Deutsche Bank und Sal. Oppenheim:An der langen Leine

Übernahme mit Verzögerung: Die Deutsche Bank lässt sich mit dem Einstieg bei der Privatbank Sal. Oppenheim Zeit - davon profitieren beide Seiten.

Caspar Dohmen und Helga Einecke

Wie viel Geld nimmt die Deutsche Bank für den Einstieg bei der Privatbank Sal. Oppenheim in die Hand? Eine Bewertung der in Luxemburg beheimateten Bank für sehr vermögende Kunden ist schwierig, weil Oppenheim nicht an der Börse notiert ist. Deshalb fehlt eine Einschätzung durch die Märkte. Analysten verweisen auf den Umfang der Vermögen, die von Oppenheim betreut werden: Das waren Ende 2008 etwa 130 Milliarden Euro. Pauschal wurden früher zwei bis drei Prozent als Preis gehandelt. Das wären also 2,6 Milliarden Euro bis drei Milliarden Euro. Allerdings handelt es sich nur um eine grobe Schätzung.

Sal. Oppenheim, Foto: ddp

Die deutsche Bank will in einem ersten Schritt mit etwa 300 Millionen Euro bei dem Traditionsinstitut Sal. Oppenheim einsteigen.

(Foto: Foto: ddp)

Unberücksichtigt ist dabei das Investmentbanking von Oppenheim. Die Bewertung dieses Geschäftsfeldes, das die Bank in Schwierigkeiten brachte und derzeit als Verlustbringer gilt, dürfte den Ausschlag geben. Ebenso eine Prämie für den nach wie vor angesehenen Markennamen Oppenheim. In einem ersten Schritt soll die Deutsche Bank rund 300 Millionen Euro zahlen, heißt es in Finanzkreisen. Dies dementiert die Bank nicht.

Option zum Rückkauf

Finanzkreise gehen davon aus, dass sich die Deutsche Bank zunächst nicht mehrheitlich an Oppenheim beteiligen will. Dazu fehle es dem größten Kredithaus der Republik an flüssigem Geld. So würden die Regeln für das Halten von Eigenkapital im Herbst verschärft. Außerdem verhandele die Deutsche Bank parallel über Konditionen, wie sie in mehreren Schritten bei der Postbank das Sagen bekommt. Beide Seiten, also Deutsche Bank und Oppenheim, hätten kein Interesse daran, eine mehrheitliche Übernahme rasch zu vollziehen. Die Deutsche Bank nicht, weil sie dazu viel Geld aufbringen muss. Oppenheim nicht, weil eine solche Aktion nach Notverkauf riecht.

Finanzkreise gehen davon aus, dass die Deutsche Bank Oppenheim auch künftig an der langen Leine führen wird, um die reiche Kundschaft nicht zu verprellen. Es gebe schon einige Unternehmer, die Kredite bei der Deutschen Bank aufgenommen haben, sich aber nicht auch noch von ihr das Vermögen verwalten lassen wollen.

Sollten mehr Kunden als erwartet wegen der künftigen Eigentumsverhältnisse von Sal. Oppenheim abwandern, könnten die Altgesellschafter den Prozess auch zurückdrehen und die Anteile von der Deutschen Bank zurückkaufen. Eine solche Option soll dem Vernehmen nach zwischen den Banken vereinbart werden.

Unrealistisch ist dies nicht: Schließlich gehören die 40 Gesellschafter um die Familien Oppenheim und Ullmann zu den reichsten Familien Deutschlands. Große Teile des Vermögens sind aber in Immobilien gebunden und daher kurzfristig nur mit Verlust zu verkaufen. Mittelfristig könnten die Gesellschafter aber über genügend liquide Mittel verfügen.

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