Die Haffas: Gescheitert am Neuen Markt:Die Börsen-Blender

Erst umjubelt, dann verklagt: Thomas und Florian Haffa waren die Senkrechtstarter am Neuen Markt, doch dann mussten sie sich Hunderten Gerichtsverfahren stellen. Geld haben sie noch.

Lena Brochhagen

Nein, nicht noch einmal an die Börse. Der einstige Aktienstar winkt ab. "Das kann ich mir heute nicht vorstellen", sagt Thomas Haffa der Süddeutschen Zeitung. Seine Börsenzeiten, das seien besondere Umstände gewesen.

Die Zeit um das Jahr 2000, als der Kurs einer Aktie seines Medienkonzern EM.TV stieg und stieg und stieg. Zweieinhalb Jahre, in denen der Firmengründer und sein Bruder Florian als Finanzchef von Anlegern bejubelt wurden. Dann aber stürzten die Stars des Neuen Markts jäh ab.

Die Blase platzt Ende 2000. Der Kurs von EM.TV fällt in den Keller. Der Konzern gibt Milliardenverluste bekannt, Thomas und Florian Haffa treten ab.

Überflutet mit Klagen

In der Folge überfluten hunderte Aktionäre und später auch EM.TV unter dem neuen Management die Brüder mit Klagen: Sie hätten unverantwortlich gehandelt, die Anleger getäuscht.

Im wohl spektakulärsten Verfahren verurteilt das Münchener Landgericht die Brüder 2003 wegen "unrichtiger Darstellung der Unternehmenssituation": 1,2 Millionen Euro Strafe für Thomas Haffa, 240.000 Euro für Bruder Florian. Revisionen bis zum Bundesgerichtshof werden abgewiesen.

Von Haffas Geschäften bekannt ist vor allem die Air Independence GmbH, die der Manager von einem Büro am Münchener Flughafen aus leitet. Eine kleine Klitsche könnten Bösartige das Unternehmen nennen, jedenfalls im Vergleich zu den einst 1500 EM.TV-Mitarbeitern. Drei Jets bietet das Unternehmen auf seiner Internetseite, Vermögende können die Flieger wie Taxis chartern.

"Wir drehen sicher ein kleineres Rad als früher", räumt Haffa ein, so unbedeutend seien die Geschäfte aber nicht. "Die Fliegerei" sei nur eine Randbetätigung, wichtiger seien Unternehmensbeteiligungen. Details gibt Haffa nicht preis, verweist nur auf Kögel. Nach der Insolvenz des Herstellers von Lkw-Anhängern 2004 war er mit anderen Investoren eingestiegen. Später habe er seine Anteile verkauft, "zum richtigen Zeitpunkt."

Thema in der Boulevardpresse

Weniger zurückhaltend geben sich Thomas Haffa und sein jüngerer Bruder in der Gesellschaft von Prominenten. In der Klatschpresse tauchen die Börsen-Brüder immer wieder auf.

Inzwischen sind die meisten Verfahren erledigt - auch die zahlreichen Schadenersatzklagen von Kleinanlegern, mit denen sich die einst umjubelten Haffas auseinandersetzen mussten.

"Das wird mich bis zu meinem Tod begleiten"

Allein beim Landgericht München waren rund 300 Verfahren gegen Thomas Haffa anhängig. Verständlich, dass er nun von EM.TV am liebsten nichts mehr hören will. Aber ganz weghören kann der 57-Jährige nicht: "Das wird mich bis zu meinem Tod begleiten." Seinen Geschäften könne er trotzdem nachgehen, und das mit Erfolg.

Vor allem Florian Haffa kann offenbar gut mit den Reichen und Schönen. Partys für diese Klientel organisierte seine Agentur "all for you events". Für den Triathlon-Weltcup in Kitzbühel warb seine Firma Sponsoren.

Auch der jüngere Haffa-Bruder selbst war Thema in der Boulevardpresse: Er soll mit Fiona Pacifico Griffini-Grasser aus der Schmuck-Unternehmerfamilie Swarovski liiert gewesen sein. Mit Schauspielerin Jessica Stockmann, der Ex-Frau von Tennisspieler Michael Stich, war er kurz zusammen, mit ihr hat er eine Tochter.

Genaueres ist nicht zu erfahren

Seit Mai 2008 ist von Florian Haffa aber kaum noch etwas zu hören: Zwei Monate vor dem Triathlon-Weltcup war der Manager plötzlich weg, das Büro verwaist, die Veranstalter zeigten sich überrumpelt.

Heute lebt Florian Haffa offenbar in Miami, das steht zumindest in einem Profil mit seinem Namen im Internet-Netzwerk Facebook, und das bestätigen Ex-Geschäftspartner. Als Veranstaltungsmanager ist er nicht mehr in Erscheinung getreten. Genaueres ist auch von seinem Bruder nicht zu erfahren. Florian Haffa selbst hat eine Anfrage nicht beantwortet. Als Partygast tritt er weiter auf. Zuletzt sichteten Bunte-Reporter ihn und seinen Bruder in Kitzbühel.

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