Düsseldorfer WestLB-Prozess:Das "Golden Girl" im Gerichtssaal

Sie galt als die "Antwort der City auf Claudia Schiffer" - der Auftritt der ehemaligen Starbankerin Robin Saunders im Prozess gegen den Ex-Chef der WestLB Jürgen Sengera garantiert großen Rummel.

Stefan Weber

Jürgen Sengera war Mitte Oktober 2001 gerade eineinhalb Monate als WestLB-Chef im Amt, als er beim Führungskräftetreffen der Bank den besonderen Blick der Journalisten auf eine Dame lenkte: Robin Saunders, die für die Landesbank von London aus zu diesem Zeitpunkt bereits viele lukrative Geschäfte eingefädelt hatte.

Düsseldorfer WestLB-Prozess: Einst gefeierte Investmentbankerin in London, jetzt Zeugin im WestLB-Prozess: Robin Saunders gilt als Schlüsselfigur in der sogenannten Boxclever-Affäre.

Einst gefeierte Investmentbankerin in London, jetzt Zeugin im WestLB-Prozess: Robin Saunders gilt als Schlüsselfigur in der sogenannten Boxclever-Affäre.

(Foto: Foto: dpa)

Stolz auf das "Golden Girl"

Noch als zuständiger Vorstand für Spezialfinanzierungen hatte Sengera die Investmentbankerin Mitte der neunziger Jahre mit einem 30-köpfigen Team von der Deutschen Bank abgeworben und war mächtig stolz, dass die in Finanzkreisen als "Golden Girl" geltende Managerin seither Gewinn und Ansehen der WestLB im internationalen Geschäft mehrte.

Inzwischen ist viel passiert. Die einst fünftgrößte Bank Deutschlands konnte nur durch eine Finanzspritze der Sparkassen vor der Pleite gerettet werden. Und Ex-Chef Jürgen Sengera muss sich seit ein paar Wochen vor dem Düsseldorfer Landgericht wegen des Verdachts der Untreue in einem besonders schweren Fall verantworten.

Dabei geht es vor allem um die Vergabe eines Milliardenkredits der WestLB an den britischen Fernsehverleiher Boxclever, den die Bank später zum größten Teil abschreiben musste. Saunders hatte dieses Geschäft angebahnt, und Sengera soll ihr gleichsam blind vertraut haben. Mehr noch: Er soll dem Vorstand Informationen über Risiken verheimlicht sowie Warnungen von Mitarbeitern ignoriert haben.

Studierte Tänzerin

An diesem Donnerstag gibt es ein Wiedersehen zwischen Sengera und Saunders. Die 45-Jährige wird im Prozess gegen ihren ehemaligen Mentor vor dem Düsseldorfer Landgericht aussagen.

Ihr Auftritt garantiert einen großen Rummel. Zum einen gilt die einstige Starbankerin, die kurz nach Sengera ihren Posten bei der WestLB im Sommer 2003 räumen musste, als Schlüsselfigur in dem Verfahren. Zum anderen aber umweht die aus dem US-Staat North Carolina stammende Mutter von Zwillingen immer noch eine gehörige Portion Glamour. Jahrelang hatte die britische Presse sie umjubelt. Mal war sie die "Antwort der City auf Claudia Schiffer", dann die "Heldin des Finanzdistrikts".

Für 400.000 Pfund nach Florenz

Gern gewährte die studierte Tänzerin Medienvertretern auch Einblick in ihr Privatleben - mit der Folge, dass Londoner Boulevardblätter große Fotogeschichten über die Feierlichkeiten zu ihrem 40. Geburtstag druckten. Zu diesem Ereignis, das sie zeitgleich mit ihrem zehnten Hochzeitstag und der Taufe ihrer Kinder beging, hatte Saunders Freunde und Bekannte für drei Tage nach Florenz eingeladen. Geschätzte Kosten dieses Trips: 400.000 Pfund.

Solche Extravaganzen konnte sich Saunders leisten. Ihr letztes Gehalt bei der WestLB soll einschließlich Erfolgsbeteiligungen elf Millionen Pfund betragen haben. Mit diesem Salär honorierte ihr Arbeitgeber herausragende Leistungen. Saunders war spezialisiert auf die Kreditvergabe an Firmen, die wirtschaftliche Probleme hatten - mit dem Ziel, die Anteile später mit hohem Gewinn wieder zu verkaufen. So bewahrte sie 1999 den Formel-1-Unternehmer Bernie Ecclestone mit einer Kapitalspritze von 1,4 Milliarden Dollar vor der Pleite.

Die Londoner Dependance der Landesbank verließ Saunders ohne Abfindung, wie das Kreditinstitut damals betonte. Im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen Sengera hatten die Ermittler auch gegen die Amerikanerin ein Verfahren wegen Beihilfe zur Untreue eingeleitet. Das war jedoch gegen Zahlung von einer Million Euro eingestellt worden. Seit ihrem Abschied von der WestLB ist es still geworden um die ehrgeizige Bankerin. Seit knapp vier Jahren betreibt sie in London ein eigenes Private-Equity-Unternehmen mit Namen Clearbrook Capital Partners - mit welchem Erfolg ist nicht bekannt.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: