Die BayernLB feiert (kein) Weihnachten:Liebe Pensionäre...

Die BayernLB muss sparen. Wegen der Finanzkrise streicht die Landesbank die Weihnachtsfeier für ausgeschiedene Mitarbeiter - und appelliert an deren Solidarität.

Thomas Fromm

Der Brief erreichte die Pensionäre der Bayerischen Landesbank Ende Juli. Unterschrieben von BayernLB-Chef Michael Kemmer, fast anderthalb Seiten lang. Nur wer ihn bis zum Ende las, bis zum zentralen Satz vorstieß, wusste, was die Bank ihren Ex-Mitarbeitern in diesen heißen Sommertagen Wichtiges mitzuteilen hatte: Es wird keine Weihnachtsfeier mehr für die ehemaligen Landesbanker geben - nicht in diesem Jahr und auch nicht im nächsten. Der traditionelle Treff bei Weihnachtsgans und Knödeln im Münchner Luxushotel Bayerischer Hof gehört ab sofort der Vergangenheit an.

Die BayernLB feiert (kein) Weihnachten: Die BayernLB lässt in diesem Jahr die Weihnachtsfeier für die Pensionäre ausfallen.

Die BayernLB lässt in diesem Jahr die Weihnachtsfeier für die Pensionäre ausfallen.

(Foto: Foto: ddp)

"Effizienzsteigerung"

Für das Top-Management der BayernLB , das gerade Milliardenbelastungen aus der Finanzkrise verdauen muss, war es offensichtlich ein langer Entscheidungsprozess. Große Entscheidungen erfordern große Erklärungen - und um diese hat sich die BayernLB nicht herumgedrückt.

Auszüge verdeutlichen, dass man es sich nicht leicht gemacht hat. Der Brief beginnt mit einer Einführung, die dramatisch klingt und neugierig macht - gerade dann, wenn Pensionäre die Adressaten sind. "Sehr geehrte Damen und Herrn, wir wenden uns heute mit einer Nachricht an Sie, die uns nicht leicht fällt." Es folgt ein betriebswirtschaftlicher Hinweis, der bei den meisten älteren Lesern wohl vor allem Rätselraten ausgelöst haben dürfte. "Der Vorstand hat ein Effizienzsteigerungsprogramm beschlossen, von dem Sie sicherlich gehört haben." Ein Programm, das "mit zur Sicherung der Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der Bank" beitrage.

Schön und gut, mag sich der eine oder andere Pensionär gedacht haben - aber was kann ich noch zur Wettbewerbsfähigkeit der Bank beitragen?

700 Pensionäre bleiben zuhause

Sachlich, präzise und im Buchhalter-Duktus geht es weiter. Von der "Reduzierung der Verwaltungsaufwendungen" über die "Senkung der Personalkosten " hin zu einem leidenschaftlichen Appell: "Vor diesem Hintergrund appellieren wir auch an Ihre Solidarität als ehemalige Beschäftigte dieser Bank." Es ist der letzte Appell dieses Briefes, denn jetzt geht es endlich ans Eingemachte. "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir die Pensionisten-Weihnachtsfeier erstmals ab diesem Jahr nicht mehr durchführen werden." Es kommen noch ein paar technische Hinweise ("immer schwieriger, geeignete Räumlichkeiten zu finden") - das war's.

700 Pensionäre, die bisher einmal im Jahr zur Weihnachtsfeier anrückten, bleiben nun zu Hause. "Es hat viel Verständnis und positive Resonanz gegeben", heißt es in der Bank. Doch es gibt auch jene, die jetzt gar nicht solidarisch sein wollen, sondern viel lieber feiern möchten. "Es war die einzige Möglichkeit im Jahr, bei der man zusammenkam und sich wiedersah", sagt eine, die sich seit vielen Jahren auf das Pensionärstreffen im Bayerischen Hof freute. Ein anderer formuliert es drastischer: Finanzkrise hin oder her - eine "bodenlose Schweinerei" sei es, einfach so die Weihnachtsfeier zu streichen.

Nach so vielen Jahren sei das "unanständig". Nun wolle man sehen, ob der Vorstand der BayernLB jetzt ebenfalls auf seine Weihnachtsfeier verzichte. "Wehe, die feiern jetzt selbst Weihnachten", sagt ein Pensionär.

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