Deutsche Bank:Ackermanns Schachzug

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Deutsche-Bank-Chef Ackermann hat sich für 2011 viel vorgenommen: Er will zehn Milliarden Euro Gewinn. Analysten fürchten, dass er die Latte reißt - darum muss Ackermann nun allen das Gegenteil beweisen.

Harald Freiberger

Für Anleger gibt es kaum einen schlimmeren Ausdruck als das Wort "Gewinnwarnung". Die Deutsche Bank hat es Anfang der Woche in ihrer Mitteilung zwar nicht benutzt, aber es war genau das: eine Warnung an die Börse, dass sich der Gewinn schlechter entwickelt hat als erwartet. Im Normalfall bricht ein Aktienkurs dann deutlich ein. Bei der Deutschen Bank aber war am Dienstag das Gegenteil der Fall, die Aktie stieg um rund ein Prozent.

Josef Ackermann: Auf der Suche nach dem perfekten Abgang. (Foto: AP)

Wenn eine Gewinnwarnung die Anleger kalt lässt, gibt es meist nur eine Erklärung dafür: Hinter der negativen Nachricht muss eine positive Nachricht stecken. So sahen es offenbar auch die Anleger: Die Tatsache, dass der Gewinn vor Steuern im vierten Quartal statt erwarteter 1,2 Milliarden nur rund 700 Millionen Euro betragen wird, beunruhigte sie wenig. Denn als Ursache gab die Deutsche Bank an, dass die Kosten stark gestiegen waren, und dafür nannte sie wiederum drei Gründe: den Umbau der Investmentbanking-Sparte und die Integration der Postbank sowie des Vermögensverwalters Sal. Oppenheim.

Der perfekte Abgang

Das beruhigte die Investoren, weil die Kosten ohnehin angefallen wären. Die Deutsche Bank hatte offenbar einen großen Teil davon in das vierte Quartal des alten Jahres geschoben, damit sie im neuen Jahr nicht mehr anfallen können. 2010 ist ohnehin abgehakt, das Jahr hätte die Deutsche Bank auch mit einem guten vierten Quartal nicht retten können, weil im dritten Quartal eine hohe Sonderabschreibung von 2,3 Milliarden Euro wegen der Postbank-Übernahme nötig wurde.

An der Börse wird die Zukunft gehandelt, und das Jahr 2011 ist auch für Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ein Entscheidendes. Er hat sich die Latte vor gut einem Jahr selbst hoch gelegt, als er davon sprach, sein Ziel sei es, 2011 ohne Sondereffekte einen Vorsteuergewinn von zehn Milliarden Euro zu erzielen. Auf diese Marke schauen die Anleger seitdem wie gebannt. Die Analysten zeigten sich bisher skeptisch, sie kommen in ihrer Schätzung nur auf rund acht Milliarden Euro. Ackermann dürfte einen großen Teil seines Ehrgeizes darauf verwenden, allen noch einmal zu zeigen, dass er doch recht hatte.

Das gilt umso mehr, als 2011 das letzte Jahr sein könnte, dessen Bilanz er zu verantworten hat. Sein Vertrag läuft zwar bis 2013, aber es ist wahrscheinlich, dass sein Nachfolger vorzeitig ernannt wird, um eine lange Hängepartie für die Bank zu vermeiden. Erreicht Ackermann sein hochgestecktes Ziel für dieses Jahr, wäre das für ihn ein perfekter Abgang. Und alle Kosten, die die Bank noch ins alte Jahr gepackt hat, fallen im entscheidenden neuen Jahr 2011 nicht mehr an.

Noch nicht am Ziel

Es gibt noch einen anderen Grund, warum die Börse so gelassen auf die Gewinnwarnung reagierte: Die Kosten, die jetzt anfallen, sind keine Verluste, sondern Investitionen. Sie sollen dazu beitragen, dass das Geschäftsmodell der Deutschen Bank künftig nicht mehr so abhängig ist vom stark schwankenden Investmentbanking. Die Übernahme von Postbank und Sal. Oppenheim, die erst einmal Geld kostet, soll künftig die Erträge stabiler machen - eine Geschichte, die die Börse Ackermann noch abnimmt. Der schwierigere Teil wird sein, die Integration der beiden Institute so hinzubekommen, dass die Erträge auch wie gewünscht fließen. Bei Sal. Oppenheim läuft der Prozess bisher nicht glatt, und auch die Integration der Postbank ist kein leichtes Unterfangen.

Vorerst macht die Deutsche Bank den größten Teil ihres Gewinns immer noch im Investmentbanking. Denn unabhängig von den steigenden Kosten kletterten auch die Erträge im vierten Quartal so stark, dass selbst die Konkurrenz verwundert ist. Von einer Wende beim Geschäftsmodell ist jedenfalls noch nichts zu spüren. Das aber heißt, dass die Deutsche Bank noch lange nicht dort ist, wo sie hin will.

© SZ vom 02.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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