Die Fälle Madoff und Kerviel:Milliarden-Abzocker vor Gericht

Madoff oder Kerviel: Wer ist der größte Betrüger? Der eine sammelte bei gutgläubigen Anlegern Milliarden ein, der andere spekulierte mit dem Geld seiner Bank. Die Geschichten von zwei Männern, die nicht genug bekommen konnten. In Bildern.

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Madoff oder Kerviel: Wer ist der größte Abzocker? Der eine sammelte von gutgläubigen Anlegern Milliarden ein, der andere spekulierte mit dem Geld seiner Bank. Die Geschichten von zwei Männern, die nicht genug bekommen konnten - in Bildern.

Der Franzose Jérôme Kerviel gilt als König der Zocker und wurde zur Symbolfigur der Banker, die skrupellos mit fremden Geldern spekulieren. Als Wertpapierhändler der französischen Bank Société Générale hatte er 50 Milliarden Euro aufs Spiel gesetzt - ein Volumen, das höher ist als der Börsenwert der französischen Bank.

Kerviels Vergehen kostete die Société Générale fast fünf Milliarden Euro, um die Handelspositionen wieder aufzulösen - ein Verlust, der die Bank in der Finanzkrise empfindlich traf.

Bernard L. Maddoff

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Am Anfang war Bernard Madoff nur ein kleiner Bademeister am Strand von New York, dann stieg er auf zum Finanz-Superstar. Jetzt wird er wohl im Gefängnis sterben.

Madoff ist einer der größten Betrüger aller Zeiten. Seinen Opfern versprach er das Blaue vom Himmel, wenn sie bei ihm investierten. So sammelte er in 20 Jahren etwa 65 Milliarden Dollar ein. Auf ihn fielen Millionäre herein, Stiftungen, ein Nobelpreisträger und Hunderte Privatanleger. Madoff galt als Guru.

FRANCE-BANKING-CRIME-TRIAL-KERVIEL

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Die Fälle Madoff und Kerviel:Das System Kerviel

Kerviel kommt aus dem bretonischen Nest Pont-l'Abbé, seine Mutter ist Friseurin, der Vater Schmied. Seinen Master für Finanzwesen schloss er an der Massenuniversität Lyon II ab, in der Société Générale gehörte er nur zum Mittelfeld der Händler.

Er begann, über sein Limit hinaus zu spekulieren und setzte immer mehr Geld ein. Es sei "eine Flucht nach vorne" gewesen, hat Kerviel einmal gesagt. Erst als die Gewinne der Börsenhändler im Zuge der Finanzkrise ab 2007 einbrachen, fielen seine Spekulationen auf. Seine Vorgesetzten hätten davon gewusst, sagt Kerviel. Das Gericht fand dafür keine Anhaltspunkte. Die Bank räumte zumindest Lücken in der Risikokontrolle ein und musste eine von der Bankenaufsicht verhängte Strafe in Höhe von vier Millionen Euro bezahlen.

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Die Fälle Madoff und Kerviel:Das System Madoff

Im Prinzip hatte Madoff nur ein simples Schneeballsystem aufgebaut. Das Geld schneller einzusammeln als auszuzahlen - das hatte lange funktioniert. Schon 1999 hatte ein Analyst der Finanzaufsicht gesteckt, dass es bei Madoff nicht mit rechten Dingen zugehen könne. Doch es dauerte, bis die Ermittler ihm auf die Schliche kamen. Erst im Dezember 2008 wurde er verhaftet.

Wegen der Finanzkrise fiel es Madoff immer schwerer, die Auszahlungen aufrecht zu erhalten. Erst als auch treue Geldgeber sich nicht mehr anpumpen ließen, fiel der Schwindel auf. Seinen Söhnen zahlte er, kurz bevor er am Ende war, noch schnell Hunderte Millionen Dollar als Boni aus. Seine Wohnung überschrieb er seiner Frau - offenbar in der Erwartung herber Schadensersatzforderungen.

Former trader Kerviel arrives at Paris courts for the verdict in his trial

Quelle: Reuters

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Die Fälle Madoff und Kerviel:Das Urteil gegen Kerviel

Das Gericht verurteilte Kerviel wegen Veruntreuung, Computermissbrauch und Fälschung zu fünf Jahren Haft, zwei davon sind auf Bewährung ausgesetzt. Der 33-Jährige soll seinem ehemaligen Arbeitgeber außerdem die 4,9 Milliarden Euro zurückzahlen, die er durch seine Spekulationen verzockt hat. Kerviels Anwalt Olivier Metzner befand das Urteil als "unsinnig" und kündigte Berufung an.

Von dem Wirbel um seine Person hat Kerviel auch profitiert: In seinem Buch "L'engrenage - Mémoires d'un trader", zu deutsch "Das Räderwerk - Erinnerungen eines Traders", beschreibt der Händler seine Zeit bei der Société Générale. Bei dem Online-Versandhändler Amazon Frankreich liegt sein Werk auf Rang 925 der meistverkauften Bücher.

MADOFF MOVED TO MEDICAL FACILITY

Quelle: AFP

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Die Fälle Madoff und Kerviel:Das Urteil gegen Madoff

Bernard Madoff bekannte sich in allen elf Anklagepunkten schuldig, darunter Wertpapierbetrug, Geldwäsche und Meineid. Der Richter nannte Madoff "außergewöhnlich böse". Die Strafe: 150 Jahre Gefängnis.

Seit Juli 2009 sitzt der heute 72-Jährige zusammen mit Mafia-Bossen in Haft. Hier ist der einst Gefeierte nur noch der Gefangene Nummer 61727-054.

© sueddeutsche.de/sop/bbr/mel
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