Süddeutsche Zeitung

Die Welt im Strudel der Finanzkrise:Wie sicher ist mein Geld?

Trifft die Finanzkrise Deutschland? Was wird aus meiner Lebensversicherung? Soll ich Aktienfonds jetzt verkaufen? Ist Tagesgeld ein sicherer Hafen? Die 25 wichtigsten Fragen und Antworten für Anleger und Arbeitnehmer

25 FRAGEN UND ANTWORTEN ZUR FINANZKRISE Von Caspar Dohmen, Björn Finke, Catherine Hoffmann und Marco Völklein

1. Werden weltweit noch mehr Banken pleite gehen?

Die Pleite von Lehman erschüttert die Finanzmärkte. Ein Ende des Börsensturms ist nicht in Sicht. Die Krise schwächt jetzt auch solide Institute, die die Rettungsmaßnahmen finanzieren und Wertberichtigungen vornehmen müssen. Anleger werden noch weitere Pleiten von Banken sehen, vor allem in Amerika.

2. Sind die Aktien von Lehman und anderen Banken jetzt wertlos?

Das Geld der Lehman-Aktionäre ist weg, seit die viertgrößte US-Investmentbank Insolvenz angemeldet hat. Jetzt werden die Geschäfte so abgewickelt, dass die Gläubiger von Lehman vielleicht noch ein paar Dollar sehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Aktionäre, also die Eigentümer der Bank, Geld bekommen, geht gegen null. Das gilt auch für die Aktionäre von Fannie Mae und Freddie Mac. Die beiden amerikanischen Hypothekenbanken gehören jetzt dem Staat, der für alle Schulden der beiden einsteht.

3. Was wird aus einem Konto bei einem amerikanischen Broker?

Wer bei einem US-Broker zu 100 Prozent in Aktien investiert ist, dessen Geld ist nicht gefährdet. Die Aktien bleiben in jedem Fall Eigentum des Depotinhabers, egal wie es dem Broker geht. Brenzliger ist es für Anleger, die Geld auf einem Konto haben. Ihre Einlagen sind in der Regel bis zu 100.000 Dollar abgesichert.

4. Sind auch deutsche Banken vom Konkurs bedroht?

Genau weiß das keiner. Immerhin stand mit der IKB im vergangenen Jahr bereits eine deutsche Bank vor der Fast-Pleite und wurde nur durch eine Hilfsaktion des Staates gerettet. Auf der Liste der 30 größten Gläubiger beim Pleite-Institut Lehman findet sich jedenfalls keine deutsche Bank. Allerdings ist die Münchener Rück mit 350 Millionen Euro bei Lehman engagiert. Ein Kursverfall könnte zudem die Banken zu weiteren Abschreibungen zwingen - und die Bilanzen belasten.

5. Was passiert, wenn eine deutsche Privatbank pleitegehen sollte?

Dann greift der Einlagensicherungsfonds des Bankenverbandes. Ihm gehören die großen Häuser (Deutsche, Dresdner, Commerz-, Hypo-Vereinsbank und Postbank) sowie viele kleinere Institute an. In den Fonds zahlt jede Bank jedes Jahr einen bestimmten Betrag ein, der sich an den Kundeneinlagen orientiert. Der Topf sichert das Geld bis zu einer Höhe von 30 Prozent des haftenden Eigenkapitals der jeweiligen Bank ab. Bei der Dresdner Bank zum Beispiel sind konkret Spareinlagen bis zu 2,8 Milliarden Euro geschützt - und zwar pro Kunde!

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6. Wie sieht es bei den Sparkassen aus?

Die Sparkassen haben zwölf regionale Stützungstöpfe mit Barmitteln aufgebaut. Gerät eine Sparkasse ins Trudeln, springt der jeweilige Topf dem angeschlagenen Institut bei. Reicht das Geld im Topf nicht, müssen die Sparkassen Mittel nachschießen. Genügt das nicht, greifen andere Regionaltöpfe oder ein bundesweiter Stützungsfonds ein. Die Kundeneinlagen seien so in voller Höhe geschützt, sagt der Sparkassenverband. In der Vergangenheit kam es auch vor, dass angeschlagene Sparkassen von anderen geschluckt wurden.

