Deutsche Bank:Dumm gelaufen

Streit ohne Sieger: Erst nach langer Auseinandersetzung ist es der Deutschen Bank gelungen, eine neue Unternehmensspitze zu präsentieren. Doch wie kann es sein, dass das Finanzinstitut die Ackermann-Nachfolge derart unelegant löst? Die Leidtragenden sind die künftigen Chefs.

Hans von der Hagen

Sicher, Josef Ackermann hatte es anders gemeint. Im Winter sagte er, dass die Deutsche Bank 2011 das ernten wolle, was 2010 gesät worden war. Er hatte das auf die Zahlen gemünzt, die jetzt das Geldhaus in der angekündigten Güte auch vorgelegt hat.

Man walks past headquarters of Germany's Deutsche Bank AG in downtown Frankfurt

Die Deutsche Bank musste mühsam die Balance zwischen Investmentbanking und dem klassischen Bankgeschäft finden. Jetzt kämpft sie darum, dass diese Balance auch erhalten bleibt.

(Foto: REUTERS)

Doch sie verkamen zur Nebensache, denn gleichzeitig präsentierte die Deutsche Bank auch die Ernte in der so lange schwelenden Führungsfrage: Jürgen Fitschen steht künftig gemeinsam mit Anshu Jain an der Spitze des Instituts.

So wie diese Ernte von der Deutschen Bank präsentiert wurde, bleiben Fragen offen: Hat das Institut schlecht gesät? Oder nur das Gießen vergessen? Wie kann es sein, dass die Deutsche Bank die Ackermann-Nachfolge derart unelegant löst?

Das trifft nicht Fitschen und Jain selbst, die beide womöglich einen guten Job machen werden. Doch das Zaudern und Streiten um die Ackermann-Nachfolge ist zur Bürde für das Duo geworden, weil sie jetzt als Notlösung dastehen.

Da ist Fitschen, ein Mann, der so alt ist wie Ackermann. Und da ist Jain, dem das Institut offenbar nicht zutraut, in der Deutschen Bank die Balance zwischen Investmentbanking und dem klassischen Bankgeschäft zu wahren - die Ackermann, nebenbei bemerkt, auch erst finden musste.

Das Durcheinander hat Geschichte. Erst drängelte sich 2009 Chefausseher Clemens Börsig vor, der qua Amt den Nachfolger Ackermanns suchen muss - und präsentierte am Ende nur sich selbst, zumindest inoffiziell. Um den Wechsel von Börsig in den Vorstand zu verhindern, verlängerte Ackermann seinen Vertrag bis 2013.

Seit dem Zeitpunkt war der Machtkampf zwischen Ackermann und Börsig offensichtlich, der später über die Kandidatenwahl ausgefochten wurde. Ackermann versuchte offensichtlich, neben Jain Hugo Bänziger durchzudrücken, mit dem Ackermann schon gemeinsam in der Schweizer Armee gedient hatte. Börsig setzte auf Fitschen.

Dieser Streit musste in einem "er oder ich" enden - und er tat es auch: Clemens Börsig hat zwar mit Fitschen seinen Wunschkandidaten durchgedrückt, doch Ackermann ersetzt Börsig als ersten Mann im Aufsichtsrat.

Allein: Als Sieger steht Ackermann nicht da. Ausgerechnet ihm, der sich so gewandt in Bankerkreisen bewegt und in denen auch nie um seine Autorität fürchten musste, misslang es, die Nachfolge im Zusammenspiel mit Börsig geräuschlos zu organisieren. Er schaffte es nicht, am Ende ein Ergebnis zu präsentieren, das - unabhängig von den ernannten Personen - als gut und gewünscht wahrgenommen wird.

Vielleicht kann er das noch nachholen. Als neuer Chef des Aufsichtsrats ist Ackermann künftig der mächtigste Mann in der Bank, kann die Konzernspitze befrieden und gegebenenfalls einen Nachfolger für Fitschen finden. Vielleicht gilt dann auch die alte Bauernregel: "Wenn's erst einmal Josefi ist, so endet auch der Winter gewiss."

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