Deutsche Bank: Josef Ackermann:Zarte Banker-Seelen

Einen Banker kann nichts erschüttern? Mitnichten! Die Finanzkrise habe bei etlichen Top-Managern in der Finanzindustrie Spuren in der Psyche hinterlassen - sagt Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann.

Die Banker - alles skrupellose Wesen? Mitnichten! Die weltweite Finanzkrise habe bei vielen Bankern auch tiefe persönliche Spuren hinterlassen. Sagt jedenfalls Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. Er treffe auf Konferenzen immer wieder Berufskollegen, die wegen der Finanzkrise in medizinischer oder therapeutischer Behandlung seien, so Deutschlands mächtigster Privatbanker bei einer SPD-Veranstaltung in Berlin. Spricht Ackermann womöglich aus eigener Erfahrung?

Hauptversammlung Deutsche Bank

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann sorgt sich ums Seelenheil seiner Kollegen.

(Foto: ddp)

Rückblick: Mitte Januar 2009 musste auch der Chef der Deutschen Bank vorübergehend in medizinische Behandlung - weil er auf dem Neujahrsempfang seines Instituts einen Schwächeanfall erlitten hatte. Und zwar nur wenige Stunden, nachdem er ein Rekordminus verkünden musste.

Im Berliner Bundeswehrkrankenhaus ließ er sich behandeln, am nächsten Morgen ging er bereits wieder seiner Arbeit nach. Sein Spruch allerdings ist legendär: "Ich hatte den ganzen Tag dicht gedrängt Termine, leider nichts gegessen und fast nichts getrunken. Auf dem Neujahrsempfang habe ich zum Schluss noch ganz schnell zwei Würstchen mit Sauerkraut gegessen, dann wurde mir schlecht."

"Mit Wachstum aus der Situation herausarbeiten"

Mit der Wirtschaftselite, zu der auch Ackermann gehört, geht der 62-Jährige schwer ins Gericht. Ackermanns Vorwurf: Die Wirtschaftsführer hätten sich in der Vergangenheit zu wenig um Politik gekümmert. Dies sei ein Fehler gewesen. Inzwischen habe man in der Branche aber dazugelernt und wolle sich künftig stärker in der Politik einbringen.

Als eine der größten Herausforderungen für die Kreditwirtschaft nannte der Spitzenbanker den weiteren Umgang mit angeschlagenen und abzuwickelnden Instituten. Es müsse dringend ein System gefunden werden, wie "Banken, die gescheitert sind, geordnet abgewickelt werden können". Eine der Optionen sei die Insolvenz von Banken.

In der Finanzkrise hätten sich in vielen Staaten hohe Schuldenberge aufgetürmt. Wenn diese nun nicht abgetragen würden, drohe eine neue Vertrauenskrise. Inflation oder sogenannte Haircuts - also Abschläge bei Anleihen - seien keine Lösung, sagte Ackermann. "Wir müssen uns primär mit Wachstum aus der Situation herausarbeiten."

Ackermann warnte auch vor unterschiedlichen Regulierungen weltweit, die den Banken das Geschäft erschwerten. "Nationale Alleingänge sind schädlich", sagte der Schweizer. Bei internationalen Regelungen könne man auf die Unterstützung der Finanzbranche setzen. Sollte etwa die von der Bundesregierung angestrebte Finanztransaktionssteuer nicht nur national, sondern so international wie möglich umgesetzt werden, könne man durchaus darüber reden. Nationale Alleingänge führten aber dazu, dass bestimmte Geschäfte abwanderten. Dies zeige sich am deutschen Verbot von Leerverkäufen, denn das Geschäft finde nun in London statt.

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