Energetische Sanierung:Am Geld liegt's nicht

Viele Wohnungseigentümer wollen den Wert ihrer Immobilie erhalten, schieben aber Maßnahmen zur Modernisierung vor sich her. Eine Befragung des Verbraucherschutzverbandes Wohnen im Eigentum zeigt, warum.

Von Simone Gröneweg

Wenn es um Sanierungen geht, tun sich Eigentümergemeinschaften schwer. Die Mitglieder in den Wohneigentümergemeinschaften (WEG) wollen zwar den Wert ihrer Immobilie erhalten und wünschen sich energetische Sanierungen, notwendige Maßnahmen schieben sie jedoch vor sich her. Das ist das Ergebnis einer Befragung, die der Verbraucherschutzverband Wohnen im Eigentum e.V. (WiE) bei mehr als 2000 Wohnungseigentümern durchgeführt hat. 94 Prozent der Befragten wohnen in Gebäuden, die vor dem Jahr 2010 errichtet wurden.

Es sei kein Trend zu einer intensiven Gebäudesanierung zu erkennen, schlussfolgert der Verband nach der Auswertung seiner Befragung. Bei etwa 40 Prozent der Wohnungseigentumsanlagen bestünden bereits kleinere und größere Sanierungsstaus, heißt es. Bei 43 Prozent der WEG seien keine Sanierungsmaßnahmen geplant, in den anderen WEG gebe es überwiegend nur Einzelmaßnahmen.

Das ist keine gute Nachricht für den deutschen Immobilienmarkt, denn die etwa 1,8 Millionen Eigentümergemeinschaften sollen mehr als neun Millionen Wohnungen halten. Damit gehört hierzulande fast jede vierte Wohnung zu einer Eigentümergemeinschaft. Und es gibt viele Gründe, die für Sanierungen sprechen; niedrigere Energiekosten und eine Werterhaltung der Immobilie für die Altersvorsorge gehören sicherlich dazu.

Zwar schätzt mehr als die Hälfte der befragten Wohnungseigentümer den Zustand der eigenen Gebäude als gut oder sehr gut ein, dennoch befürworten fast 86 Prozent Sanierungsmaßnahmen zum Werterhalt ihrer Wohnanlagen. Aber es geschieht eher wenig. "Die Modernisierung des Gemeinschaftseigentums ist für viele WEG eine große Herausforderung", meint Ulrich Kelber, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz. Das Hauptproblem stellt dabei nicht mangelndes Geld oder fehlende Finanzierungskonzepte dar. Die Ursachen für den Sanierungsstau liegen woanders: In einer WEG müssen die Interessen und Belange verschiedener Eigentümer berücksichtigt und gemanagt werden.

Der Verbraucherschutzverband WiE erklärt, was das bedeutet: Die Erneuerung von Fenstern beispielsweise sei erst einmal keine rein baulich-technische, sondern eine rechtliche und organisatorische Frage der Abstimmung, also der Mehrheiten. Passive Mitglieder, die zum Teil den Eigentümerversammlungen fernblieben, erschwerten die Aufnahme von notwendigen Maßnahmen und Arbeiten. Unqualifizierte Verwalter stellten ein weiteres Hindernis dar. Fast drei Viertel aller Verwaltungen fehlten das Rüstzeug und die Projektmanagement-Erfahrung für den nachhaltigen Bestandserhalt der Immobilien, so ein weiteres Ergebnis der Befragung.

Bisher gibt es keine gesetzlichen Mindestanforderungen für eine Tätigkeit als Immobilien- und Hausverwalter. Kelber verweist aber darauf, dass zurzeit ein Gesetz im parlamentarischen Verfahren sei, nachdem für Verwalter eine bestimmte Mindestqualifikation vorgeschrieben werden solle. Eine Reform des Wohnungseigentumsgesetzes, um Entscheidungen zu beschleunigen, sei eine Aufgabe für die Zeit nach der Bundestagswahl.

Der Verein WiE stellt den Eigentümergemeinschaften einen Ratgeber für Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen zur Verfügung. Der Titel: Spielregeln vom Umgang mit Menschen und Paragrafen. Näheres unter wohnen-im-eigentum.de/modernisierungs-knigge.

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