Deutsche Bank:Ackermann wieder daheim

Seit mehr als drei Jahren werden bereits die Zwillingstürme der Deutschen Bank renoviert. Jetzt kehren der Chef und erste Mitarbeiter zurück ins Frankfurter Bankenviertel.

Harald Freiberger

Der Sicherheitsmann vor dem Bauzaun scheucht neugierige Zuschauer weg. "Bitte weitergehen, hier herrscht ein riesiger Zeitdruck", sagt er. Hinter dem Bauzaun sind Arbeiter in grünen Overalls mit Erdarbeiten beschäftigt, Arbeiter mit blauen Anzügen verlegen Pflastersteine, einer läuft mit einer Leiter vorbei, ein anderer mit einem Plan in der Hand, alle bewegen sich mit hoher Geschwindigkeit. Vor den Zwillingstürmen der Deutschen Bank an der Frankfurter Taunusanlage ist Hektik angesagt. So schnell werden die Bauarbeiten auch nicht abgeschlossen sein, sie ziehen sich noch bis zum Frühjahr hin.

Die Zwillingstürme der Deutschen Bank in Frankfurt am Main werden nach drei Jahren wieder bezogen.

Die Zwillingstürme der Deutschen Bank in Frankfurt am Main werden nach drei Jahren wieder bezogen.

(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Das bedeutet, dass die Mitarbeiter der Deutschen Bank in den nächsten Monaten auf einer Baustelle arbeiten müssen. Denn noch in dieser Woche kommen sie. Nach mehr als drei Jahren ziehen die ersten von rund 2800 Beschäftigten vom Randbezirk an der Messe wieder zurück in die Türme im Bankenviertel. Der Umzug läuft schrittweise ab, die letzten werden erst im Februar kommen.

Drei Jahre lang wurden die beiden von 1979 bis 1985 erbauten Türme komplett renoviert. Nur das Betonskelett ist noch das alte, ansonsten wurde alles ausgewechselt, ob Wände, Aufzüge oder Fassade. Nur von außen sehen die Türme noch ganz so aus wie vor dem Umbau.

"Als wir begannen, ging es um Brandschutzsanierung mit einer teilweisen optischen Verschönerung der Türme", sagt Projektleiter Ulf Achenbach. Doch im Laufe der Renovierung sei schnell klar geworden, dass man mehr erreichen wolle. Inzwischen spricht die Bank von einem der umweltfreundlichsten Hochhäuser auf der Welt, sie nennt den Bau "Greentowers", grüne Türme. Stolz präsentiert das Geldhaus die Energiebilanz: Die neue Zentrale spart im Vergleich zur alten 67 Prozent der Heizenergie, das entspricht dem jährlichen Verbrauch von 750 Einfamilienhäusern. Beim Strom beträgt die Einsparung 55 Prozent oder dem Verbrauch von 1900 Einfamlienhäusern, beim Wasser sind es 74 Prozent oder 1900 Schwimmbecken.

200 Millionen Euro hat die Renovierung gekostet. Die Türme sind mit neuester Technik ausgestattet. Die Mitarbeiter haben keine eigenen Computer mehr in ihren Büros, sondern sind per Modem direkt mit dem Rechenzentrum verbunden. Die Toilettenspülungen funktionieren mit Regenwasser.

30.500 Tonnen altes Material wurden im Frühjahr 2008 aus den Türmen geholt. 98 Prozent davon wurden wieder verwertet, auch darauf ist die Bank stolz. "Wir wissen genau, was aus jedem Material geworden ist", sagt Projektleiter Achenbach. "So wurde zum Beispiel Mineralwolle in der Ziegelindustrie beigemischt." Im Prinzip könnte damit jeder, der künftig einen Ziegelstein kauft, ein Stück der Deutsche-Bank-Türme erwerben.

Beschwerden über Baumaßnahmen

Gutes Image haben die renovierten Türme auch nötig, gerade bei den Anwohnern, denen es nach drei Jahren Staub, Lärm und Verkehrsbehinderung reicht. "Die Baustelle ist schon nervig, ich hatte gehofft, das ist schneller beendet", sagt eine Mutter, die ihre einjährige Tochter von der benachbarten Kindertagesstätte "Kids & Co." abholt. Die Betreiberin des Restaurants "Ivory Club" wenige Meter weiter lässt über ihren Anwalt ausrichten: "Baustelleneinrichtung, Bautätigkeit und das Baumanagement der Deutschen Bank hatten und haben in der Tat massive negative Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb des Ivory Club."

Zwischendurch bekam die Deutsche Bank auch Probleme mit Umweltschützern. Sie monierten, dass 14 Pappeln an der vorbeiführenden Straße der Renovierung zum Opfer fielen. Nötig war das, weil das Gelände vor den beiden Türmen umgestaltet wurde, Leitungen verlegt werden mussten, die durch das Wurzelwerk der Bäume liefen, außerdem hätte es sonst starke Verkehrsbehinderungen gegeben. Das Frankfurter Rathaus stoppte den Plan vorübergehend sogar. Schließlich bekam die Bank doch die Genehmigung zum Abholzen, weil sie versicherte, gleichartige Bäume wieder einzupflanzen.

In die renovierten Türme kommen überwiegend jene Mitarbeiter zurück, die vor drei Jahren ausgezogen sind. Das sind vor allem Stabsstellen und ein Teil der operativen Bereiche, nicht aber die Privatkundenbetreuer oder die Investmentbanker, die schon immer in anderen Häusern untergebracht waren. Vorstandschef Josef Ackermann wird ebenfalls wieder zurück ins Bankenviertel ziehen. Wann, will die Bank nicht sagen, ebensowenig, in welchem Stock sich sein Büro befindet. Man darf aber davon ausgehen, dass es nicht im Erdgeschoss sein wird. Einer der beiden 155 Meter hohen Türme hat 38 Etagen, der andere 40.

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