Einbruchschutz:Ist da jemand?

Plastikstreifen in Haustür

Mit einem kleinen Plastikstreifen zwischen Tür und Rahmen testen Einbrecher, ob Häuser in der Urlaubszeit leer stehen. Bleibt der Streifen länger drin, hoffen sie auf freie Bahn.

(Foto: Polizei Mainz/dpa)

Um Einbrecher abzuschrecken, kann man einiges tun. Oft hilft es schon, die Anwesenheit der Bewohner vorzutäuschen. Was die Polizei Mietern und Eigentümern rät.

Von Jochen Bettzieche

Sie bewegen sich gegen den Strom. Während es viele im Sommer in die Ferne zieht, sucht eine andere Gruppe die Heimat der Urlauber auf. Denn in der Ferienzeit stehen Wohnungen und Häuser oft leer und bieten Einbrechern ideale Arbeitsbedingungen. Damit Reisende nicht in ein geplündertes Heim zurückkehren, sollten sie es schützen. Schon einfache Maßnahmen helfen, Kriminelle abzuschrecken.

Mindestanforderungen sind ein letzter Blick durch alle Räume und ein letzter Gang außen um das Haus herum. Dabei sollten die Besitzer bei allen Fenstern und Türen kontrollieren, ob diese wirklich verschlossen sind. Wer die Möglichkeit hat, bezieht Nachbarn oder Freunde in den Schutz seines Objekts ein. Die ziehen in der Frühe Rollläden hoch, lassen sie am Abend wieder herunter, stellen Mülltonnen auf die Straße, wenn die Müllabfuhr kommt, und räumen sie danach wieder weg. Kurz: Sie simulieren ein bewohntes Objekt.

Besonders wichtig ist der Briefkasten. Quillt der über, erkennen Einbrecher sofort, dass das Haus oder die Wohnung gerade nicht bewohnt wird. Zwar sammelt die Post auf Wunsch Briefe und Pakete bis zur Rückkehr der Urlauber, Werbezettel und Anzeigenblätter werden aber dennoch in den Briefkasten gesteckt.

Nicht vergessen sollten Urlauber ihren Anrufbeantworter. "Einbrecher testen durch Kontrollanrufe, ob jemand zu Hause ist", warnt das Bayerische Landeskriminalamt in München (LKA). Ansagen, dass man nicht zu Hause sei oder gar wann man wieder zurückkehre, sind daher tabu. Die Polizei empfiehlt, die Geräte abzuschalten oder zumindest neutral zu besprechen. Leben simulieren auch Zeitschaltuhren. Mit ihrer Hilfe gehen am Abend die Lichter an, idealerweise zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Räumen. Oder sie schalten Radio und Fernseher an und aus.

Sollten sich Einbrecher dennoch Zutritt zu Haus oder Wohnung verschaffen, sollten sie es nicht zu leicht haben. "Besonders wichtige Dokumente, wertvolle Sammlungen, Gold oder nur selten getragener Schmuck sind in einem Schließfach bei Bank oder Sparkasse am besten aufgehoben", empfiehlt das LKA. Darüber hinaus sollte man vor Antritt der Reise ein Verzeichnis aller Wertsachen anlegen, inklusive Quittungen, Kaufdatum, Beschreibungen, Materialangaben und unter Umständen Fotos. Dieses Verzeichnis sollte ausgelagert werden, beispielsweise zu Freunden. Das hilft im Ernstfall, den Schaden gegenüber Polizei und Versicherung zu dokumentieren.

Versicherungsgesellschaften schauen genau hin, ob grob fahrlässiges Verhalten vorliegt. Wer etwa ein Fenster gekippt lässt und dann in Urlaub fährt, riskiert seinen Versicherungsschutz. "Um sämtliche Kürzungen im Versicherungsfall zu vermeiden, raten wir jedem Verbraucher Versicherungsbedingungen zu vereinbaren, in denen der Verzicht auf den Einwand der groben Fahrlässigkeit vereinbart ist", sagt Bianca Boss, Sprecherin beim Bund der Versicherten in Henstedt-Ulzburg.

Ansagen auf dem Anrufbeantworter und volle Briefkästen sind riskant

Bei den meisten Maßnahmen gegen Einbrecher sind Mieter und Eigentümer gleichgestellt. So darf der Vermieter nicht verbieten, Wohnungs- und Briefkastenschlüssel für die Dauer des Urlaubs Freunden zu übergeben. Aber: "Mieter dürfen nicht ohne Zustimmung des Vermieters in die Bausubstanz eingreifen", sagt Dietmar Wall, Jurist beim Deutschen Mieterbund. Nur kleine Änderungen sind erlaubt, die der Mieter wieder ausbauen kann, wenn er auszieht. Das gilt beispielsweise für die Installation der Technik für ein Smart Home. Sie steuert unter anderem Licht, Fernseher und Radio und ist detaillierter programmierbar. Das heißt, unter der Woche geht das Licht früher aus, am Wochenende fahren dafür die Rollläden später hoch. Die hohe Flexibilität simuliert daher mehr Leben. Das ist ganz im Sinne der Polizei.

Mit einer Ausnahme. Alarmanlagen melden den Urlaubern über eine App aufs Mobiltelefon, wenn sich eine fremde Person Zutritt zum Objekt verschafft hat. Der Empfänger bekommt aber nicht sofort Bescheid, wenn er sich in einem Funkloch befindet oder gerade im Meer badet. "Mit einer Verzögerung macht so eine App keinen Sinn", erklärt Kriminalhauptkommissar Wolfgang Trespe, Mitarbeiter bei der technischen Prävention beim LKA. Er empfiehlt, den Alarm statt auf das Mobiltelefon an ein Wach- und Sicherheitsunternehmen weiterzuleiten. Das könne rasch an Ort und Stelle sein oder die Polizei rufen. Zumal Urlauber oft falsch reagierten und die gewohnte Notfallnummer aktivierten. Trespe: "Die 110 aus Mallorca geht aber woanders hin." Genauer gesagt führt sie ins nichts. Die Nummer ist nach Angaben des spanischen Fremdenverkehrsamts nicht vergeben

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