7. Und bei den Genossenschaftsbanken?

Die bundesweit 1200 Volks-, Sparda- Raiffeisen- und PSD-Banken bilden die dritte Säule des deutschen Bankensystems - und haben auch ein Sicherungssystem, an das sie Beiträge abführen. Die Kundengelder sind so in voller Höhe abgesichert, sagt der zuständige Verband. Grundsätzlich gilt bei den Sicherungen aller drei Säulen: Geschützt sind nur Einlagen - also das Geld auf Girokonto und Sparbuch, Tagesgeld sowie Beträge, die in einem Banksparplan stecken. Ein Zertifikat oder eine Anleihe der eigenen Bank ist nicht geschützt; lediglich bei den Volks- und Raiffeisenbanken sind auch Zertifikate gegen eine Bankpleite gesichert.

8. Wann geht dem Einlagensicherungsfonds das Geld aus?

Eine Frage, vor der die gesamte Branche zittert - und deshalb auch keine Auskunft gibt. Unbestritten ist, dass die Sicherungssysteme ausreichen, um Pleiten von kleineren und mittleren Banken aufzufangen. Was aber passiert bei einer Pleitewelle? Bundesfinanzminister Peer Steinbrück soll einmal erklärt haben, die gesamten Sicherungseinlagen aller Institute beliefen sich auf nur 4,6 Milliarden Euro. Dagegen gibt allein der Sparkassenverband an, 4,2 Milliarden Euro als erste Notfallreserve zu haben. Branchenkenner raunen, die IKB wurde 2007 nur deshalb gerettet, weil die Einlagensicherung an ihre Grenzen gestoßen wäre.

9. Wird der Staat den Sparern zur Not helfen?

Sollte eine Bank in Deutschland insolvent werden und dem Einlagensicherungsfonds das Geld ausgehen, ist es trotzdem nicht ausgemacht, dass die Sparer ihre Guthaben verlieren. Die Bundesregierung könnte einspringen und den Betroffenen ihren Schaden zumindest teilweise ersetzen - auch zusammen mit anderen Banken. Denn Vertrauen ist grundlegend für das Finanzsystem. Fürchten Sparer, dass deutsche Banken unsolide sind, werden sie schnell all ihr Geld abheben. Das würde selbst grundsolide Institute in die Knie zwingen und die ganze Wirtschaft in die Tiefe reißen. Die Bundesregierung und die Finanzbranche würden daher vermutlich alles tun, um dies zu verhindern.

10. Sind auch deutsche Versicherer in der Klemme?

Anders als die Kollegen von AIG haben deutsche Gesellschaften nur in geringem Umfang strukturierte Finanzpapiere gekauft, die Ursache sind für das Beben an den Finanzmärkten. Laut Branchenkreisen halten sie nur ein bis zwei Prozent ihrer Anlagegelder in den Risikopapieren; erlaubt wären 7,5 Prozent. Die Finanzaufsicht spricht von einem beschränkten Ansteckungsrisiko. Grundsätzlich sind Versicherer weniger krisenanfällig als Banken, da sie über regelmäßige Einnahmen aus Policen verfügen.

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11. Bricht nun die Weltkonjunktur ein?

Das Verschwinden zweier Investmentbanken in den Vereinigten Staaten lässt nicht die Weltwirtschaft erbeben. Nur weil zwei amerikanische Investmentbanken Probleme haben, werden die kleinen und großen Unternehmen weltweit nicht auf einmal ihre Investitionen stoppen. Die Geschehnisse sind jedoch ein Hinweis darauf, dass die Finanzkrise noch längst nicht ausgestanden ist. Spitzt sie sich zu und brechen weitere Banken zusammen, kann es zu einer gefährlichen Kreditklemme kommen. In diesem Fall kämen die Firmen und Verbraucher nicht mehr an Geld heran, weil die Banken ihr Geld zusammenhalten müssen. Das würde die Konjunktur abwürgen.

