Die BayernLB in der Krise:"Nicht ohne unseren Vorstand"

Während das Aufsichtsgremium der BayernLB über die künftige Führung des Finanzinstituts streitet, demonstrieren vor der Landesbank Hunderte Mitarbeiter für ihren Vorstand und gegen die Regierung.

Thomas Fromm und Klaus Ott

Die Mitarbeiter der Bayerischen Landesbank (BayernLB) haben in den vergangenen zwölf Monaten viel durchgemacht. Beinahe ständig sorgte die Staatsbank wegen riskanter Finanzanlagen, die zu Risiken in Milliardenhöhe führten, für Aufregung.

Kemmer, BayernLB

BayernLB-Vorstandschef Michael Kemmer (vorne) bedankt sich bei seinen Mitarbeitern für die Solidaritätsbekundungen

(Foto: Foto: dpa)

Den alten Vorstandschef Werner Schmidt kostete das den Job, ein Untersuchungsausschuss im Landtag durchleuchtete die Geschäfte, und nun muss auch Finanzminister Erwin Huber gehen. Es war viel los.

Doch im Vergleich zu dem, was am Donnerstag ablief, war das beinahe noch harmlos. Den ganzen Tag über eskalierte die Lage bei der ohnehin angeschlagenen Landesbank. Die sich sowieso nicht wohlgesonnenen Eigentümer, der Freistaat und die Sparkassen, zerstritten sich zusehends, am Ende führten sie einen regelrechten Kleinkrieg um den Vorstand der Bank.

Maßgebliche Politiker der künftigen Koalitionsregierung von CSU und FDP, allen voran der designierte Ministerpräsident Horst Seehofer, drängten auf einen Rauswurf von Bankchef Michael Kemmer und des gesamten Vorstands.

Einflussreiche Sparkassenfunktionäre, unter ihnen auch wichtige CSU-Politiker, empfanden das als Irrsinn. Sie wollten verhindern, dass die Landesbank mitten in ihrer schlimmsten Krise auch noch führungslos wird. Am Abend hatte die Belegschaft genug.

Mehr als 1000 Mitarbeiter versammelten sich zu einer Protestkundgebung im Innenhof der Münchner Konzernzentrale und skandierten Parolen wie "Finger weg von Kemmer". Die Stimmung war aufgeheizt, und sie richtete sich vor allem gegen den künftigen CSU- und Regierungschef Seehofer. "Kemmer saniert, Seehofer torpediert", war auf einem Transparent zu lesen.

Den zehn Verwaltungsräten, die das Finanzinstitut beaufsichtigen und die sich um 20 Uhr im fünften Stock zu einer Sondersitzung zusammenkamen, wurde ein heftiger Empfang bereitet. "Wenn Kemmer abgewählt wird, machen wir hier eine Sitzblockade", zürnte ein Mitarbeiter.

Ein anderer drohte für diesen Fall unverhohlen mit Streik. "Dann kriegen die ihre Quittung von uns." Finanzminister Erwin Huber, Innenminister Joachim Herrmann und die drei übrigen Vertreter der Staatsregierung im Verwaltungsrat mussten einen Spießrutenlauf über sich ergehen lassen, sie wurden mit Buh-Rufen und Pfiffen empfangen.

Bei den fünf Verwaltungsräten der Sparkassen hätte es der Kundgebung gar nicht bedurft. Sie waren offenbar fest entschlossen, gegen einen Rauswurf des Vorstandes zu stimmen. Den ganzen Tag über sollen Sparkassendirektoren aus ganz Bayern in der Münchner Verbandszentrale angerufen und ihren Präsidenten Siegfried Naser beschworen haben, dem Druck der Regierung nicht nachzugeben.

Naser sieht sich wegen seines teilweise misslungenen Krisenmanagements bei der Landesbank selbst mit Rücktrittsforderungen konfrontiert, nun sollte er dafür sorgen, dass Kemmer nicht von sich aus aufgibt.

Kemmer habe darüber nachgedacht, noch vor der Sitzung des Verwaltungsrats seinen Rücktritt zu erklären, hieß es aus Finanz- und CSU-Kreisen. Diesen Gefallen tat der Vorstandschef der Regierung und Seehofer dann aber offenbar doch nicht.

Bis zum Beginn der Sitzung um 20 Uhr gab es jedenfalls keine entsprechende Erklärung. Stattdessen kam Kemmer zur Kundgebung und bedankte sich für "diesen riesigen Vertrauensbeweis". Mit diesem Team, so Kemmer, komme die Bank aus der Krise.

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