Die großen Erbfälle: Geld - Macht - Hass:King of Cash

Lesezeit: 4 min

Michael Jacksons Familie erbte nach dem Tod des Stars kaum etwas - von seinem Vermächtnis will sie dennoch profitieren. Es ist ein perfides, aber im Showgeschäft kein ungewöhnliches Geschäftsmodell.

Oliver Bilger

Eigentlich waren sie doch schon vergessen: Tito, Jermaine, Jackie, Marlon, Randy und Rebbie. Janet ist noch am ehesten im Gedächtnis geblieben, aber gewiss nicht LaToya, von der man nur noch vage weiß, dass sie sich irgendwann in den achtziger Jahren erfolglos an einer Gesangskarriere versuchte. Seit dem 25. Juni 2009 ist das alles anders.

Das große Comeback des Michael Jackson gelang erst nach dem Tod der Weltstars. (Foto: ag.ap)

Mit dem Tod Michael Jacksons sind seine Geschwister zu neuem Leben erwacht. Gerade erst sprachen sie wieder in unzählige Mikrofone, zum ersten Todestag des Superstars, berichteten von ihrer Trauer, dem Leben seiner Kinder, von Mordtheorien. Ihr Ziel: Geld verdienen am Tod des Bruders - ein perfides, aber im Showgeschäft kein ungewöhnliches Geschäftsmodell.

Der zerstrittene Jackson-Clan braucht Geld, denn die Familie ist weitgehend pleite. Außer Janet Jackson ist niemandem eine nennenswerte Karriere gelungen. Von Michaels Erbe bekommen sie keinen Cent. Nur Mutter Katherine wurde im Testament bedacht. Vom Nachlass profitieren sie dennoch.

Ein Haufen Schulden

2002 setzte Jackson ein Testament auf. Darin verfügte er, dass nach seinem Tod das Vermögen in den "Michael Jackson Familiy Trust" fließen soll. 40 Prozent daraus geht an seine Mutter, ihr übertrug er das Sorgerecht für seine Kinder Prince, Paris und Blanket. Sie bekommen weitere 40 Prozent, können jedoch erst ab ihrem 40. Lebensjahr voll über das Geld verfügen. Das verbleibende Vermögen geht an wohltätigen Verbände.

Bis zu seinem Tod soll Michael Jackson 300 bis 500 Millionen Dollar Schulden gemacht haben. Verlässliche Zahlen gibt es nicht. Doch die Erben erhalten Milliarden aus den Einnahmen mit Musik, Fanartikeln und Musikrechten. Mehrere hundert Millionen Dollar spielten Plattenverkäufen und der Film "This is it" allein im vergangenen Jahr ein. Damit werden sich die Verbindlichkeiten schnell begleichen lassen.

Presly, Lennon, Jackson

Wie leicht mit dem Namen Jackson heute das große Geld zu machen ist, weiß Darren Julien. Vor wenigen Wochen hat er in Las Vegas Jackson-Memorabilia versteigert und zwei Millionen Dollar eingenommen, doppelt so viel wie erwartet. "Michael Jackson ist der begehrteste Star aller Zeiten", sagt der Auktionator. Darren Julien: "Es ist unglaublich, wie sehr ihn seine Fans lieben."

Sofort nach Jacksons Tod kauften Fans die Plattenregale leer. Weltweit schossen seine alten Platten zurück an die Chartspitze. 30 Millionen Alben verkaufte Sony vergangenes Jahr. Konzernchef Howard Stringer lobte den King of Pop als "Genie, dessen Musik die Leidenschaft und Kreativität einer Ära reflektiert". Manch toter Star bringt mehr Gewinn als zu seinen Lebzeiten, das gilt etwa für Elvis Presly oder John Lennon.

Bei Jackson könnte es bald ähnlich sein. Das Magazin Forbes setzte ihn 2009 auf Platz drei der Rangliste der bestverdienen Toten. Etliche unveröffentlichte Lieder von Jackson sollen noch in Archiven lagern. Bis 2017 will Sony zehn neue Alben veröffentlichen. Dazu wurde der größte Vertrag der Musikgeschichte geschlossen: 200 Millionen Dollar zahlte der Konzern an die Erben.

