Finanzen kompakt:Allianz feiert sich selbst

Klotzen statt kleckern: Die Allianz fährt für 2010 einen Gewinn in Milliardenhöhe ein. Außerdem: Die Postbank ist wieder im Plus. Das Wichtigste in Kürze.

Europas größter Versicherer Allianz hat den Gewinn im vergangenen Jahr überraschend deutlich gesteigert und hebt deswegen die Dividende an. Der Überschuss stieg im Vergleich zum Vorjahr um ein Fünftel auf 5,05 Milliarden Euro, wie der Konzern mitteilte. Der operative Gewinn erhöhte sich trotz sehr hoher Belastungen durch Naturkatastrophen um 17 Prozent auf 8,24 Milliarden Euro.

Fahnen der Allianz AG auf dem Olympiagelände, 2004

Bei der Allianz laufen die Geschäfte rund: Europas größte Versicherung erzielte im vergangenen Jahr einen Gewinn in Milliardenhöhe.

(Foto: ddp)

Der Umsatz erhöhte sich um mehr als neun Prozent auf einen neuen Rekordwert von 106,5 Milliarden Euro. Beim operativen Ergebnis legte die Allianz um 17 Prozent auf 8,2 Milliarden Euro zu und übertraf damit ihre Ziele.

Die Dividende soll um fast 10 Prozent auf 4,50 (2009: 4,10) Euro pro Aktie steigen. "Wir sind hochprofitabel und finanziell gestärkt aus den Krisenjahren 2008 und 2009 hervorgegangen", sagte Konzernchef Michael Diekmann.

Analysten hatten im Schnitt nur mit einem operativen Gewinn von circa acht Milliarden Euro gerechnet. Unter dem Strich blieben 5,2 Milliarden Euro hängen.

Postbank macht wieder Gewinn

Die Postbank ist nach Verlusten in den letzten beiden Jahren wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt. Das Geldinstitut erzielte im Jahr 2010 einen Vorsteuergewinn von 315 Millionen Euro. 2009 hatte es noch einen Verlust von 398 Millionen Euro gegeben.

Für dieses und das kommenden Jahr stellt die Bank weitere Gewinnsteigerungen in Aussicht. Hauptgrund für die positiven Zahlen waren Gewinne im operativen Geschäft.

Die Folgen der Finanzkrise seien größtenteils überwunden, teilte das Institut mit. Man sei auf gutem Wege, "dieses Kapitel abschließen zu können", hieß es in einer Mitteilung.

Dennoch war das Handelsergebnis auch 2010 mit einem Minus von 241 Millionen Euro negativ. Die Kernkapitalquote verbesserte sich hingegen zum Ende des Jahres auf 8,1 Prozent. Ende 2009 lag sie noch bei 6,6 Prozent.

Royal Bank of Scotland mit Milliardenüberschuss

Wieder zurück im Plus ist auch die Royal Bank of Scotland. Die teilverstaatlichte britische Bank fuhr 2010 einen operativen Gewinn von 1,9 Milliarden Pfund ein, nachdem es im Jahr davor ein Minus von 6,1 Milliarden Pfund hinnehmen musste. Das Geldhaus profitierte dabei vor allem von geringen Kosten für faule Kredite.

Zwei Jahre nach der weltweiten Finanzkrise verlaufe der Aufschwung bei der RBS schneller als geplant, sagte Bankchef Stephen Hester.

Die Royal Bank of Scotland war im Oktober 2008 mit staatlichen Geldern vor dem Kollaps gerettet worden. Das Institut wurde hart von der Kreditkrise getroffen und hatte sich zudem mit der Übernahme von Teilen der niederländischen Bank ABN Amro verhoben.

Weniger Bares für Wall Street-Banker

Die Finanzfirmen in New York zahlten ihren Mitarbeitern 2010 zusammengenommen 20,8 Milliarden Dollar an Bargeld-Boni. Es ist der fünfthöchste jemals erfasste Wert an der Wall Street. Die durchschnittliche Auszahlung pro Kopf liegt mit 128.530 Dollar neun Prozent unter dem Durchschnittswert von 2009, teilte New Yorks oberster Finanzbeamter Thomas DiNapoli mit.

Der Grund für den Rückgang: Reformen des Finanzwesens schreiben den Banken vor, höhere Grundgehälter zu zahlen und dafür die Bonuszahlungen zu begrenzen.

Zählt man neben Bargeld auch Aktienanteile zu den Bonuszahlungen hinzu, ist die Ausschüttung sogar um sechs Prozent gestiegen. Die Aktien müssen meist über Jahre gehalten werden. Das soll das Streben nach kurzfristigen, hohen Gewinnen eindämmen und damit die Bereitschaft zu unkalkulierbaren Risiken senken.

Die Stadt New York bestreitet in diesem Jahr 13 Prozent ihres Haushalts mit Steuereinnahmen aus der Finanzindustrie. Unter anderem, weil die Banken die Boni in Bar zurückschrauben, nimmt die Metropole aber weniger ein als früher, wie DiNapoli einräumte. Allerdings hofft er auf saftige Zuflüsse in den kommenden Jahren, wenn die Banker ihre erhaltenen Aktien zu Geld machen dürfen.

Deutschland verfehlt Maastricht-Kriterien

Deutschland hat im vergangenen Jahr die Defizitquote des Maastricht-Vertrags knapp verfehlt. Die Neuverschuldung lag bei 3,3 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP), teilte das Statistische Bundesmat mit. In absoluten Zahlen betrug das Defizit von Bund, Ländern und Kommunen 82 Milliarden Euro.

Die Statistiker korrigierten damit vorläufige Berechnungen. Mitte Januar waren sie noch von einer Neuverschuldung von mehr als 88 Milliarden Euro ausgegangen. Das hätte 3,5 Prozent des BIP ausgemacht. 2009 hatte die Defizitquote bei 3,0 Prozent gelegen, angesichts der Wirtschafts- und Finanzkrise war für 2010 aber mit einem höheren Defizit gerechnet worden.

Es ist das erste Mal seit fünf Jahren, dass Deutschland die EU-Verschuldungskriterien nicht einhielt. Diese erlauben eine maximale Neuverschuldung von drei Prozent des BIP.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: