Deutsche Banken in USA:100 Milliarden Euro Schrott

Schrecken ohne Ende: Die deutschen Geldhäuser tragen immer noch schwer an der Last maroder US-Immobilien. Im kommenden Jahr werden sie wohl weitere 23 Milliarden Euro abschreiben müssen.

Helga Einecke, Frankfurt

Die deutschen Banken haben die Finanzkrise noch lange nicht überwunden. Allein die größten Institute sitzen auf riskanten Immobilienfinanzierungen in Höhe von 100 Milliarden Euro, meist amerikanischen Ursprungs.

Deutsche Banken in USA: Zunächst war man bei der Bundesbank davon ausgegangen, dass die Banken in Deutschland 2009 und 2010 insgesamt 90 Milliarden Euro an faulen Krediten und Wertpapier-Verlusten hätten abschreiben müssen. Tatsächlich sind es "nur" 60 Milliarden Euro geworden.

Zunächst war man bei der Bundesbank davon ausgegangen, dass die Banken in Deutschland 2009 und 2010 insgesamt 90 Milliarden Euro an faulen Krediten und Wertpapier-Verlusten hätten abschreiben müssen. Tatsächlich sind es "nur" 60 Milliarden Euro geworden.

(Foto: AP)

"Man kann noch nicht von einer Rückkehr des Marktvertrauens in den Immobilienmarkt sprechen", sagte Bundesbank-Vizepräsident Franz-Christoph Zeitler. In den USA würden die Hypotheken vom Staat garantiert, die Zwangsversteigerungen seien rechtlich problematisch.

325 Milliarden Euro in Gewerbeimmobilien

Dennoch schilderte Zeitler die Situation der deutschen Kreditwirtschaft als besser als vor einem oder zwei Jahren. Zunächst war man bei der Bundesbank davon ausgegangen, dass die Banken in Deutschland 2009 und 2010 insgesamt 90 Milliarden Euro an faulen Krediten und Wertpapier-Verlusten hätten abschreiben müssen. Tatsächlich sind es "nur" 60 Milliarden Euro geworden. Im nächsten Jahr stehen vermutlich weitere 23 Milliarden Euro an. Auch Bundesbankvorstand Andreas Dombret sprach bei der Vorlage des Finanzstabilitätsberichts von "anfälligen Segmenten der Banken, vor allem gegenüber dem Ausland".

Dazu gehörten Gewerbeimmobilien und strukturierte Produkte. Er bezifferte die Kredite der elf größten deutschen Banken für Gewerbeimmobilien mit 325 Milliarden Euro, darunter 15 Prozent in den USA und neun Prozent in Großbritannien. Hinzu kommen verbriefte Wohnimmobilienkredite in Höhe von 82 Milliarden Euro, verbriefte Studentenkredite von 34 Milliarden Euro sowie weitere Wertpapierprodukte von 84 Milliarden Euro, deren Werthaltigkeit schwer einschätzbar ist. Trotz all dieser Risiken glaubt Dombret, der Höhepunkt der Abschreibungen für die deutschen Banken sei überschritten.Allerdings beschäftigen sich die Bankenaufseher in diesen Tagen mehr mit der Krise in Europa als mit den Altlasten aus den USA. Dombret gab unumwunden zu, dass die Finanzstabilität in Europa im Mai "akut gefährdet" war.

Im Ampelsystem der Bundesbank sei das Signal für Staatsanleihen von Grün auf Rot gesprungen. Das Engagement der deutschen Banken in Irland bezifferte er mit 25 Milliarden Euro. Bisher kursierende Zahlen von 130 bis 140 Milliarden Euro seien verzerrt, weil viele Gesellschaften aus rechtlichen Gründen ihren Sitz in Dublin hätten.

Die aktuelle Diskussion um einen neuen Krisenmechanismus solle weitere staatliche Schuldenkrisen verhindern. "Vollkommen ausschließen kann man sie auch in Zukunft nicht", meinte der Bundesbankvorstand. Nur bei Gefahr für den Euro und in absoluten Ausnahmefällen dürfe befristet und strikt konditioniert Hilfe geleistet werden.

Neben der Schuldenkrise sieht Dombret auch in den niedrigen Zinsen, wie sie von den Notenbanken selbst vorgegeben werden, Gefahren. Auf der Suche nach Rendite könnten neue Blasen bei Vermögenswerten entstehen. Die Banken würden sich wegen der niedrigen Zinsen vor allem kurzfristig engagieren, aber möglicherweise nicht den langfristigen Finanzbedarf der Staaten decken.

Die deutschen Banken müssen nach den Vorstellungen der Bundesbank weiter stark schrumpfen. Bisher seien schon Bilanzpositionen von einer Billion Euro abgebaut, weitere Billionen müssen wegen der Auflagen der EU-Kommission schwinden. Insgesamt muss die deutsche Kreditwirtschaft damit um ein Fünftel schrumpfen. Auf einzelne Institute, wie die Landesbanken, wollten die Bundesbankvorstände nicht eingehen.

Sie wiesen jedoch darauf hin, dass die neuen Eigenkapitalregeln für die Banken sinkende Renditen bedeuten würden. Gewinnmargen von 25 Prozent, wie sie zum Beispiel die Deutsche Bank für erstrebenswert hält, hätte es in der Vergangenheit vor allem außerhalb des Bankbereichs gegeben.

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