Energiesparen beim Hausbau:Passiv in die Zukunft

Ob Zelluloseflocken oder dichte Verglasung - bei Sanierungen und Neubauten hat der Wärmeschutz Priorität. Fünf Beispiele.

Barbara Kerbel

Wohnquartier, Bamberg:

wohnquartier bamberg

Im Wohnquartier Bamberg wurden von 2001 bis 2003 acht Häuser mit 73 Wohnungen im Rahmen eines Modellprojektes energetisch saniert.

(Foto: Foto: SZ / Bauträger)

In den siebziger Jahren wurde das Wohnquartier Bamberg-Südwest errichtet, es umfasst insgesamt 314 Wohnungen. Davon wurden von 2001 bis 2003 acht Häuser mit 73 Wohnungen im Rahmen eines Modellprojektes energetisch saniert. Fassade, Dach und Kellerdecke wurden gedämmt, Fenster mit Wärmeschutzverglasung sowie neue Paneele eingebaut.

Die Häuser bekamen eine komplett neue Haustechnik. So deckt heute ein Geothermie-Anschluss den Großteil der Heizenergie, Solarkollektoren auf den Flachdächern erwärmen das Brauchwasser. Etwa 80 Prozent der Wärme aus der Abluft wird zurückgewonnen und wieder der Wärmepumpe zugeführt. Die Wohnungen werden durch Zu- und Abluftanlagen belüftet, die Geräte regeln die Lüftung in Abhängigkeit von der Raumluft und Feuchtigkeit.

Zur Deckung der Spitzenlast ist im Wohnviertel ein Gasbrennwertkessel installiert worden, der bei hohem Bedarf zugeschaltet werden kann. Der Bedarf an Heizwärme verringerte sich um 76 Prozent, die Kosten für Heizung und Warmwasser sanken um 63 Prozent. 215 Tonnen CO 2 können jährlich eingespart werden.

Passiv in die Zukunft

Eza!-Haus, Kempten:

eza!-haus kempten ; SZ

Unter dem Motto "Vom Altbau zum Passivhaus" hat das Energie- und Umweltzentrum Allgäu (Eza), ein Wohn- und Geschäftshaus von 1958 saniert und zu einem Beratungszentrum ausgebaut.

(Foto: Foto: SZ / Bauträger)

Unter dem Motto "Vom Altbau zum Passivhaus" hat das Energie- und Umweltzentrum Allgäu (Eza), ein Wohn- und Geschäftshaus von 1958 saniert und zu einem Beratungszentrum ausgebaut. Das Haus wurde rundum mit einer 29 Zentimeter dicken Schicht Mineralwolle gedämmt, unter dem Dach hält eine 38 Zentimeter starke Schicht aus Zelluloseflocken die Wärme im Winter im Haus und im Sommer draußen.

Der Boden zum Keller ist mit einer platzsparenden Vakuumdämmung isoliert.

Auf dem Dach erzeugt eine Fotovoltaikanlage Strom, Sonnenkollektoren für das Warmwasser stehen auf dem Nebengebäude. Frischluft wird von außen angesaugt und über einen Wärmetauscher aus der Abluft erwärmt. Ein Holzpelletkessel kann zugeschaltet werden.

Seit 2002 hat das Eza, das von Kommunen, Wirtschaft und Initiativen des Allgäus getragen wird, dort seinen Sitz, das Haus ist mit einem Heizwärmebedarf von 19,6 Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter und Jahr äußerst sparsam.

Zum Vergleich: Ein vor 1980 erbautes, ungedämmtes Haus mit einer Ölheizung hat einen Bedarf von 100, ein sogenanntes Drei-Liter-Haus braucht 30 kWh pro Quadratmeter und Jahr.

Passiv in die Zukunft

wohnsiedlung dachau

Die 1950 erbauten Häuser der Wohnsiedlung in Dachau werden derzeit schrittweise saniert, der erste Bauabschnitt wird gerade abgeschlossen.

(Foto: Foto: SZ / Bauträger)

Wohnsiedlung, Dachau:

Wie sich Sanierung, Energiekonzept und Raumplanung verbinden lassen, zeigt die Siedlung am Heideweg in Dachau. Die 1950 erbauten Häuser werden derzeit schrittweise saniert, der erste Bauabschnitt wird gerade abgeschlossen. Im ersten Schritt wurde das Gebäude an der Schmalseite um zwei Neubauten erweitert. Dort zogen die Bewohner des Altbaus ein, der anschließend komplett saniert wurde.

