Energieeinsparverordnung (EnEV):Teuer für den Mieter

Hausbesitzer müssen Energie sparen. Die teuren Maßnahmen werden auf den Mieter umgelegt.

Interview: Ingrid Brunner

(SZ vom 09.08.2002) Die Energieeinsparverordnung (EnEV) soll jährlich zehn Millionen Tonnen CO2 einsparen helfen. Während Neubauten gleich nach den neuen, emissionsärmeren Richtlinien errichtet werden, muss in ältere Gebäude viel Geld investiert werden, bevor der Spareffekt eintreten kann. Und das könnte teuer werden für die Mieter. Heinz-Werner Götz vom Verband bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW) erklärt, warum.

SZ: Herr Götz, die EnEV zwingt Eigentümer, Vermieter und Wohnungsunternehmen dazu, Millionen in die energetische Modernisierung von Wohngebäuden zu stecken. Wer soll das bezahlen? Götz: Das hat man sich nicht überlegt. Was für Privatleute gilt, gilt multipliziert für Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften. Üblicherweise verteilt man so eine Modernisierung auf ein paar Jahre. Aber der Gesetzgeber verlangt, alles auf einen Schlag zu machen: Isolierfenster, Fassadendämmung, Isolierung der Decke zum Dachgeschoss, emissionsarme Heizungsanlagen. SZ: Was schlagen Sie vor, wie ein hoch entwickeltes Land zu einer zeitgemäßen Energieversorgung kommen sollte? Götz: Es ist heute ziemlich sinnlos, angesichts der leeren Staatskassen öffentliche Darlehen zu fordern. Aber man kann als Gesetzgeber nicht nur neue Rahmenbedingungen setzen und nicht an ihre Umsetzbarkeit denken. Wir fordern ein schrittweises Vorgehen bei den notwendigen Modernisierungen, um die finanzielle Belastung zeitlich zu verteilen. SZ: Ist Energie sparen nicht gut für die Geldbeutel der Mieter? Ein geringerer Energieverbrauch bedeutet doch auch niedrigere Nebenkosten. Götz: Die Rechnung geht nur scheinbar auf. Die Kosten werden vom Vermieter auf den Mieter umgelegt. Bis zu elf Prozent können bei nicht öffentlich geförderten Wohnungen umgelegt werden. SZ: Wie lässt es sich verhindern, dass am Ende die Mieter die Zeche zahlen? Götz: Über Gebühr werden die Mieter nicht belastet, aber es wird tendenziell zu Mieterhöhungen kommen. Die elfprozentige Umlage wird sich vielleicht in einer Mieterhöhung im einstelligen Bereich bemerkbar machen. SZ: Gibt es staatliche Unterstützung für die Modernisierungen? Götz: In Bayern gibt es 17 Millionen Euro zinsgünstige Modernisierungsdarlehen. Damit kann nur ein Bruchteil des Investitionsvolumens finanziert werden. SZ: Haben Sie generell etwas gegen Energie sparen? Götz: Man kann nichts gegen das Energie sparen haben. Aber gewisse Gestaltungen bedeuten wirtschaftliche Belastungen. SZ: Ist es nicht absurd, dass Energie sparen das Wohnen und somit das Leben verteuern sollte? Götz: Energie sparen kommt der Umwelt, der Energiebilanz zu Gute. Finanziell bringt das für den Verbraucher nichts: Bei uns wird das Wohnen insgesamt teurer werden.

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