12. Kann sich Deutschland abkoppeln?

Deutschlands Wirtschaft ist abhängig von Exporten. Das wird sich auch nicht so schnell ändern, denn die Nachfrage der heimischen Verbraucher bleibt fürs Erste schwach. Deswegen spürt Deutschlands Wirtschaft sofort, wenn sich die Weltkonjunktur abkühlt. Dass mit Spanien, Frankreich und Großbritannien wichtige Handelspartner in Westeuropa in Rezessionen stecken oder zumindest kurz davor sind, macht sich seit Monaten im Auftragseingang und bei den Ausfuhren bemerkbar. Sollte den Vereinigten Staaten nun eine lang andauernde Krise bevorstehen, wird das deutsche Firmen deutlich bremsen. Doch viele Experten gehen davon aus, dass sich die Lage in Amerika im kommenden Jahr wieder bessert - trotz des derzeitigen Desasters.

13. Wie sicher ist mein Job?

In der Finanzbranche wird die Krise Spuren hinterlassen. Zu den bereits angekündigten Stellenstreichungen in der Branche werden sicher weitere hinzukommen. In anderen Sparten gefährden die Turbulenzen an den Finanzmärkten nicht automatisch Jobs. Nur wenn die Weltwirtschaft in eine tiefe Krise geraten würde, müsste die exportabhängige deutsche Industrie Stellen kürzen. Doch viele Fachleute glauben, dass es 2009 sowohl in den USA wie in Deutschland wieder langsam bergauf geht.

14. Was werden die Notenbanken tun?

Die Währungshüter weltweit haben den Banken wieder mehr Geld zur Verfügung gestellt, damit diese ausreichend Kapital haben. An dieser Politik werden sie vermutlich festhalten. Möglicherweise senken die Notenbanken auch die Leitzinsen, um damit die Konjunktur zu stützen. Ein hübscher Nebeneffekt des Lehman-Desasters ist, dass der Ölpreis rasant fällt. Das wird die Inflation verringern und es den Notenbanken einfacher machen, die Zinsen zu senken.

15. Was wird aus meiner Lebensversicherung?

Gerät ein deutscher Lebensversicherer in eine Schieflage, kann die Finanzaufsicht Bafin einen Zwangsverwalter bestellen. Dies machte sie 2001 bei der Familienfürsorge, die ein Jahr später vom Konkurrenten Huk-Coburg übernommen wurde. Kunden kamen dabei nicht zu Schaden. Seit der Börsenkrise der Jahre 2000/2001 gibt es zudem mit Protektor eine Auffanglösung für Kunden gestrauchelter Versicherungen. Damals litten viele Gesellschaften unter den fallenden Aktienkursen. Protektor fing die Kunden der insolventen Mannheimer Lebensversicherung auf. Allerdings wäre Protektor überfordert, wenn eine ganze Reihe von Versicherungen kippen sollte.

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16. Kommt jetzt der große Crash am Aktienmarkt?

An den Aktienmärkten sieht es düster aus. Es sind weitere Kursverluste zu erwarten. Der Dax ist am Dienstag deutlich unter die Marke von 6000 Punkten gefallen. "Anleger müssen jetzt mit einem Einbruch bis auf 5400 Punkte im Dax rechnen", sagt Winfried Walter, vom Kölner Vermögensverwalter Albrecht&Cie. Die Wahrscheinlichkeit, dass es so schlimm kommt, liege bei "einem Viertel bis einem Drittel". Ein Grund zur Panik ist das aber nicht. Zwar sind die volkswirtschaftlichen Folgen der Krise nicht zu unterschätzen, aber die meisten Unternehmen - Banken ausgenommen - stehen heute viel solider da als im Jahr 2000. Statt Luftbuchungen machen sie noch immer Gewinne. Während die Finanztitel abermals unter Druck geraten, werden andere Branchen besser abschneiden. Walter: "Solide Unternehmen wie BASF werden 2008 und 2009 vielleicht weniger verdienen als erwartet - aber die Gewinne werden nicht in dem Maße einbrechen wie die Kurse." Von Horrorszenarien hält er nichts.

