Dubai:Arbeiten im Schlaraffenland

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Bis zu 25 Prozent mehr Bonus als in London oder New York und ein steuerfreies Gehalt locken immer mehr Banker an den Golf. Doch ist dies alles nur eine Fata Morgana?

In den Emiraten am Persischen Golf sprudelt nicht nur das weltweit begehrte Erdöl; es ist auch, so scheint es, der einzige Platz dieser Erde, wo die Finanzwelt noch in Ordnung ist. Hier steigen die Provisionserlöse bei Investmentbanken - und das völlig unbeeindruckt von Kreditklemme, Subprime-Krise und Rezessionsgespenstern.

Wohnraum für Reiche: Die Palmeninsel vor der Küste Dubais. (Foto: Foto: AFP)

Wachsende Erlöse

In der ersten Jahreshälfte legten die Erlöse der Investmentbanken, so hat es die New Yorker Analysegesellschaft Freeman & Co errechnet, um fünf Prozent auf 417 Millionen Euro zu. Damit erreichen die Scheichtümer am weltweiten Kuchen zwar nur einen Anteil von weniger als zwei Prozent, aber der Wert hat sich innerhalb eines Jahres glatt verdoppelt.

Auch das Geschäft an der Börse ist unverändert in Schwung geblieben. Deutsche Bank, Citigroup, UBS und Morgan Stanley haben die Zahl ihrer Angestellten am Persischen Golf in diesem Jahr auf mehr als 400 verdoppelt. Zugleich wurden in London und New York etwa 10.000 Stellen gestrichen.

Hohe Gehälter und außergewöhnliche Wohnanlagen

Immer mehr namhafte Banker aus der City, dem Londoner Finanzdistrikt, wie Christopher Laing von der Deutschen Bank oder Makram Azar von Lehman Brothers zieht es mittlerweile an den Golf. Sie zählen mit ihren Gehältern als potentielle Käufer für die überall entstehenden teuren Prestige-Objekte, darunter Häuser auf der sogenannten Palmeninsel vor der Küste Dubais.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, warum das Schlaraffenland vielleicht doch nur eine Fata Morgana sein könnte.

Der Boom in der Finanzbranche am Golf hat erst begonnen. Bis 2015 könnten in der Region fünf Billionen Dollar allein in staatlichen Investmentfonds angehäuft werden.

Zu den größeren Transaktionen zählte der Börsengang des Hafenbetreibers DP World und milliardenschwere Anteilskäufe der Staatsfonds an internationalen Investmentbanken wie Citigroup und Merrill Lynch.

Alles nur eine Fata Morgana?

"Der Persische Golf wird derzeit mit Billionen von Petrodollars geradezu geflutet", sagt Weltbank-Berater Marcus Noland vom Washingtoner Wirtschaftsforschungsinstitut Peterson.

Wer in das neureiche Wüstenemirat umzieht, kann sich auf ein komplett steuerfreies Gehalt und auf bis zu 25 Prozent höhere Bonuszahlungen als in London oder New York freuen, sagt der Personalberater Jon Duckfield von der Options-Group-Niederlassung in Dubai.

Kritiker hingegen halten den derzeitigen Boom für eine Fata Morgana. Der Sättigungsgrad mit Finanzdienstleistern sei bereits heute zu hoch, sagt Scott Moeller, Wirtschaftsprofessor und ehemaliger Banker aus London. "Immer wenn es eine Krise gibt, fliehen die Investoren in die Rohstoffe", sagt Scott. Den Banken falle es leicht, Personal umzubesetzen, aber es handele sich um eine Reaktion auf kurzfristige Entwicklungen und nicht um eine fundamentale Wende.

Weltbank-Berater Noland verweist zudem auf die kritische politische Lage: "Sollte Iran streitlustiger oder zumindest expansionistischer werden, dann könnte das Vertrauen in die kleinen Golfemirate abflauen", sagt er.

© SZ vom 27.8.2008/Bloomberg/kim/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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