Ecodesign-Richtlinie:Öko-Stempel aus Brüssel

Ob Heißwasserboiler, Duschkopf oder Dämmstoff: Die EU will mit einem einheitlichen Label den Verkauf energiesparender Produkte fördern.

Cerstin Gammelin

Die Europäische Union will Verbrauchern beim Sparen helfen und den Verkauf von energieeffizienten Erzeugnissen fördern. Das sieht ein Aktionsplan vor, dessen Entwurf die Kommissare Günter Verheugen (Industrie), Stavros Dimas (Umwelt) und Andris Piebalgs (Energie) am heutigen Mittwoch in Brüssel vorstellen. "Wir wollen den Konsumenten das Leben leichter machen und sie finanziell entlasten", sagte Verheugen der Süddeutschen Zeitung.

Die neuen Umweltstandards sollen vor allem für Produkte eingeführt werden, "die selbst keine Energie verbrauchen, aber einen substantiellen Beitrag zum Energiesparen leisten", erklärte Verheugen. Dazu zählen etwa Heißwasserboiler und Duschköpfe, aber auch Isolier- und Dämmstoffe für Häuser oder Doppelglasfenster.

45 Milliarden Euro sparen

Nach Berechnungen der EU-Kommission könnten Verbraucher bis 2020 insgesamt 45 Milliarden Euro sparen, wenn sie künftig den ökologischen Produktvorgaben folgen. Zugleich soll der Aktionsplan den Europäern helfen, ihre Klimaziele zu erfüllen. So will Brüssel den Energieverbrauch in der Europäischen Union bis 2020 um 20 Prozent jährlich senken. Die energiesparenden Produkte könnten dazu einen Beitrag von vier Prozent leisten, geht aus den Unterlagen hervor.

Ecodesign-Richtlinie

Für Elektrogeräte wie Waschmaschinen, Kühlschränke oder Computer gelten bereits seit 2005 europaweit Vorgaben zur Energieeffizienz. Sie sind in der "Ecodesign"-Richtlinie vorgeschrieben. Derzeit erarbeiten Industrie, Kommission und Umweltverbände detaillierte Vorgaben für diese Produkte.

Öko-Stempel aus Brüssel

Die Richtlinie soll schrittweise auf weitere Produkte erweitert werden. So ist geplant, von kommendem Jahr an Effizienzkriterien für Leuchtkörper vorzuschreiben, die dazu führen könnten, dass herkömmliche Glühbirnen durch Energiesparlampen ersetzt werden. Auch der heute präsentierte Aktionsplan für energiesparende Produkte gehört zur Ecodesign-Richtlinie.

Vorwurf der Lifestyle-Regulierung

Noch zu Beginn des Jahres hatte die EU-Kommission deutlich größere Pläne verfolgt. Umweltkommissar Dimas zufolge sollten auch Gebrauchsprodukte wie Schuhe, Schränke oder Kleidung künftig besonders energieeffizient hergestellt werden. Dimas wollte damit die Umstellung der Industrie auf eine verbrauchsarme Produktion fördern.

Praktisch hätte Brüssel damit allerdings bestimmte Produkte aus den Regalen verbannt. Um den öffentlichen Vorwurf der Lifestyle-Regulierung zu entkräften, verzichtete die Kommission auf diese Vorschrift. Die Beamten konzentrierten sich auf Produkte, die einen sehr großen Beitrag zum Klimaschutz und zur effizienten Energieverwendung leisten könnten, heißt es in der Kommission.

Einheitliches Öko-Label

Der Umstieg auf energieeffiziente Produkte soll den Verbrauchern leichtgemacht werden. Die EU will dazu ein einheitliches Öko-Label einführen. Es soll Produkte kennzeichnen, die die europäischen Mindeststandards an Energieeffizienz erfüllen. Die besten zehn Prozent jeder Produktkategorie sollen am "Exzellenzkennzeichen" erkennbar sein. Der Aktionsplan sieht zudem vor, dass öffentliche Haushalte in den EU-Mitgliedsstaaten bevorzugt energieeffiziente Produkte einkaufen sollen.

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