17. Soll ich jetzt Aktienfonds verkaufen?

Niemand muss seinen Fonds verkaufen, weil er den Zusammenbruch seiner Bank oder Fondsgesellschaft fürchtet. Fonds stellen ein Sondervermögen dar, das im Insolvenzfall vor fremdem Zugriff geschützt wird. Auch Aktiendepots nehmen von der Insolvenz der Depotbank keinen Schaden. Bleibt noch die Frage, ob Investoren ihre Aktienfonds abstoßen sollten, weil weitere Kursstürze drohen. "Anleger sollten nicht die Nerven verlieren", sagt Vermögensverwalter Walter. Wer einen guten Europa- oder Weltfonds hat, dem empfiehlt er: "Augen zu und durch." Schließlich gibt es auch künftig etwas zu gewinnen, weil die Nachfrage nicht völlig wegbricht: "Wir gehen weiter mit den Kindern zu McDonald's, schmieren uns Nivea ins Gesicht und tanken das Auto voll." Ob wir uns aber noch einen neuen VW leisten, das sei fraglich.

18. Ist Tagesgeld weiter ein sicherer Hafen?

Im Grunde ja. Tagesgeld ist über die Einlagensicherung geschützt. Aber Vorsicht: Ausländische Banken, die deutsche Sparer mit besonders hohen Zinsen locken, gehören oft nicht den deutschen Sicherungssystemen an. Sie bieten lediglich eine Grundsicherung von 20.000 Euro pro Sparer. Man sollte dort nicht mehr als diesen Betrag anlegen, rät Arno Gottschalk von der Verbraucherzentrale Bremen.

19. Bieten Geldmarktfonds Schutz vor den Turbulenzen?

Geldmarktfonds schonen die Nerven, glaubten Anleger noch bis vor kurzem und parkten hier gerne ihr Erspartes. Das Risiko dieser Anlage wurde bisher als gleich null bezeichnet, mit der Aussicht auf einen durchschnittlichen Ertrag bis zu vier Prozent jährlich. Das war ein Irrtum. Auch Geldmarktfonds sind in den Strudel der Kreditkrise geraten und haben teilweise sehr viel Wert verloren, einige mussten sogar geschlossen werden. Es geht dabei wohl nur um einzelne Fondsmanager, die versucht haben, die Rendite durch riskante Investments zu steigern. Anlegern muss damit aber klar sein: Es genügt nicht, dem Wort Geldmarktfonds zu vertrauen, Sparer müssen hinterfragen, in welche Papiere der Fonds genau investiert. Weil es aber schwer ist, die Risiken zu erkennen, dürfte ein Tagesgeldkonto besser sein.

20. Bietet der Rentenmarkt Zuflucht?

Sicherheitsorientierte Anleger setzen trotz der gegenwärtig niedrigen Realverzinsung zunehmend auf Staatsanleihen aus Europa und den Vereinigten Staaten. Der Grund: Angesichts der schwächelnden Weltwirtschaft erwarten sie ein sinkendes Zinsniveau - und damit steigende Anleihenkurse. "Staatsanleihen gehören in Krisenzeiten ganz klar zu den Gewinnern, weil man davon ausgeht, dass der Staat nicht pleitegeht", sagt Thomas Gitzel, Volkswirt bei der LBBW. Die Renditen sind quer durch alle Laufzeiten auf Talfahrt. Für zehnjährige Bundesanleihen gibt es derzeit lediglich 4,0 Prozent, zweijährige rentieren mit 3,7 Prozent. Die niedrigen Zinsen sind eben der Preis der Sicherheit. Ganz anders verhält es sich mit Unternehmensanleihen: Die Angst vor Konjunkturabschwung, Kreditklemme, weiteren Banken- und Firmenpleiten verunsichert die Anleger - sie fordern deutlich höhere Renditen, um das Risiko Unternehmensanleihe einzugehen. Vorsichtige Anleger lassen besser die Finger von solchen Papieren.

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21. Soll ich mich jetzt von Zertifikaten trennen?

Zertifikate sind Inhaberschuldverschreibungen der Banken. Im Gegensatz zu Sparbriefen, Tages- oder Festgeld unterliegen sie keiner Einlagensicherung. Das Geld ist also im Falle einer Insolvenz nicht geschützt. Falls die Bank kein ausreichendes Vermögen mehr hat, um ihre Schulden zu begleichen, verlieren die Anleger ihr eingesetztes Kapital. Wer Zertifikate kauft, sieht sich deshalb genau die Bonität der Bank an, die solche Papiere herausgibt, und streut sein Geld am besten über mehrere Emittenten. Den Besitzern der mehr als 200 am deutschen Markt gehandelten Lehman-Zertifikate droht der Totalverlust ihres eingesetzten Geldes, nachdem die in den Vereinigten Staaten beheimatete Investmentbank am vergangenen Montag Insolvenzantrag stellte. Wer die betroffenen Papiere am Montag schnell noch verkaufen wollte, wurde enttäuscht: Es gab keinen Handel.

