Diebesserie in Frankreich:Mit der Gabel an die Millionen

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Ein Bande raffinierter Diebe überrascht die französische Polizei: Nur mit einer Gabel bewaffnet knacken sie seit Anfang des Sommers die Geldautomaten des Landes. Möglich macht das eine Sicherheitslücke im System.

Sabrina Keßler

Dass Besteck nicht nur zum Essen, sondern auch zum Reichwerden gut sein kann, hat schon der Löffelverbieger Uri Geller bewiesen. Eine französische Bande hat jetzt - ganz ohne Magie - Gabeln zweckentfremdet und damit mehr als eine Million Euro abgeräumt.

Die Diebe hatten es vor allem auf die Bankautomaten der französischen Sparkasse abgesehen. (Foto: AFP)

Seit mehreren Monaten hat die Gruppe es auf Geldbestände der französischen Sparkasse abgesehen: Mit einer einfachen Gabel blockieren die Kriminellen die Ausgabefächer von Bankautomaten und nutzen so eine Sicherheitslücke der Geräte. Auf diese Weise erbeuteten die Diebe bisher einen siebenstelligen Betrag, berichtet die französische Boulevardzeitung Le Parisien.

Die Methode klingt einfach: "Nachdem die Täter eine erste Abhebung mit einer Prepaid-Kreditkarte getätigt hatten, blockierten sie das Geldausgabefach des Automaten mit einer Gabel, deren Zinken nach hinten gebogen waren", sagte die Polizei dem französischen Blatt. So konnte sich das Fach nicht richtig schließen.

"Im Anschluss daran führten sie eine zweite, weitaus größere Abhebung durch, die sie allerdings abbrachen, bevor das Geld von der Karte abgebucht wurde. Die Buchung war jetzt storniert, der Geldautomat hatte das Geld aber bereits im Ausgabefach bereitgestellt." Da der Schlitz durch die verbogene Gabel der ersten Transaktionen noch geöffnet gewesen sei, hätten die Diebe so einfach ihre Beute entnehmen und verschwinden können. Die Betrüger verfolgten ihre Masche solange, bis sie knapp eine Million Euro erbeutet hatten.

Doch die Taten blieben nicht lange unentdeckt: Die Bande flog auf, weil Überwachungskameras ihre Diebeszüge filmten und die Banken zunehmend fehlerhafte Abbuchungen entdeckten. Mitte August nahmen Ermittler schließlich vier mutmaßliche Betrüger fest. Etwa zehn weitere Bandenmitglieder sind auf der Flucht.

Zehn Bandenmitglieder sind weiterhin auf der Flucht

Die mit dem Fall vertrauten Ermittler sind verblüfft von der Einfachheit und der Raffinesse der Methode. "Es braucht eine gewisse Fingerfertigkeit, um diese unglaubliche Manipulation zu realisieren", erklärt ein Polizeisprecher weiter. Es sei daher immer noch ein Rätsel, wie die Diebe diese Sicherheitslücke entdecken konnten. Fest steht nur, dass etwa 14 Kriminelle vor allem in den französischen Départements Yvelines, Val-d'Oise, Essonne, Seine-et-Marne, Maine-et-Loire und Indre-et-Loire zuschlugen.

Die "Caisse d'Épargne", die französische Sparkasse, hatte Anfang des Monats Anzeige erstattet. Angesichts des Ausmaßes des Phänomens wurden die Ermittler der Zentralstelle mit dem Fall beauftragt. Die landesweiten Diebstähle sollen so möglichst schnell identifiziert werden. "Wir haben festgestellt, dass die Bande bereits in Belgien gewütet hat. Ihre Mitglieder sind aber sehr mobil und daher schwer zu fassen", sagte ein Polizeisprecher.

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