.

Eine vollständige Reinigung des Daches mit Hochdruck sei ohnehin nicht möglich, weil die Dachziegel sich gegenseitig überlappen. In diesem Bereich bleibe dadurch immer ein Schmutzrest. Dieser bewirke, dass die neue Beschichtung nicht dauerhaft halte, sondern mit der Zeit abblättere.

Verschwendung mit Hochdruck

Teure Haustürgeschäfte

Wer dennoch sein Dach säubern und beschichten lassen will, sollte Firmen meiden, die ihre Geschäfte an der Haustür anbieten. ,,Treten später Schäden durch die Beschichtung am Dach auf, sind solche reisenden Anbieter in der Regel nicht mehr auffindbar und können nicht haftbar gemacht werden'', betont ZVDH-Sprecher Rühle.

Außerdem seien die Angebote häufig stark überteuert. Auch die Verbraucherzentrale Berlin warnt vor ,,Dachhaien'' und rät davon ab, einen Vertrag an der Haustür abzuschließen.

Stattdessen sollten Kunden zuerst fachkundigen Rat und Vergleichsangebote einholen, empfehlen die Verbraucherschützer. Sinnvoll sei auch, einen Festpreis zu vereinbaren. So lasse sich ausschließen, dass die Kosten hinterher höher ausfallen als erwartet. Bezahlt werden sollte zudem erst nach Abnahme der Leistung.

Neu ist kaum teurer

Statt einer Reinigung und einer neuen Beschichtung kann sich im Einzelfall auch eine ganze Neueindeckung finanziell lohnen. ,,Eine Beschichtung vom Fachmann kostet etwa so viel wie das Material einer Neueindeckung'', sagt Rühle.

Zudem ist bei Steildächern, die mehr als drei Meter vom Boden entfernt sind, auch für eine neue Beschichtung ein Gerüst nötig. Werde kein Gerüst aufgestellt, hafte bei Unfällen unter Umständen der Hauseigentümer.

Um zu klären, ob eine Reinigung, Beschichtung oder eine Neueindeckung die beste Lösung ist, sollten sich Hausbesitzer von der örtlichen Innung einen bewährten Dachdeckermeisterbetrieb nennen und sich dort beraten lassen.

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