Deutsche Bank: Fonds gestützt:Horrende Verluste für Investoren

Gewerbeimmobilien in der Krise: Ein US-Immobilienfonds der Deutschen Bank stand schon im Dezember vor der Pleite - und musste gerettet werden.

Harald Freiberger

Auch die Deutsche Bank ist von der Krise der Gewerbeimmobilien stark betroffen. Schon vor Monaten mussten Investoren ihres Immobilienfonds "Rreef America Reit III" hohe Verluste in Kauf nehmen. "Wir haben im Dezember 2009 für den Fonds eine Restrukturierungslösung erarbeitet, bei der die Deutsche Bank, Kreditgeber und Investoren einen Beitrag geleistet haben", bestätigte am Sonntag ein Sprecher des Instituts. Erst in der vergangenen Woche hatten die US-Banken Morgan Stanley und Goldman Sachs bekannt gegeben, dass bei jeder von ihnen ein großer Immobilienfonds massiv eingebrochen ist.

Der "Rreef America Reit III" der Deutschen Bank finanzierte 92 amerikanische Immobilienobjekte, zum Beispiel Wolkenkratzer in Philadelphia oder Bürogebäude im Silicon Valley. Die Investoren sind in erster Linie amerikanische Pensionsfonds, welche die Betriebsrenten von US-Bürgern verwalten. Auch die Deutsche Bank selbst hält knapp zehn Prozent an dem Fonds, der zum Teil mit Krediten finanziert ist. Als er aufgelegt wurde, umfasste sein Vermögen 2,6 Milliarden Dollar (1,9 Milliarden Euro).

Durch die Wirtschaftskrise in den USA hat der Wert des Fonds in den vergangenen beiden Jahren extrem gelitten. Viele der 92 Gewerbeimmobilien lassen sich nur noch schwer vermieten und stehen zum Teil leer. Dadurch sinken die Mieteinnahmen, und den Investoren fließen weniger laufende Erträge zu. Noch gravierender für den Fonds ist, dass der Wert der einzelnen Objekte sinkt, wenn sie zum Teil leerstehen. Ihr Wert wird regelmäßig taxiert.

Dabei kam im vergangenen Jahr heraus, dass die Immobilien in dem Fonds bei weitem nicht mehr die ursprünglichen 2,6 Milliarden Dollar wert sind. Deshalb mussten Kreditgeber neues Geld zuschießen oder ihre Linien verlängern, Investoren mussten hohe Abschläge hinnehmen. Das Wall Street Journal schrieb im Dezember, die Verluste lägen zwischen 65 und 82 Prozent. Wegen seiner hohen Verschuldung hatte der Fonds kurz vor der Pleite gestanden.

Privatanleger nicht betroffen

Die Deutsche Bank betont, dass von den Verlusten keine Privatanleger betroffen seien. Es handle sich ausschließlich um institutionelle Großkunden in den USA. Der "Rreef America Reit III" habe nichts mit offenen Immobilienfonds zu tun, die bei deutschen Privatinvestoren beliebt sind. Auch sei der Verlust nicht in Zusammenhang mit den jüngsten Nachrichten zu sehen, da die Angelegenheit schon vor Monaten bereinigt worden sei. "Der Fonds ist liquide, und er wird über Jahre liquide sein", sagte ein Sprecher.

In den vergangenen Tagen häuften sich die Hiobsbotschaften vom Gewerbeimmobilienmarkt. Die US-Investmentbank Morgan Stanley musste einräumen, dass bei ihrem Fonds "Real Estate Fund VI" ein Wertverlust von 8,8 Milliarden auf 3,4 Milliarden Dollar drohe. Das wäre der größte Einbruch, den es bei Immobilienfonds gab. Nicht viel besser sieht es beim "Whitehall Street International" von Goldman Sachs aus: Er büßte im Jahr 2009 fast sein gesamtes Vermögen von 1,8 Milliarden Dollar ein und soll nur noch 30 Millionen Dollar wert sein.

Beobachter fürchten schon seit längerem, dass der Verfall von Gewerbeimmobilien zu einer zweiten Welle der Finanzkrise führen könnte. In der ersten Welle litten Banken unter dem Einbruch minderwertiger privater US-Hypothekenkredite, die über den ganzen Erdball verteilt worden waren. Die Krise der Finanzbranche zog besonders in den USA auch die Realwirtschaft nach unten. Deshalb stehen dort Büros, Läden und Fabriken zunehmend leer - mit extrem negativen Folgen für Immobilienfonds.

Der US-Kongress rechnete aus, dass fast jede dritte der 8100 Banken des Landes in der Gefahr schwebt, von platzenden Darlehen für Gewerbeimmobilien in den Abgrund gerissen zu werden. Die Manager der Fonds betonen zwar, es handle sich um eine Momentaufnahme, der Markt könne sich auch wieder erholen. Doch dazu müsste erst einmal die Wirtschaft wieder richtig anziehen.

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