Deutsche Bank: Kapitalerhöhung:Ackermann, geh du voran

Die Deutsche Bank braucht bis zu neun Milliarden Euro. Der Bittgang des Instituts ist wegweisend für die Branche - viele andere Institute dürften sich ebenfalls bald neues Geld beschaffen.

Martin Hesse

Nun also doch. Die Deutsche Bank wird voraussichtlich sehr bald versuchen, ihr Kapital mit bis zu neun Milliarden Euro zu stärken. Seit Ausbruch der Finanzkrise trommelt Josef Ackermann, wie gut seine Bank die Turbulenzen überstanden habe; dass sie allenfalls für Zukäufe frisches Geld brauche.

Josef Ackermann

Ackermann wird die Kapitalerhöhung als offensiven Schritt und Beweis der Stärke verkaufen.

(Foto: AP)

Seine Kritiker werden es ihm daher als Schwäche auslegen, wenn er nun an der Börse die Hand aufhält. Doch der Schritt ist klug und der Zeitpunkt gut gewählt. Alarmiert müssen Aktionäre schwächerer Banken sein. Denn wenn die Aufsichtsbehörden an diesem Sonntag die neuen Kapitalregeln für die Finanzbranche beschließen, werden bald viele Kreditinstitute der Deutschen Bank auf dem Bittgang zu den Aktionären folgen müssen.

Ackermann wird die Kapitalerhöhung als offensiven Schritt und Beweis der Stärke verkaufen. Seht her, ich brauche den Staat nicht, Anleger geben uns freiwillig Milliarden, weil sie an die Deutsche Bank glauben. Tatsächlich ist diese Geldspritze nicht zu vergleichen mit den Notinfusionen, die Commerzbank, Hypo Real Estate und andere in den vergangenen Jahren brauchten.

Und doch ist Ackermanns Geschichte von der unverwüstlichen Deutschen Bank nur die halbe Wahrheit. Ja, sie braucht das Geld in erster Linie, um die Postbank komplett zu übernehmen, an der sie bereits mit knapp 30 Prozent beteiligt ist. Doch erstens ist der Postbank-Coup eher ein defensiver Schritt und könnte sich noch als Bürde erweisen. Der Privatkundenspezialist schnitt im Bankenstresstest schlecht ab und braucht Geld, das wohl vom Großaktionär Deutsche Bank kommen muss. Je länger Ackermann mit der Übernahme der Postbank wartet, desto teurer wird außerdem der Zukauf aufgrund eines Vertrages mit dem anderen Großaktionär Deutsche Post.

Zweitens ist die Deutsche Bank wie andere Institute noch nicht ausreichend gegen neue Turbulenzen an den Finanzmärkten gefeit. Sie erzielt im Privatkundengeschäft kaum Gewinne und bleibt abhängig vom riskanten Investmentbanking. Mit einem dickeren Kapitalpolster können sich nicht nur die Gläubiger der Deutschen Bank, sondern auch Politiker und Steuerzahler wohler fühlen, die im Krisenfalle auch für den Branchenprimus geradestehen müssten.

Banker in aller Welt werden Ackermann die Daumen drücken. Scheitert die Deutsche Bank beim Bittgang an die Börse, werden bald andere Kreditinstitute die Hand aufhalten müssen. Aber dann beim Staat.

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