Deutsche Bank:Schwarze Zahlen, weniger Gehalt

Die Finanzkrise hat der Deutschen Bank erneut zugesetzt - dennoch steht Vorstandschef Ackermann gut da. Die Boni werden allerdings sinken.

Die weltweite Finanzmarktkrise macht der Deutschen Bank weiter zu schaffen. Der Branchenprimus wies für das zweite Quartal 2008 nur noch einen Gewinn nach Steuern von 645 Millionen Euro aus. Im Vorjahresquartal lag der Gewinn noch bei 1,8 Milliarden Euro.

Deutsche Bank: Josef Ackermann hat gut lachen - trotz der Finanzkrise schreibt die Deutsche Bank schwarze Zahlen.

Josef Ackermann hat gut lachen - trotz der Finanzkrise schreibt die Deutsche Bank schwarze Zahlen.

(Foto: Foto: AP)

Der gesunkene Gewinn wird sich auch auf die Einkommen der Banker auswirken: Die Personalkosten sanken um knapp ein Drittel, da die Rückstellungen für Boni deutlich schrumpften. Das Institut beschäftigt rund 80.000 Mitarbeiter.

Vorstandschef Josef Ackermann sagte, das zweite Quartal habe "die Bankenbranche erneut vor große Herausforderungen gestellt". Dennoch habe sein Institut trotz weiterer Wertkorrekturen noch einen "soliden Gewinn" erwirtschaftet.

Im ersten Quartal 2008 hatte die Deutsche Bank wegen der internationalen Finanzmarktkrise den ersten Verlust in einer Dreimonatsperiode seit fünf Jahren gemacht. Ackermann erläuterte am Donnerstag in einem Brief an die Aktionäre, für die Branche habe es im April Anzeichen einer Stabilisierung gegeben.

2,3 Milliarden Euro Wertkorrekturen

Doch im Juni hätten sich die Marktbedingungen wieder verschlechtert. Ausführlich erläuterte der Deutsche-Bank-Chef die Rahmenbedingungen, die die Geschäfte der Finanzbranche beeinflussten. So habe sich in den USA die Talfahrt der Hauspreise fortgesetzt, Rohöl sei seit Jahresbeginn 46 Prozent teurer geworden, "steigende Preise bei Nahrungsmitteln und anderen wichtigen Verbrauchsgütern bereiteten zusätzliche Sorgen".

Zudem hätten die unverändert schwierigen Bedingungen auf den Kredit- und Geldmärkten viele Banken gezwungen, neues Eigenkapital aufzunehmen.

Bei der Deutschen Bank habe das schwierige Marktumfeld besonders das Ergebnis im Investmentbanking belastet. Dieser Unternehmensbereich (genannt Corporate Banking & Securities) habe im zweiten Quartal nach "Wertkorrekturen von 2,3 Milliarden Euro auf Altbestände" einen Vorsteuerverlust von 311 Millionen Euro verbuchen müssen.

Dagegen hätten die "stabilen" Geschäftsfelder wie "Global Transaction Banking" (Handelsfinanzierung, Zahlungsverkehr) und "Asset & Wealth Management" (Vermögensverwaltung und vermögende Privatkunden) wiederum gute Ergebnisse erwirtschaftet, berichtete Ackermann weiter.

Der Bereich "Private Clients & Business Clients" (Privat- und Geschäftskunden) habe mit einem Vorsteuerergebnis in Höhe von 328 Millionen Euro sein bislang höchstes Quartalsergebnis vorgelegt. Zusammen hätten die sogenannten stabilen Geschäftsbereiche ein Vorsteuerergebnis von 854 Millionen Euro erzielt. Ackermann hob hervor, dass sich sein Haus angesichts der anhaltenden Herausforderungen eindeutige Prioritäten gesetzt habe.

"Wir halten an unserem strikten Kosten-, Risiko- und Kapitalmanagement fest und werden unsere Engagements in kritischen Bereichen weiter zurückfahren." Das vergleichsweise gute Abschneiden der Bank bisher wolle man nutzen, um in der Krise zu profitieren und Marktanteile zu gewinnen.

Der Ausblick auf die zweite Jahreshälfte blieb dennoch verhalten. Zwar zeigten einige Handelsbereiche schon wieder "normale Geschäftsvolumen". Auch hätten Banken, Aufsichtsbehörden, Regierungen und Notenbanken deutlich gezeigt, dass sie korrigierend eingreifen wollten. Die Sicherung der Liquidität bleibe aber ein Thema im Bankensektor.

Weiterhin hat die Deutsche Bank Interesse an Übernahmen, etwa an der Postbank. Finanzchef Anthony di Iorio sagte am Donnerstag in einer Analystenkonferenz: "Wir prüfen alle Möglichkeiten zur Stärkung unserer stabilen Geschäftsfelder, insbesondere auch in Deutschland."

Dabei spielten zahlreiche Faktoren wie der Preis, die Auswirkungen auf die Kapitalausstattung und Synergien eine wichtige Rolle. Neben der Postbank steht auch die Dresdner Bank zum Verkauf: Die Allianz prüft derzeit Optionen für ihre Banktochter.

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