Der Handel mit Öl:Große Spieler beherrschen den Markt

Ein Stück vom Kuchen: Wie Investmentbanken, Hedgefonds, Konzerne und Kleinanleger den Ölpreis treiben.

S. Boehringer u. A. Oldag

Von der weltweit wichtigsten Rohölsorte WTI, dem amerikanischen Leichtöl, werden täglich etwa 300.000 Fass produziert. An den Terminbörsen gehen derzeit aber Kontrakte um, die in ihrem Wert einem Volumen von 300 Millionen Fass entsprechen würden.

Der Handel mit Öl: Der Ölpreis schwankt extrem. Das kann Spekulanten reich machen, birgt aber ein hohes Risiko.

Der Ölpreis schwankt extrem. Das kann Spekulanten reich machen, birgt aber ein hohes Risiko.

(Foto: Foto: SZ-Graphik)

Dieses Missverhältnis zwischen den tatsächlichen Ölbeständen und dem Börsenvolumen darauf zeigt deutlich, welch große Rolle Wettgeschäfte für den Preis des schwarzen Rohstoffs spielen.

Der Börsenhandel ist nur ein Bruchteil des Marktes

Experten schätzen zudem, dass der Börsenhandel wiederum nur einen Bruchteil des gesamten Marktvolumens ausmacht. "Banken, die für ihre Kunden Absicherungsgeschäfte tätigen, die nicht zu den üblichen Stichtagen auslaufen, handeln lieber untereinander, also ohne Einschaltung der Börse", erklärt ein Händler in Frankfurt.

Öl und andere Rohstoffe haben sich in den vergangenen Jahren zu einer alternativen Anlageklasse entwickelt. Vor allem Hedge-Fonds, die bislang ihre Rendite durch Kreditderivate aufpeppten, verlagern ihre Investments stärker in den lukrativer erscheinenden Energie- und Rohstoffsektor. Dies ist eine Folge der anhaltenden Unsicherheiten an den Kredit- und Aktienmärkten.

Rohstoff-Anlagen erscheinen dagegen vergleichsweise sicher und als Schutz gegen Inflation. Gehandelt wird mit der angenommenen Nachfrage von morgen, was etwa China oder Indien bereit sind, künftig pro Fass Öl zu zahlen.

Die Preise für die entsprechenden Kontrakte an den Terminbörsen wirken dann auf die Preise an den Spotmärkten zurück, wo kurzfristig Rohöl oder Mineralölprodukte gehandelt werden.

Der Londoner Hedgefonds Blue Gold Capital Management etwa hat 2008 mit der Ölspekulation eine Rendite von mehr als 200 Prozent erzielt. Er hatte den steilen Anstieg der Preise bis Sommer 2008, aber auch den anschließenden Kollaps richtig vorausgesagt.

Es wird nur spekuliert, nicht geliefert

Auf reine Spekulationsgewinne setzen auch Ölbroker-Firmen wie PVM Futures. Firmensitz ist das Steuerparadies Bermudas. Das tägliche PVM-Handelsvolumen umfasst Terminkontrakte für bis zu 100 Millionen Barrel Öl. Das ist ein Vielfaches der täglichen Fördermenge Saudi Arabiens.

PVM Futures geriet jetzt in die Schlagzeilen, weil ein angestellter Ölhändler nicht autorisierte Terminkontrakte für etwa zehn Millionen Barrel Öl gehortet und damit eine kleine Ölpreishausse ausgelöst hatte.

Mit Wetten auf steigende oder fallende Preise erfolgt in der Regel keine echte Lieferung. Es handelt sich um reine Spekulationsgeschäfte. Anders sieht diese bei Ölhändlern aus, die das schwarze Gold auch physisch handeln. Dazu zählen die international tätigen Firmen Gunvor, Glencore und Vitol.

Wie ein Spinne im Netz der weltweiten Ölströme sitzen große Konzerne wie Exxon-Mobil, BP und Shell. Sie verfügen neben ihren Förderkapazitäten große Handelsabteilungen. Dabei geht es vor allem um komplizierte Absicherungsgeschäfte gegen fallende Preise.

Die Konzerne sind in einer mächtigen Position, den Preis mitzubestimmen, weil sie über umfangreiche Lagerkapazitäten verfügen.

Zu den großen Spielern an den Energiemärkten gehören auch Investmentbanken. Sie agieren an den Märkten teilweise auch, um sich gegen Finanzrisiken aus Transaktionen zu schützen, die wenig mit der tatsächlichen Produktion oder dem Verbrauch des betreffenden Rohstoffes zu tun haben.

Vor der jüngsten Kreditkrise vereinten allein die beiden Wall-Street-Institute Goldman Sachs und Morgan Stanley auf sich etwa die Hälfte der Erträge, die die zehn größten Investmentbanken im Boomjahr 2007 mit Rohstoffen insgesamt erwirtschafteten, sagte Ethan Ravage, Öl-Berater in San Francisco, der Agentur Bloomberg. Das Gesamtvolumen damals bezifferte Ravage auf immerhin 15 Milliarden Dollar.

Fonds sind die neue Macht am Ölmarkt

Eine neue Macht am Ölmarkt sind börsengehandelte Fonds, sogenannte Exchange Traded Funds (ETF). Dahinter stehen Kleinanleger in aller Welt, die auf steigende Ölpreise setzen.

Der wohl größte bekannte Fonds ist der US Oil Fund, kurz USO. Nach Angaben der Beratungsfirma Petromatrix hat das von USO verwaltete Vermögen seit Oktober 2008 um 50 Prozent zugenommen.

Damit kontrolliert allein dieser ETF rund 20 Prozent aller nächstfälligen Kontrakte auf WTI-Öl, schreiben die Rohstoffanalysten der Commerzbank in einer Studie. Etwa 15 Prozent des täglichen Handelsvolumens könnten damit USO zugeordnet werden.

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