Deutsche Bank:Lebenszeichen vom Kreditmarkt

Die Deutsche Bank und andere Institute finden Käufer für milliardenschwere Darlehen. Dennoch dürfte die Deutsche Bank demnächst einen Verlust melden.

Martin Hesse

Josef Ackermann hat schon triumphaler geklungen als an diesem Mittwochabend. "Mich stimmt es ein bisschen positiv, dass Investoren beginnen zurückzukommen", sagte der Chef der Deutschen Bank, als er im Hermann-Josef-Abs-Saal in Frankfurt über Bankstrategien in Zeiten der Krise philosophierte.

Im Hinterkopf hatte Ackermann dabei, dass seine Bank in den vergangenen Wochen Kreditpakete im Volumen von mindestens fünf Milliarden Dollar an eben solche Investoren losgeworden ist.

Die Bank sagt dazu zwar nichts, doch in Branchenkreisen wird bestätigt, dass die Finanzinvestoren Blackstone und Apollo in dieser Größenordnung Kredite gekauft haben, die die Bank einst für Firmenübernahmen ausgereicht hatte.

Damit belebt sich eines der vielen Marktsegmente, die von der Kreditkrise betroffen sind. Allein die Deutsche Bank hatte noch Ende März 36 Milliarden Euro an Krediten in den Büchern, die sie für Firmenkäufe vergeben oder zugesagt hatte.

Erträge brechen weg

Bis vergangenen Sommer reichte sie wie andere Investmentbanken solche Kredite an Investoren weiter, seit dem Platzen der Immobilienblase in den USA war dies lange Zeit praktisch nicht mehr möglich.

Und weil die Marktpreise für solche Kredite fielen, mussten die Deutsche Bank und andere die Werte in ihren Büchern niedriger ansetzen. Das Gros der Abschreibungen von 2,5 Milliarden Euro, die die Deutsche Bank für das erste Quartal angekündigt hat, gehen auf solche Wertverluste zurück.

Jetzt sehen die Banken eine Chance, zumindest einen Teil ihrer Kredite loszuwerden und ihre Bilanzen zu entlasten. "Käufer gibt es genug", sagt ein Investmentbanker.

Lebenszeichen vom Kreditmarkt

Tatsächlich sind es ausgerechnet Investoren wie Blackstone, Apollo und KKR - deren Milliarden-Übernahmen die Deutsche Bank und andere einst finanzierten -, die jetzt die Kredite aufkaufen.

KKR Financial, eine börsennotierte Tochter von KKR, verhandelt nach Angaben aus Finanzkreisen mit der Deutschen Bank darüber, weitere Kredite zu übernehmen. Dabei geht es unter anderem um Darlehen, die KKR für die Übernahme der Drogeriekette Alliance Boots aufgenommen hatte. Für Finanzinvestoren kann es attraktiv sein, solche Kredite mit einem Abschlag auf den ursprünglichen Wert zu kaufen.

Zumal sie selbst am besten einschätzen können, wie groß die Gefahr ist, dass die Kredite tatsächlich ausfallen. Eine andere Variante des Verkaufs ist, dass etwa die Deutsche Bank wiederum per Kredit den Kauf der Darlehen durch Investoren wie KKR finanziert. Das heißt: So wie sich die Investoren früher Geld für Firmenkäufe liehen und dadurch ihre Gewinne auf das eingesetzte Kapital erhöhten, so hebeln sie heute ihre Investments in Kredite.

Beobachter erwarten nun, dass die Deutsche Bank bei der Vorlage ihrer Quartalszahlen am Dienstag offenlegt, wie viele ihrer Kredite sie abgestoßen hat. Nach Einschätzung von Analysten wird die Bank für die ersten drei Monate einen Verlust melden.

"Die bereits angekündigten Abschreibungen von 2,5 Milliarden Euro könnten im ersten Quartal zu einem negativen Ergebnis führen", schreibt etwa die Ratingagentur Fitch in einem am Donnerstag vorgelegten Bericht. 17 von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten erwarten im Schnitt einen Fehlbetrag von 163 Millionen Euro nach einem Gewinn von 2,13 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.

Keine Börsengänge im ersten Quartal

Bereits Anfang April hatte die Bank angedeutet, dass es schwierig werden dürfte, das Jahresziel eines Vorsteuergewinns von 8,4 Milliarden Euro zu erreichen. Die Bank hat nicht nur Abschreibungen zu verkraften, ihr brechen vor allem im Investmentbanking auch Erträge weg. So gab es im ersten Quartal keine Börsengänge in Deutschland.

Die Kreditvergabe ist nach Daten des Informationsdienstes Thomson Financial weltweit in diesem Jahr um 43 Prozent gefallen. Allein im April sank das Volumen der Fusionen und Übernahmen um fast 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das trifft die beratenden Investmentbanken besonders hart. Für die Deutsche Bank rechnen Experten daher im Gesamtjahr durchschnittlich nur noch mit einem Vorsteuergewinn von 5,6 Milliarden Euro.

Bankchef Ackermann sieht die Deutsche Bank jedoch weiter als einen Gewinner der Kreditkrise. "Wir wollen aus einer Position der Stärke heraus von der weltweiten Flucht in Qualität profitieren und Marktanteile in allen Märkten gewinnen", sagte der Bankchef. Er bekräftigte sein Interesse an der Postbank.

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