Ergo:Kunden abgezockt? Aber nein!

Die Vorwürfe wiegen schwer: Der Versicherungskonzern Ergo soll Kunden überteuerte Riester-Verträge angeboten haben. Das Unternehmen sagt: "Wir können das nicht nachvollziehen."

Ergo präsentiert sich in Werbespots als die Versicherung, die die Bedürfnisse der Kunden besonders gut versteht - und die anders ist als andere Versicherungen. Darum ist es für das Unternehmen besonders misslich, dass es zuletzt vor allem negative Schlagzeilen machte - etwa mit einer Sex-Party in Budapest.

Steuerzahler hat Sexorgie der Hamburg-Mannheimer mitfinanziert

Ein systematischer Fehler in den Verträgen hätte zu massiven Kundenbeschwerden geführt, sagt Ergo. Hierzu sei es aber nicht gekommen.

(Foto: dapd)

Jetzt hat Ergo einen Bericht über angebliche Kundenabzocke mit der Riester-Rente in dreistelliger Millionenhöhe zurückgewiesen. Es gebe keine Hinweise darauf, dass die inzwischen zum Unternehmen gehörende Hamburg-Mannheimer systematisch falsche Verträge für Riester-Sparer ausgefertigt habe, sagte ein Sprecher.

"Können Vorwürfe nicht nachvollziehen"

Das Handelsblatt hatte zuvor berichtet, dass der Versicherer rund 70.000 Kunden zu hohe Verwaltungskosten berechnet und daran ungerechtfertigt bis zu 160 Millionen Euro verdient haben soll. "Wir können diese Vorwürfe nicht nachvollziehen", sagte dagegen der Ergo-Sprecher.

Wie das Handelsblatt weiter berichtete, hätten die geschädigten Kunden zwischen 2005 und 2006 Verträge abgeschlossen. In einem Drittel der insgesamt 215.000 neuen Policen seien die Kosten in den Angeboten niedriger ausgewiesen worden als nachher in den Verträgen.

Auch diese Zahlen wies Ergo zurück und sprach von einer spärlichen Informationslage. Ein systematischer Fehler hätte sonst zu massiven Kundenbeschwerden geführt. Hierzu sei es aber nicht gekommen, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens auf seiner Internetseite. Ergo gehe davon aus, dass es sich um Einzelfälle handele.

Erst vor wenigen Wochen war die Gesellschaft in die Schusslinie geraten: Im Juni 2007 hatte der Strukturvertrieb der Hamburg-Mannheimer eine Sex-Orgie mit rund 20 Prostituierten für seine 100 besten Vertreter organisiert. Dazu war die traditionsreiche Gellert-Therme in Budapest in ein Freiluftbordell verwandelt worden.

Das Gelage fand im Rahmen einer sogenannten Incentive-Reise statt. Der Sex-Skandal hatte in der Versicherungsbranche für massive Verstimmung gesorgt. Als Konsequenz verschärfte Ergo am Mittwoch seine Verhaltensregeln für Mitarbeiter und selbstständige Handelsvertreter.

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