Michael Jackson: Todestag
:Im Sommer ein Jahr

Am 25. Juni 2009 starb Michael Jackson. Es folgten Trauerfeiern, juristische Querelen - und 31 Millionen verkaufte Alben. Das Jahr nach dem Tod des King of Pop

Katharina Riehl

Das große Comeback, von dem Jackson vor seinem Tod träumte, ist ihm heute gelungen. Nur er erlebt es nicht mehr. Dafür ist seine Familie in den Vordergrund gerückt - und die weiß das auf sie gerichtete Scheinwerferlicht zu nutzen. Allen voran Joseph "Joe" Jackson, der Vater "des größten Popstars, der je auf dieser Erde war" . Gleich nach dem Tod gab er nicht den trauenden Dad, trat dafür aber als tüchtiger Geschäftsmann in Erscheinung.

Zwei Mal tauchte er im vergangenen Herbst auch in Deutschland auf. Er nehme ein paar Termine wahr, erklärte sein Management damals. Dazu gehörten auch Interviews, die Klatschblättern angeboten wurden. Zu den Themen zählten auch: Michaels Kinder, ihr Umgang mit dem Tod des Vaters, ihre Zukunft. Umsonst gab es das nicht, aber für einen fünfstelligen Betrag.

Klagewütiger Vater

Joe Jackson ist außerdem häufiger Gast in Gerichtssälen. Michaels Leibarzt, Conrad Murray, verklagt er, weil er seinem Sohn fahrlässig einen Cocktail aus Schlaf- und Beruhigungsmitteln verschrieben haben soll. Auch den Konzertveranstalter der Comeback-Tour zerrte der Vater vor einen Richter. Er habe Michael zu Proben für die Tour genötigt. Verfahren, mit denen er am Vermächtnis beteiligt werden wollte oder gegen die Testamentvollstrecker vorging, hat ein Gericht abgewiesen.

Es war Michaels letzter Wille, dass der Vater, der ihn mit dem Gürtel verprügelt haben soll, leer ausgeht. Der 80-Jährige, der finanziell auf die Unterstützung seines Sohnes angewiesen war, will jetzt wenigstens 15.000 Dollar monatlich erstreiten. Und dann gibt es da noch die Idee für ein Familienmuseum und Vergnügungszentrum in der Heimatstadt der Jackson-Familie, in Gray, Indiana.

Über den Seelenzustand der Kinder, die neu geplante Musikkarriere und anderes plaudern Tito, Jermaine und LaToya gerne in Exklusivinterviews. Auch Janet sprach im Fernsehen über ihren Bruder, unmittelbar bevor sie ihr Best-Of-Album veröffentlichte.

86.000 US-Dollar - monatlich

LaToya und Jermaine sind neben Vater Joe die aktivsten, wenn es um die eigenen Vermarktung geht. Jermaine reist um die Welt um seine Projekte zu fördern und das Erbe seines Bruders zu wahren. Zuletzt trat er bei einem Gedächtniskonzert in Gambia auf. LaToya glaubt, Michael wurde ermordet. Sie veröffentlichte den Song "Home", um ihren Bruder zu ehren. Tito tourte mit einer Bluesband durch die Welt.

Zusammen drehten Jackie, Jermaine, Tito und Marlon die Reality-TV-Show "The Jacksons: A Family Dynasty". Auch eine neue Platte wollten sie zusammen aufnehmen. Die Sendung endete nach sechs Folgen, neue Lieder oder Konzerte gab es nicht. Randy Jackson hatte sich entschieden, nicht in der TV-Sendung aufzutreten. Rebbie Jackson versuchte sich erneut an einer Musikkarriere, blieb aber trotzdem weitgehend aus dem Rampenlicht. Das Comeback hatte sie schon vor dem Tod geplant.

Auch Katherine Jackson, die die Kinder großzieht, lebt nicht nur von dem, was ihr Sohn der 80-Jährigen hinterließ. 86.000 US-Dollar bekommt sie monatlich überwiesen. Erst kürzlich hat sie ihre ersten Interviews zum Tode ihres Sohnes gegeben. Zum ersten Todestag hat sie einen Bildband mit Fotos ihres Sohnes veröffentlicht. Um den Jackson-Clan kehrt nun für die kommenden Monate wieder etwas mehr Ruhe ein.

Lange anhalten wird sie nicht. Wohl nicht einmal bis zum nächsten Todestag.

© SZ vom 10.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Todestag von Michael Jackson
:"Für mich wird es nie einen anderen geben"

Auch ein Jahr nach seinem Tod trauern die Fans um Michael Jackson. Am Promenadeplatz in München legen sie Abschiedsbriefe und Kerzen nieder - und erinnern sich gemeinsam.

Felicitas Kock

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: