Einheitlicher Zahlungsverkehr in Europa:Schonfrist für Iban, die Schreckliche

Die superlange Kontonummer Iban kommt noch nicht so bald. Deutsche Bankkunden können wohl noch bis 2015 die alten Kontonummern nutzen, danach soll das einheitliche europäische Zahlungssystem Sepa endlich umgesetzt werden. Dann aber wird es kompliziert.

Harald Freiberger

Die Deutschen können darauf hoffen, dass sie von langen Kontonummern noch ein paar Jahre verschont bleiben. EU-Binnenkommissar Michel Barnier wird am kommenden Dienstag einen festen Termin für die Einführung der europaweit einheitlichen sogenannten Iban-Nummer nennen, die wegen ihrer 22 Stellen auch "Iban, die Schreckliche" heißt. Aller Voraussicht nach wird das der 1. Januar 2013 sein. Es soll jedoch eine Übergangsfrist von wahrscheinlich zwei Jahren geben, heißt es in EU-Verhandlungskreisen. Das bedeutet, dass deutsche Bankkunden bis 2015 weiter nur ihre bekannte Kontonummer und Bankleitzahl anzugeben brauchen.

Banken stehen vor SEPA-Start

Banken stehen vor SEPA-Start: Noch bis 2015 können allerdings Überweisungen ohne "die Schreckliche Iban" abgewickelt werden.

(Foto: dpa)

Vor allem Deutschland hatte sich dafür eingesetzt, dass der Übergang nicht zu abrupt kommt. "Deutsche Verbraucher sollen für inländische Überweisungen die ihnen geläufigen Kundenkennungen, die kurz und dadurch verbraucherfreundlich sind, auch nach dem Enddatum weiter nutzen können", hieß es in einem Antrag des Bundestages vom Mai.

Auch das Bundesfinanzministerium unterstützte den Vorstoß. Indem die EU nun ein festes Datum nennt, will sie Druck ausüben, damit der einheitliche europäische Zahlungsverkehr (Sepa) schneller umgesetzt wird. Denn eigentlich wurde dieser schon 2008 eingeführt. Damals ließ die EU den einzelnen Ländern aber die Wahl, Inlandsüberweisungen weiter auf ihren nationalen Systemen abzuwickeln. Die Folge war, dass die Staaten Sepa sehr unterschiedlich umsetzten.

In Deutschland laufen nur 0,9 Prozent aller Überweisungen über Sepa. Noch bestehen bei vielen deutschen Banken parallel zwei Systeme. Ziel der EU ist es, die nationalen Systeme abzuschaffen und auch Inlandsüberweisungen über Sepa abzuwickeln. Das aber geht nur mit der Iban, die deshalb so lange ist, weil 17 nationale Systeme unter einen Hut gebracht werden müssen.

Mit der geplanten Übergangsfrist bis 2015 können deutsche Verbraucher ihre alten Nummer weiter nutzen. Technisch ist das durch einen Konverter möglich, der die deutschen Nummern in Iban umwandelt. Die Iban besteht aus 22 Stellen: einem zweistelligen Ländercode (DE für Deutschland), danach einer zweistelligen Prüfziffer, die der Sicherheit dient, der achtstelligen Bankleitzahl und der zehnstelligen Kontonummer, wobei kürzere Nummern hinten mit Nullen aufgefüllt werden.

Eine Frage der Gewöhnung

Unklar ist noch, wie es nach der Übergangsfrist weitergeht. Die Bundesregierung hat sich dafür ausgesprochen, dass deutsche Verbraucher ihre bekannten Nummern auch danach nutzen können sollen. Die Banken lehnen eine solche Dauerlösung ab, weil sie dann auf ewig mit einem Konverter arbeiten müssten. Man hofft darauf, dass sich die Kunden an die Iban irgendwann gewöhnen.

Das ist für den Verbraucher auch erlernbar", sagt Frank-Christian Pauli vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. Schließlich bestehe die Iban aus den bereits bekannten Nummern, neu sei nur der zweistellige Ländercode und die zweistellige Prüfziffer. Der Unmut vieler Bankkunden kam auch daher, dass sie neben der Iban noch einen zweiten Code mit elf Stellen lernen sollten, die sogenannte Bic, die neue europaweite Bankleitzahl. Doch diese müsse bei Inlandsüberweisungen nicht angegeben werden, sagt Pauli, weil die Bankleitzahl ja schon in der Iban enthalten sei.

Die EU wird am Dienstag auch einen festen Einführungstermin für das europaweite Lastschriftverfahren nennen, voraussichtlich der 1. Januar 2014, ebenfalls mit zweijähriger Übergangsfrist. In Deutschland gab es bisher Bedenken, dass dann alle Unternehmen ihre Kunden neu anschreiben müssen, die bei ihnen einen Dauerauftrag eingerichtet haben. Doch das ist offenbar vom Tisch, heißt es in der EU.

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