22. Ist Gold jetzt das einzig Wahre?

Dem Gold erging es in den Sommermonaten nicht besser als anderen Rohstoffen: Sein Preis ist heftig gefallen - von 1000 auf 750 Dollar je Feinunze. Gold-Freunde sahen das als günstige Gelegenheit, noch ein paar Münzen oder Barren zu kaufen - in der Hoffnung, dass der Goldpreis bald wieder steigt. Und tatsächlich hat das Edelmetall seinem guten Ruf als Kriseninvestment alle Ehre gemacht: Seit klar war, dass Lehman Brothers vor dem Aus steht, legte der Goldpreis um 25 Dollar zu. Er könnte weiter steigen. "Wir sind optimistisch für Gold, weil Gold als sicherer Hafen gilt und die physische Nachfrage traditionell in der zweiten Jahreshälfte steigt", sagt Barbara Lambrecht, Rohstoffexpertin der Commerzbank. Sie erwartet, dass der Goldpreis bis zum Jahresende auf 900 Dollar steigt.

23. Was wird aus der Rohstoffhausse?

Die Finanzkrise hat ernste Sorgen um die Weltkonjunktur ausgelöst und den Ölpreis in Richtung 90 Dollar gedrückt. Binnen zehn Wochen ist der Ölpreis um rund 40 Prozent gesunken. Auch viele andere Rohstoffe sind heute viel billiger als vor wenigen Monaten. Denn längst ist klar, dass nicht nur in den Vereinigten Staaten das Wirtschaftswachstum nachlässt, auch viele europäische Länder stehen am Rande der Rezession und die Schwellenländer müssen sich auf geringeres Wachstum einstellen - und die Preise von Öl, Metallen und vielen Agrarrohstoffen stürzen ab. Viele Anleger erinnert das an das Platzen der Blase am Neuen Markt zu Beginn des Jahrzehnts. Doch den totalen Ausverkauf müssen sie nicht fürchten. Rohstoffe sind im Gegensatz zu den Traumgebilden aus der Zeit der Internet-Blase ein reales Gut, und es gibt derzeit tatsächlich kein Überangebot. Deshalb spricht vieles dafür, dass sich die Preise nach der kräftigen Korrektur in einigen Monaten wieder stabilisieren.

24. Werden auch in Deutschland die Immobilienpreise fallen?

Auslöser der Krise ist der US-Immobilienmarkt, der in den vergangenen Jahren einen Boom erlebte - und seit Sommer 2007 zusammenkrachte. In Deutschland droht das nicht, sagt Stephan Kippes vom Maklerverband IVD. Hierzulande habe es keine Immobilienblase gegeben. Die deutschen Banken hätten auch nicht, wie die Institute in USA und Großbritannien, wahllos Kredite an Leute vergeben, die sich nie eine Immobilie hätten leisten können. Wer aber ein Ferienhäuschen in Spanien hat, muss mit purzelnden Preisen rechnen - denn dort ist der Immobilienmarkt ähnlich unter Druck wie in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien.

25. Stürzt der Dollar jetzt ab?

Ungeachtet der Finanzkrise hat der Dollar gegenüber dem Euro zuletzt spürbar an Wert gewonnen - nachdem er jahrelang schwach war. Dass der Dollar trotz aller Probleme und Verwerfungen an den Finanzmärkten wieder als Anlage gesucht wird, ist nicht so überraschend: Amerikanische Anleger ziehen - wie so oft in Zeiten der Krise - gerade ihr Kapital aus Geldanlagen im Ausland wie den Emerging Markets und auch Europa ab und bringen es nach Hause. Stichwort: Repatriierungen. Die Nervosität am Devisenmarkt ist derzeit zwar groß, nach einem Dollarsturz sieht es allerdings nicht aus. Es könnte allerdings sein, dass der Greenback kurzfristig unter Druck gerät, wenn die amerikanischen Notenbank die Zinsen senkt.

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Quelle:
SZ vom 17.9.2008/jkr
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