Eine Billion Dollar:Chinas Währungsreserven explodieren

Aufgrund des anhaltend starken Wirtschaftswachstums konnte Peking seine Devisenreserven weiter aufstocken - und überholt nun erstmals Japan.

Chinas massive Devisenreserven haben mit einer Billion US-Dollar eine neue Rekordmarke überschritten. Das starke Wachstum der weltweit größten Währungsreserven löste eine neue Debatte über ihre Zusammensetzung und mögliche Umschichtungen aus.

Eine Billion Dollar: China hält erstmals mehr Devisen-reserven als Japan.

China hält erstmals mehr Devisen-reserven als Japan.

(Foto: Foto: Reuters)

Nach Angaben der Zeitung Shanghai Daily vom Dienstag wachsen die chinesischen Devisenreserven um fast 30 Millionen US-Dollar pro Stunde.

Ursache des starken Anstiegs ist vor allem der chinesische Exportboom und der starke Zufluss ausländischer Investitionen. China verzeichnet große Außenhandelsüberschüsse mit den USA und Europa.

Die Beseitigung von Handelsbarrieren stand auch im Mittelpunkt des Besuches von EU-Handelskommissar Peter Mandelson, der in Peking mit seinem Amtskollegen Bo Xilai zusammentraf. China müsse ausländischen Waren und Investitionen mehr Zugang zu seinem Markt gewähren und nicht-tarifäre Handelshemmnisse abbauen, forderte Mandelson in einer Rede an der Qinghua-Universität.

Dollar-Preisverfall bei Umschichtung

Experten warnen jedoch vor einer schnellen Umschichtung der Reserven, die zu 70 Prozent in US-Dollar gehalten werden. Dies könne zu einem drastischen Kursrutsch des Dollar führen. China hat die Reserven vor allem in amerikanischen Regierungsanleihen angelegt.

Im Mai dieses Jahres hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) China zu mehr Wechselkursflexibilität aufgerufen. Die Volksrepublik hatte Mitte 2005 den Yuan leicht aufgewertet und die feste Bindung an den Dollar aufgehoben. Europa und die USA werfen Peking vor, seine Exporteure mit einem unterbewerteten Yuan zu begünstigen.

Der chinesische Professor Zhao Xijun von der Volksuniversität in Peking schlug nach Angaben chinesischer Medien vor, hochtechnologische Produkte oder Anlagen im Energiebereich zu importieren. Auch könne China das Geld in Anteile an ausländischen Firmen investieren und Kapital in sein unterentwickeltes Sozialsystem fließen lassen.

Im September hatten die Reserven 987,9 Milliarden US-Dollar erreicht. Für Oktober war ein Zuwachs um 18 Milliarden erwartet worden. Ein Experte des Staatsrates, Ba Shusong, erwartet, dass die Reserven in nur zwei Jahren auf 1,5 Billionen anwachsen werden.

Nach einer Schätzung des Internationalen Währungsfonds (IMF) könnten 2010 insgesamt zwei Billionen erreicht werden. In diesem Jahr wird ein Zufluss von ausländischen Investitionen in Höhe von 60 Milliarden US- Dollar erwartet.

Ende Februar hatte China Japan als bisherige Nummer Eins in Sachen Währungsreserven abgelöst. Japans Reserven beliefen sich Ende September auf 881,3 Milliarden US-Dollar.

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