Das Dach wurde aufgestockt, neue Fenster wurden eingebaut, das Haus wurde rundum gedämmt. Außer den tragenden Wänden und den Decken sei alles neu, sagt Architekt Michael Leberzammer. Geheizt wird mit einer Grundwasser-Wärmepumpe und einem Gasbrennwertkessel für die Spitzenlast, Sonnenkollektoren erwärmen das Wasser.

Sanierung und Anbau waren erst der Anfang. In den kommenden Jahren soll die komplette Siedlung modernisiert und nachverdichtet werden. Von "Innenentwicklung vor Außenentwicklung" spricht der Architekt Franz Dirtheuer: Werden bestehende Siedlungen ausgebaut, ist zum einen die Infrastruktur bereits vorhanden, zum anderen müssen nicht zusätzliche Flächen versiegelt werden.

Passiv in die Zukunft

Mehrzweckhalle, Unterschleißheim:

Im Jahr 2003 entstand in Unterschleißheim die erste Turnhalle Deutschlands, die ein Passivhaus-Zertifikat bekam. Die aus Holz gebaute Halle, ein Erweiterungsbau der Rupert-Egenberger-Schule, verbraucht im Vergleich zu herkömmlichen Bauten für die Raumwärme nur ein Viertel der Energie. Geheizt wird die Halle mit Fernwärme, die aus Geothermie gewonnen wird.

Der Bau besteht aus mehreren Holzkonstruktionen: Die Seitenwände und das Dach sind zweischichtige Holzständerkonstruktionen, zwischen den Ständern befindet sich jeweils eine 40 Zentimeter dicke Wärmedämmung. Die Außenseiten sind mit einer hinterlüfteten Verschalung aus Lärchenholz verkleidet. Die Glasfassade trägt eine Holzkonstruktion, die speziell für den Passivhaus-Standard entwickelt wurde, die Fenster bestehen aus Dreifach-Wärmeschutzglas.

Der Wärmedurchgangskoeffizient U, der die Durchlässigkeit von Fenstern und Wänden angibt, beträgt nur 0,6 Watt pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Ein Fenster mit alter Isolierverglasung hat einen U-Wert von 3,0. Die Mehrzweckhalle wurde kürzlich mit der Bayerischen Staatsmedaille für Umwelt und Gesundheit ausgezeichnet.

Passiv in die Zukunft

mehrzweckhalle unterschleißheim

Im Jahr 2003 entstand in Unterschleißheim die erste Turnhalle Deutschlands, die ein Passivhaus-Zertifikat bekam.

(Foto: Foto: SZ / Bauträger)

Kotterhof, Böhmfeld:

Jahrelang stand der ehemalige Bauernhof in Böhmfeld (Kreis Eichstätt) leer, bis ihn in den neunziger Jahren die Gemeinde kaufte und mit Architekturbüros aus der Region ein Nutzungs- und Sanierungskonzept entwickelte. Seit 2001 ist der Kotterhof ein Gemeinde- und Bürgerhaus, für Vereine, Ausstellungen und Veranstaltungen.

Das Haus bekam neue Fenster, der Boden wurde ebenso wie das Dach neu aufgebaut. Die 50 Zentimeter dicken Wände aus Bruchstein wurden nach innen zum Teil frei gelegt und nach außen mit einem Dämmputz verkleidet. Bei den Bauarbeiten packte die Gruppe der "Rüstigen Rentner" Böhmfelds mit an und erbrachte einen großen Teil in Eigenleistung.

Der Kotterhof wird heute mit Erdwärme geheizt: Erdreichkollektoren unter dem Hof geben die Wärme an eine Wärmepumpe weiter. In die unverputzte Scheune wurde keine Heizung eingebaut, die Scheune wird nur saisonal benutzt.

Eine Fotovoltaikanlage auf ihrem Dach erzeugt etwa 5000 kWh Strom pro Jahr. Zur sparsamen Wasserverwendung wird das Regenwasser für die Toilettenspülung und die Bewässerung der Außenanlagen gesammelt.bak

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